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# taz.de -- Belarussischer Regimegegner in Kiew: Schischow tot in Park aufgefun…
> Der Aktivist war die Schlüsselfigur der belarussischen Opposition in der
> Ukraine. Die Polizei schließt einen Mord, getarnt als Suizid, nicht aus.
Bild: In Kiew tot aufgefunden worden: der belarussische Aktivist Vitalij Schisc…
Kiew taz | Vitalij Schischow, belarussischer Staatsbürger und Chef des
„Belarussischen Hauses in der Ukraine“, ist tot. Am Dienstagmorgen meldete
die Kiewer Polizei, man habe die Leiche des belarussischen Regimegegners,
der im Herbst 2020 durch seine Flucht nach Kiew einer [1][Verhaftung in
Belarus] entgehen konnte, erhängt an einem Baum in einem Park entdeckt.
Schischows Frau hatte bereits am Montag Alarm geschlagen, nachdem ihr Mann
von seinem morgendlichen Jogging-Training nicht mehr zurückgekehrt war.
Noch am selben Tag hatten Freunde von Schischow den Park an den Stellen
abgesucht, an denen er zu joggen pflegte.
Die Polizei schließt einen Mord, getarnt als Suizid, nicht aus, und
ermittelt derzeit in beide Richtungen, hieß es am Dienstag auf einer
Pressekonferenz der Polizei in Kiew. Schischows Freunde und Weggefährten
sind sich sicher, dass Schischow ermordet worden ist und [2][Diktator
Alexander Lukaschenko] hinter diesem Mord steckt. Man sei von ukrainischen
Geheimdiensten gewarnt worden, dass ein Netz von belarussischen KGB-Agenten
in der Ukraine aktiv sei, berichtet ein Weggefährte gegenüber der Kiewer
Zeitung Nowoje Wremja.
Schischow habe sich sehr für diese Agenten interessiert. „Er war
gewissermaßen unsere Gegenspionage“, so der Mann. Schischow habe gewusst,
dass diese Agenten Jagd auf ihn machen, berichtet er. Presseberichte,
wonach Schischows Nase gebrochen gewesen sei, dementierte der Nationale
Polizeichef Igor Klimenko am Dienstag. Er habe nur Hautschürfungen an Nase,
Knie und Brust gehabt. Auch an dem linken Teil der Oberlippe habe man eine
Hautschürfung festgestellt. Ein Gutachten müsse herausfinden, ob diese von
Schlägen verursacht sei.
## Schischows dunkle Vorahnung
Auch Jurij Schtschutschko, ebenfalls ein Weggefährte von Schischow, ist
sich sicher, dass es vorsätzlicher Mord war. Nichts sei gestohlen worden,
das Mobiltelefon habe in der Nähe des Toten gelegen. Schischow habe eine
Vorahnung gehabt, berichtet Schtschutschko. Er habe ihn gebeten, sich um
seine Freunde zu kümmern. Andere Freunde des Toten berichteten dem Portal
currenttime.tv, Schischow habe sich in letzter Zeit in Kiew verfolgt
gefühlt. Unbekannte Personen hätten ihn und seine Frau immer wieder
grundlos angesprochen.
Das „Belarussische Haus in der Ukraine“ hilft [3][belarussischen
Flüchtlingen] bei der Integration in die ukrainische Gesellschaft. Es berät
diese in praktischen und juristischen Fragen, unterstützt sie bei der Suche
nach Wohnung und Arbeit. Aber das „Belarussische Haus“ ist auch politisch
aktiv: So hatte es eine 60-tägige Mahnwache vor der belarussischen
Botschaft in Kiew organisiert, es informiert die ukrainische Öffentlichkeit
über das Vorgehen der Lukaschenko-Diktatur und veranstaltet
öffentlichkeitswirksame Solidaritätsaktionen für die belarussische
Opposition. Der 1995 in Belarus geborene Vitalij Schischow, da sind sich
seine Weggefährten einig, war die Seele dieser Einrichtung und auch
Administrator der Facebookseite der Gruppe.
Unterdessen wurde bekannt, dass ein weiterer Flüchtling aus Belarus in Kiew
angekommen ist. Am Montag traf Arseni Sdanewitsch, Ehemann der
[4][belarussischen Sprinterin Kristina Timanowskaja], in Kiew ein. Er habe
sich während der dramatischen Ereignisse um seine Frau in Tokio innerhalb
von 30 Minuten zur Flucht entschieden, zitiert ihn die ukrainische Seite
von BBC.
3 Aug 2021
## LINKS
[1] /Repressionen-in-Belarus/!5787351
[2] /Kulturpolitischer-Eklat-mit-Belarus/!5782004
[3] /Nach-der-Entfuehrung-Protassewitschs/!5771210
[4] https://www.reuters.com/lifestyle/sports/belarus-athlete-in-hands-authoriti…
## AUTOREN
Bernhard Clasen
## TAGS
Belarus
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