| # taz.de -- Coronaentwicklung in Deutschland: Alle Rekorde gebrochen | |
| > Die Zahl der Neuinfektionen steigt weiter. Trotz Impfungen werden im | |
| > Winter Tausende sterben. In vielen Landkreisen sind die Intensivstationen | |
| > voll. | |
| Bild: Eine Fachärztin einer Covid19-Intensivstation in Dresden | |
| Berlin taz | Die Coronazahlen haben am Mittwoch neue Höchststände erreicht: | |
| Das Robert-Koch-Institut (RKI) registrierte 39.676 Neuinfektionen binnen 24 | |
| Stunden, der 7-Tage-Mittelwert kletterte damit auf 29.367, die | |
| 7-Tage-Inzidenz auf 232,1. All diese Werte liegen [1][höher als jemals | |
| zuvor in den fast 2 Jahren der Pandemie]. Der 7-Tage-Mittelwert der | |
| Neuinfektionen überstieg den bisherigen Höchststand, der erst am Vortag | |
| gemessen worden war, nochmals um 10 Prozent. Und es ist davon auszugehen, | |
| dass die Werte in den kommenden Tagen weiter getoppt werden. | |
| Denn auch das Wachstumstempo der 4. Coronawelle steigt rasant. [2][Der | |
| 7-Tage-Mittelwert lag am Mittwoch 55,8 Prozent über dem Stand der | |
| Vorwoche.] Bleibt es bei diesem Tempo, wird der 7-Tage-Mittelwert in der | |
| kommenden Woche auf 40.000 bis 50.000 steigen. An einzelnen Tagen werden | |
| die Werte noch viel höher liegen, da, anders als bei einem ähnlichem | |
| Anstieg in den vorherigen Wellen, diesmal kein bremsender Lockdown geplant | |
| ist. | |
| Zwar sind die Infektionszahlen wegen der Impfung nicht mehr ganz so | |
| gravierend wie vor einem Jahr. Aus Zahlen des RKI lässt sich jedoch | |
| errechnen, dass Geimpfte derzeit immer noch viermal seltener symptomatisch | |
| an Covid-19 erkranken als Ungeimpfte. Aber wenn die Infektionszahlen so | |
| exorbitant steigen wie jetzt, wachsen mit etwas Verzug auch die Zahlen der | |
| Erkrankten, der Klinikpatient:innen und der Toten. | |
| Am Ende der 1. Welle waren rund 4,5 Prozent aller registrierten | |
| Neuinfizierten gestorben, bei der 2. Welle 2,5 Prozent. Bei der 3. Welle, | |
| die wegen der im Frühjahr dieses Jahres bereits wirkenden Impfungen nicht | |
| ganz so gravierend war, verstarben rund 1,5 Prozent der registrierten | |
| Infizierten. Selbst wenn diese Rate bei der 4. Welle auf 1,0 Prozent sinken | |
| sollte, werden von den in den letzten Wochen Infizierten in den kommenden | |
| noch rund 5.000 Menschen sterben. Mit etwas Glück wird die Sterberate wie | |
| im September und Oktober niedriger liegen, bei ungünstigem Verlauf darüber. | |
| Seit Ende Oktober ist die Quote laut Berechnungen der taz wieder deutlich | |
| über 1 gestiegen. Bei aktuell rund 30.000 Neuinfektionen pro Tag bedeutet | |
| eine Sterberate von 1 Prozent, dass Tag für Tag 300 Tote hinzukommen – bei | |
| weiter steigender Infektionszahl entsprechend mehr. | |
| Der Virologe Christian Drosten warnte im jüngsten [3][NDR-Podcast „Das | |
| Coronavirus-Update“] noch vor ganz anderen Dimensionen. Sollte es beim | |
| Impfen keinen Fortschritt geben, müsse sich Deutschland auf mindestens | |
| 100.000 weitere Coronatote vorbereiten, „bevor sich das Fahrwasser | |
| beruhigt“, sagte Drosten. „Das ist eine konservative Schätzung.“ Noch si… | |
| die Zahlen nicht ganz so hoch, aber die Kurve der Todesfälle zeigt bereits | |
| steil nach oben. Der vom RKI gemeldete Tageswert von 236 [4][ist der | |
| höchste seit Ende Mai]. | |
| Deutlich steigt auch die Belastung der Kliniken. Die Hospitalisierungsrate, | |
| die angibt, wie viele Coronapatient:innen pro 100.000 | |
| Einwohner:innen in den letzten sieben Tagen in Krankenhäuser | |
| aufgenommen wurden, sprang laut RKI auf 4,61, [5][das sind 27 Prozent mehr | |
| als vor einer Woche]. Tatsächlich dürfte dieser Wert sogar bereits bei weit | |
| über 8 liegen, da er durch Nachmeldungen regelmäßig um rund 80 Prozent nach | |
| oben korrigiert werden muss. | |
| Besonders stark steigt die Rate derzeit in Bayern. Dort werden bereits | |
| wieder so viele Coronapatient:innen in Klinken behandelt wie auf dem | |
| Höhepunkt der 3. Welle. In vielen Landkreisen gibt es keine freien Betten | |
| mehr auf den Intensivstationen. | |
| Dementsprechend hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Mittwoch | |
| aufgrund „der aktuellen besorgniserregenden Situation in der | |
| Corona-Pandemie die Feststellung des Katastrophenfalls ab dem 11. November | |
| 2021 angeordnet“. Das teilte die Staatskanzlei am Mittwoch in München mit. | |
| Die Feststellung des Katastrophenfalls ermöglicht eine koordinierte und | |
| strukturierte Vorgehensweise aller im Katastrophenschutz mitwirkenden | |
| Behörden, Dienststellen und Organisationen. Der Katastrophenfall wurde in | |
| der Corona-Pandemie bereits am 9. Dezember 2020 ausgerufen, er wurde erst | |
| am 4. Juni 2021 wieder aufgehoben. | |
| 10 Nov 2021 | |
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| [1] https://twitter.com/gereonas/status/1458344550955732996 | |
| [2] https://twitter.com/gereonas/status/1458345902658228225 | |
| [3] https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html | |
| [4] https://twitter.com/gereonas/status/1458353329008955392 | |
| [5] https://twitter.com/gereonas/status/1458384764092702723 | |
| ## AUTOREN | |
| Gereon Asmuth | |
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