| # taz.de -- Kunstprojekt „Stadtflussland Berlin“: Was Berlin mit der Lausit… | |
| > Um Klima- und Strukturwandel am Beispiel Berlins und der Lausitz geht es | |
| > am Wochenende bei einem Kunstprojekt entlang der Spree. | |
| Bild: Kunst auf der Spree als Verbindung zwischen Berlin und der Lausitz | |
| Es geht jetzt mal nicht um DIE Ostsee. Sondern DEN Ostsee. Anders | |
| formuliert: Was hat Berlin mit den am Ende des fossilen Zeitalters | |
| gebeutelten und verschandelten Landschaften im Nachbarland Brandenburg zu | |
| tun? Eine ganze Menge, findet eine illustre Schar von Künstler:innen und | |
| veranstaltet ab Freitagnachmittag das ganze Wochenende lang | |
| „Stadtflussland“, ein „Landschaftstheater“ mit Installation, Performance | |
| und Musik. | |
| Ausgangspunkt dieser terminlich perfekt gesetzten Kunst-Intervention – die | |
| [1][UN-Klimakonferenz in Glasgow] lässt grüßen! – ist der Umstand, dass die | |
| Spree die Hauptstadt, diesen energiefressenden Moloch, mit den | |
| verschwundenen Dörfern und den ausgekohlten Gebieten in der Lausitz | |
| verbindet. Dem geschundenen Landstrich also, wo die großen Löchern, die der | |
| Braunkohletagebau hinterlässt, oft mit Wasser gefüllt zu Seen werden. Weil | |
| das das Einfachste ist. Aber das dauert: Bis 2030 wird aus einem solchen | |
| riesigen Loch der 1.900 Hektar große (das entspricht 2.661 Fußballfeldern) | |
| Cottbuser Ostsee entstehen. | |
| Die Spree als natürliche Verbindung zum Lausitzer Kohlerevier bzw. dessen | |
| Überbleibseln ist also der ideale Ort für eine künstlerische | |
| Auseinandersetzung mit Fragen rund um Klima- und Strukturwandel sowie | |
| Zukunft. „Recherchepraxis“, ein Performancekollektiv „mit poetischem und | |
| politischem Blick auf die Wirklichkeit“ (Eigenbeschreibung), lädt zum | |
| längst fälligen Perspektivwechsel ein. Ein Schiff mit Namen „Łužyca II“ | |
| (sorbisch für Lausitz; „Wuschiza“ ausgesprochen) wird dabei drei Tage lang | |
| an verschiedenen Uferabschnitten der Spree von einem Chor in Empfang | |
| genommen. An drei Anlegestellen zwischen Oberbaumbrücke und | |
| Regierungsviertel findet jeweils eine 30-minütige Performance statt. | |
| Bernadette La Hengst ist Teil des „Recherchepraxis“-Kollektivs. Die | |
| Musikerin und Theatermacherin hat 2019 den Chor der Statistik gegründet. | |
| Für „Stadtflussland Berlin“ hat La Hengst die Chorsänger:innen befragt, | |
| was sie mit der Lausitz verbinden und die Antworten in Songtexte für zwei | |
| neue Lieder verdichtet, die Teil der Performance sind. | |
| „Man muss sich nur mal vorstellen, dass dort [2][137 Dörfer verschwunden] | |
| sind und riesige Löcher zurückblieben“, sagt sie der taz am Telefon, die | |
| Proben unterbrechend. „Wir haben uns mehrere der neu entstandenen | |
| Seenlandschaften angeschaut, man kann sie noch für nichts nutzen, nicht | |
| darin baden – man kann sie nur angucken.“ | |
| Der Song „Łužyca du visionäre Leere“ ist melancholisches Liebes- und | |
| Protestlied in einem. Darin heißt es: „Kann die Wunde, die du trägst, | |
| jemals verheilen?“ | |
| 5 Nov 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Hergeth | |
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