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# taz.de -- Mobilitätsentwickler über Diensträder: „Das Rad als Statussymb…
> In den kommenden Jahren wird die Zahl der Diensträder jährlich um eine
> halbe Million steigen, sagt Ronald Bankowsky. Er ist Gründer von
> mein-dienstrad.de.
Bild: Nicht nur der Postbote sollte ein Dienstrad haben
taz: Immer mehr Unternehmen bieten Beschäftigten ein Dienstrad an. Wie
[1][viele Diensträder] gibt es in Deutschland?
Ronald Bankowsky: Das Dienstrad wird in der Regel über Leasing-Unternehmen
angeboten. Die Anbieter geben keine Zahlen heraus, das ist ein gut
gehütetes Geheimnis. In Deutschland sind Diensträder seit 2012 möglich,
2018 hat es einen Schub gegeben, und Corona hat den Trend verstärkt. Ich
schätze, dass es in Deutschland zurzeit rund 500.000 Diensträder gibt und
in den kommenden Jahren rund eine halbe Million jährlich hinzukommen.
Gerade bei den bis 30-Jährigen findet ein Umdenken statt. Für junge Leute
ist eher das Rad als das Auto ein Statussymbol.
Wie viele Diensträder sind von Ihnen?
Auch wir geben keine Zahlen heraus.
Wie funktioniert das Dienstrad?
Der Arbeitgeber schließt einen Rahmenvertrag mit einem Anbieter und legt
die Bedingungen fest. Zum Beispiel: Darf der Beschäftigte ein Rad haben
oder zwei Räder, ein E-Bike oder konventionelles Rad, und was darf das Rad
kosten. Im Pflegebereich geht es oft um 500 bis 700 Euro, bei anderen geht
es bis 10.000 Euro.
… 10.000 Euro, das ist aber ziemlich viel für ein Dienstrad, oder?
Je nachdem, aus welcher Branche das Unternehmen kommt. Im Beraterbereich
oder im IT-Bereich sind es schnell 10.000 Euro, während es im sozialen
Bereich oft eine Deckelung bis 4.000 Euro gibt. Über ein Onlineportal
können Beschäftigte einen Händler finden und sich ein Fahrrad aussuchen.
Dann wird ein Leasingvertrag geschlossen, der Arbeitgeber zahlt 36 Monate
die Leasinggebühren. Danach kann der Beschäftigte entscheiden, ob er das
Fahrrad kaufen oder einen neuen Vertrag schließen will.
Der Arbeitgeber zieht die Rate vom Bruttolohn ab. Was kostet Beschäftigte
ein Dienstrad ungefähr?
Ein Beispiel: Wer 2.800 Euro brutto verdient und ein E-Bike für 2.450 Euro
nutzt, zahlt im Monat einschließlich Versicherung und Wartung rund 44 Euro,
obwohl die Nutzungsrate knapp 76 Euro beträgt. Das ist möglich, weil die
Rate vom Bruttolohn abgezogen wird und dafür weder Sozialabgaben noch
Steuern gezahlt werden müssen.
Auch Arbeitgeber sparen Sozialabgaben.
Arbeitgeber sparen ein bisschen Sozialabgaben, aber sie beteiligen sich
auch an den Kosten. Wenn es gut läuft, zahlen Firmen plus/minus null.
Unternehmen, die nachhaltige Mobilität fördern wollen, zahlen Zuschüsse.
Das machen viele. Sie übernehmen zum Beispiel prozentual einen bestimmten
Satz oder 20 Euro für ein Wartungspaket.
Wie sind die Räder versichert?
Das hängt vom Anbieter ab. Bei uns ist es so, dass der Kunde das Rad schon
mutwillig in einem Fluss versenken muss, damit der Schaden nicht ersetzt
wird. Denn das wäre Vorsatz. Ansonsten ist alles, was passieren kann,
abgedeckt. Verschleiß ebenfalls. Im Augenblick gibt es hervorragende
Bedingungen auf dem Versicherungsmarkt. Denn jeder Versicherer möchte hier
gerne mitmischen.
Knapp 1,9 Millionen Angestellte der Kommunen haben Anspruch auf ein
Dienstrad, das sieht der Tarifvertrag vor. Werden Diensträder in weiteren
Tarifverträgen vereinbart?
Ja. Ich gehe davon aus, dass der komplette öffentliche Dienst und weitere
Branchen dazukommen. Abgesehen davon: Der Druck auf Arbeitgeber steigt,
Diensträder anzubieten. Das Dienstrad hat sich bereits als Klebstoff
erwiesen, um gute Mitarbeiter zu halten und zu bekommen.
In Deutschland gibt es rund 5,2 Millionen Firmenwagen. Lösen Diensträder
den klassischen Dienstwagen ab?
Nein, Dienstwagen wird es weiterhin geben. Für Personen, die im Vertrieb
unterwegs sind oder weil sie regelmäßige Strecken reisen. Aber auch da kann
ein Dienstrad hilfreich sein. Denn diese Leute können ja privat Fahrrad
fahren.
Was muss die neue Bundesregierung tun, um den Trend zum Dienstrad mehr zu
unterstützen?
Grundsätzlich muss die Radinfrastruktur massiv ausgebaut werden. Damit wäre
viel geholfen.
Ist das wichtiger als mehr finanzielle Vorteile?
Ja. Auf der Website www.steigum.de können Beschäftigte sehen, was sie an
Geld für Sprit sparen oder an C02-Ausstoß vermeiden, wenn sie mit dem Rad
statt mit dem Auto fahren.
Im Moment ist der Fahrradmarkt leer gefegt. Bremst das denn die Diensträder
nicht aus?
Man bekommt hinsichtlich der Farbe oder Größe vielleicht nicht das
[2][Wunschfahrrad], aber wenn der Kunde ein Rennrad oder ein Hollandrad
will, kriegt er das. Bei sehr speziellen Wünschen sind Wartezeiten von drei
oder vier Monaten möglich.
13 Oct 2021
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## AUTOREN
Anja Krüger
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