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# taz.de -- Boom der Fahrradwirtschaft: Radbranche wird zur Jobmaschine
> Der Branche geht es prächtig, sie beschäftigt schon mehr Menschen als der
> Bahnsektor. Das liegt auch daran, dass Diensträder immer populärer
> werden.
Bild: Radboom schafft Arbeitsplätze: Mountainbike-Montage in Sangershausen
Berlin taz | Es gibt eine „Wachablösung“ im Verkehr, das zeigen nach
Auffassung von [1][Wasilis von Rauch] vom Bundesverband Zukunft Fahrrad die
Absatzzahlen von E-Bikes und Diesel-Pkws für 2019: In diesem Jahr wurden in
Deutschland zum ersten Mal mehr Fahrräder mit Elektromotor verkauft als
Diesel-Pkws.
E-Bikes sorgen für einen anhaltenden Boom der Fahrradwirtschaft – einer
Branche, die immer mehr Arbeitsplätze schafft. Zu diesem Ergebnis kommt
eine [2][Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie] und des
Instituts Arbeit und Technik der Westfälischen Hochschule. Von Rauchs
Organisation hat die Untersuchung gemeinsam mit dem
Zweirad-Industrie-Verband und dem Verbund Service und Fahrrad in Auftrag
gegeben, um die ökonomische Bedeutung der Branche zu belegen – denn damit
lassen sich Rufe etwa nach Förderprogrammen besser begründen. Die Verbände
fordern unter anderem staatliche Kaufanreize für Räder und eine bessere
Infrastruktur für Radler:innen.
„Die Fahrradwirtschaft ist ein Jobmotor“, sagte von Rauch bei der
Vorstellung der Studie am Mittwoch. Sie beschäftigt der Studie zufolge
281.000 sozialversicherungspflichtig Angestellte und Selbstständige. Zum
Vergleich: Die Bahnbranche beschäftigt laut Wuppertal Institut 269.000
Menschen, die Autoindustrie mit sinkender Tendenz 832.000. Im Handel, in
der Herstellung und bei Dienstleistungen wie Leasing ist die Zahl der
Arbeitsplätze in der Radbranche zwischen 2014 und 2019 um 20 Prozent auf
66.000 gestiegen. Der Fahrradtourismus, der in Deutschland auch schon vor
der Coronakrise stark gewachsen ist, ist der beschäftigungsstärkste
Bereich. „Gerade in strukturschwachen Regionen spielt der Fahrradtourismus
eine starke Rolle“, so Albert Herresthal vom Verbund Service und Fahrrad.
Das Beschäftigungspotenziel ist noch nicht ausgeschöpft. „Es gibt einen
Fachkräftemangel“, sagte er. Das sei eine „wirkliche Bremse“ für die
wirtschaftliche Entwicklung.
Die Zahlen des Wuppertal-Institut sind von 2018 und 2019 und zeigen deshalb
noch nicht den Wachstumsschub, der durch die Coronakrise entstanden ist.
Die aktuellen Marktzahlen wird die Branche erst im März präsentieren. Aber
schon ohne Corona-Effekt ist die Steigerung beachtlich. Im Jahr 2018
erwirtschaftete die Branche mit Herstellung, Handel und Dienstleistungen
einen Umsatz von 24,1 Milliarden Euro. Das waren 55 Prozent mehr als im
Jahr 2013. Rahmen und Hauptbestandteile von Fahrrädern und E-Bikes werden
in der Regel in Asien produziert und hierzulande montiert.
## Preise für Räder steigen
Rund ein Viertel der verkauften Räder haben mittlerweile einen
Elektroantrieb. „Wir erwarten, dass es in den kommenden Jahren bei der
Hälfte der Fall sein wird“, sagte von Rauch. Neben der zunehmenden
Verbreitung von gewerblich genutzten Lastenrädern ist das Leasing von
[3][E-Diensträdern] ein wichtiger Faktor. „Der Markt wächst enorm“, sagte
von Rauch. Jährlich kämen 350.000 bis 400.000 Diensträder hinzu. Davon
profitierten andere Wirtschaftsbereiche, etwa Versicherer oder
Betreiber:innen von Abstellanlagen.
Auch für die Zukunft erwartet die Branche großes Wachstum. Das
Kaufinteresse ist hoch, Radfahren wird immer populärer – ein Grund für
steigende Preise. Ein weiterer ist die Coronakrise. „Die Lieferketten sind
nach wie vor gestört“, sagte David Eisenberger vom
Zweirad-Industrie-Verband. Auch die Logistik bereite Probleme. Die Kosten
für Leercontainer in Asien etwa sind von 1.000 Euro auf 7.000 Euro
hochgeschnellt. Rabattschlachten wie in der Vergangenheit sind deshalb
nicht zu erwarten. „Dazu ist die Nachfrage zu hoch und das Angebot zu
knapp“, so Eisenberger.
11 Feb 2021
## LINKS
[1] /Fahrrad-Lobbyist-ueber-Corona-Effekt/!5737988
[2] https://wupperinst.org/a/wi/a/s/ad/7267
[3] /Angestellte-von-Kommunen/!5723395
## AUTOREN
Anja Krüger
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