| # taz.de -- Cybermobbing wegen Fortnite: Ratlose Eltern | |
| > An französischen Schulen wurden gerade systematisch jüngere | |
| > Schüler:innen gemobbt. Eltern aber sind noch dabei, den vorletzten | |
| > Trend zu verstehen. | |
| Bild: Ältere Schüler mobbten jüngere, weil diese bei Fortnite gecheatet haben | |
| Wie jedes Jahr im September in Frankreich wechselten auch in diesem die | |
| Schüler:innen von der Grundschule aufs Collège. Der diesjährige Jahrgang | |
| wurde dort allerdings mit Anfeindungen und Hass der älteren | |
| Schüler:innen empfangen. Wieso? Wegen Zoffs in der Gamingszene. | |
| Unter dem [1][Hashtag #Anti2010] finden sich in die sozialen Netzwerke | |
| unzählige Hassnachrichten, besonders auf der Videoplattform TikTok wird den | |
| Elfjährigen vermehrt gedroht. Der Vorwurf: Die jüngeren Kinder hätten sich | |
| beim Computerspiel „Fortnite“ nicht an die Regeln gehalten und sich somit | |
| Vorteile erschlichen. Für die ältere Generation ein No-go. Der Hass geht so | |
| weit, dass sich mittlerweile Frankreichs Bildungsminister Jean-Michel | |
| Blanquer einmischte, um die Wogen zu glätten. Als Gegenaktion rief er den | |
| Hashtag #BienvenueAux2010, also „Herzlich willkommen, 2010er“, ins Leben. | |
| Während Lehrpersonal und Eltern vor nicht allzu langer Zeit kapiert haben, | |
| dass [2][Cybermobbing] ein ernstzunehmendes Phänomen und gleichzeitig | |
| akutes Problem ist, haben sie das Ausmaß der Möglichkeiten noch lange nicht | |
| begriffen. Denn meist sind die Eltern noch damit beschäftigt, den | |
| vorletzten Trend zu verstehen, während ihre digitalen Kinder schon längst | |
| drei weiteren hinterherjagen. | |
| Klar, ist ja auch schwierig, bei einer Generation hinterher zu kommen, die | |
| das Internet vollkommen durchdrungen hat. Nicht zuletzt wurde durch die | |
| Pandemie das komplette Leben junger Generationen ins Digitale verlagert: | |
| Seit März 2020 fand nicht nur ein Teil des Unterrichts, sondern auch das | |
| Privatleben ausschließlich im Internet statt. | |
| ## Digital geht Mobbing viel einfacher | |
| Durch die Kontaktbeschränkungen trafen sich Kinder und Jugendliche online | |
| in Chatgruppen, bei TikTok oder Instagram anstatt beim Sport oder auf | |
| einer Party. War es früher also noch wichtig, die richtigen Sneakers über | |
| den Schulhof spazieren zu führen, zählen nun vor allem Likes und Views oder | |
| eben Erfolge beim Zocken. Klar, gemobbt wurde man auch auf dem Schulhof. | |
| Digital geht es eben nur viel einfacher. | |
| Das Bündnis gegen Cybermobbing und die Techniker Krankenkasse hatten Ende | |
| vergangenes Jahres eine Studie veröffentlicht, bei welcher 17,3 Prozent | |
| aller Schüler:innen angegeben haben, schon einmal von Cybermobbing | |
| betroffen gewesen zu sein. Das wären 2 Millionen Kinder und Jugendliche – | |
| und damit deutlich mehr als laut der Vorgängerstudie von 2017. Da waren es | |
| 12,7 Prozent. | |
| Die Zahlen bestätigen, was längst alle wissen: Im Netz lässt es sich | |
| einfacher mobben. Da reicht ein Like bei einem fiesen Kommentar, und schon | |
| ist man ein Teil davon. Und wie löst man das Problem? Scheint die Aufgabe | |
| noch so groß: Die Eltern müssen am Ball der Zeit bleiben, denn die Kids | |
| werden im Internet bleiben. Und auch dort sollten die Erwachsenen ihrer | |
| Vorbildfunktion nachkommen. Cybermobbing und Hetze im Netz sind ja kein | |
| ausschließliches Problem der Jugend. | |
| 27 Sep 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://twitter.com/search?q=%23Anti2010 | |
| [2] /Cybermobbing/!t5037886 | |
| ## AUTOREN | |
| Malaika Rivuzumwami | |
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