# taz.de -- Neue Spitze der Deutschen Fußball-Liga: 36 plus eine | |
> Donata Hopfen wird als erste Frau Geschäfsführerin der Fußball-Liga. Sie | |
> muss den Weg der DFL im entfesselten Fußballkapitalismus definieren. | |
Bild: Donata Hopfen, Managerin mit Durchsetzungsvermögen | |
Berlin taz | Im Februar dieses Jahres stellte die Taskforce „Zukunft | |
Profifußball“, bei der unter dem Dach der Deutschen Fußball-Liga DFL über | |
die [1][zunehmende Entkoppelung des Business von den Fans] diskutiert | |
wurde, ihre [2][Ergebnisse] vor. Darin werden Ziele „mit Blick auf das Jahr | |
2030“ formuliert. Eines davon lautet: „Die DFL und die Clubs verfügen über | |
ein Konzept zur Geschlechtergerechtigkeit. Durch diese Maßnahmen werden | |
deutlich mehr Führungspositionen im Fußball in Haupt-und Ehrenamt von | |
Frauen übernommen.“ | |
Kein halbes Jahr später präsentiert die DFL eine Frau als Nachfolgerin | |
ihres aus dem Amt scheidenden Geschäftsführers Christian Seifert. Donata | |
Hopfen soll den Ligaverband, der die Rechte der 36 Klubs der Ersten und | |
Zweiten Bundesliga bei der Vermarktung vertritt, ab 1. Januar 2022 leiten. | |
Es ist eine spektakuläre Entscheidung, die der Aufsichtsrat der DFL | |
getroffen hat. Mit der Entscheidung für eine Frau an ihrer Spitze treibt | |
die Liga auch den taumelnden Deutschen Fußball-Bund vor sich her, der nach | |
dem Rückzug von Kurzzeitpräsident Fritz Keller führungslos ist. | |
Auf der Rechnung konnte die 45-jährige Managerin niemand haben. Im | |
Fußball-Busines ist sie bis dato nicht aufgefallen. Zuletzt war sie im | |
Berliner Büro von BCG Digital Ventures, einem Ableger des | |
Milliardenunternehmens Boston Consulting, als Partnerin tätig. Als solche | |
hat sie Kapitalgeber beraten, die bereit sind, ohne allzu große | |
Sicherheiten in neue, digitale Unternehmen zu investieren. „Wir helfen | |
Unternehmen, wie Risikokapitalgeber zu denken und zu handeln, indem wir ein | |
Portfolio von Geschäftsideen, in die sie inverstieren können, und | |
unermüdliches Engagement für die Kunden anbieten“, heißt es auf der Website | |
der Firma. Rückschlüsse darauf, was man bei der DFL von ihr erwartet, lässt | |
das eher nicht zu. | |
Die Erwartungen dürften dennoch hoch sein. Der entfesselte | |
Fußballkapitalismus sorgt nicht erst seit dem Wechsel von Lionel Messi vom | |
FC Barcelona zu Paris St. Germain oder dem irren 100-Millionen-Pfund-Deal, | |
den Manchester City zur Verpflichtung von Jack Grealish eingegangen ist, | |
für Diskussionen. Da sind viele organisierte Fans, die [3][für einen | |
gezügelten Fußballkapitalismus] Ideen entwerfen und die sich nicht recht | |
wiederfinden in dem Ergebnispapier der Taskforce „Zukunft Profifußball“, | |
bei dem ein Teil von ihnen mitfgearbeitet hat. | |
## Die große Investorenfrage | |
Und da ist die Sorge um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der | |
Bundesliga, in der die ganz großen Deals, die in England oder Paris | |
abgeschlossen werden, bis dato unvorstellbar sind. Kann etwa die | |
50+1-Regel, die bis jetzt dafür sorgt, dass Investoren sich zwar Anteile an | |
deutschen Klubs kaufen können, die Mehrheit der Stimmen aber immer beim | |
Trägerverein bleibt, erhalten werden? Darüber sind die 36 Klubs heillos | |
zerstritten. Ein Gutachten des Bundeskartellamts hat Ende Mai zwar die | |
grundsätzliche Zulässigkeit dieser Regel bestätigt, aber die | |
Ausnahmeregelungen für Konzern- beziehungsweise Mäzenenklubs wie Bayer | |
Leverkusen, den VfL Wolfsburg oder die TSG Hoffenheim kritisiert. Man darf | |
getrost als Minendfeld bezeichnen, was Donata Hopfen da vorfinden wird. | |
Sie sei „die richtige Persönlichkeit für eine der wichtigsten Positionen im | |
deutschen Fußball“, lässt sich der DFL-Aufsichtsratsvorsitzende Peter | |
Peters in der DFL-Mitteilung zu Hopfens Verpflichtung zitieren. „In einer | |
Zeit des Wandels verfügt sie über alle Qualitäten und große | |
Durchsetzungsfähigkeit, um die DFL im Sinne der Clubs in eine weiterhin | |
erfolgreiche Zukunft zu führen.“ | |
Durchsetzungsfähigkeit wird die neue DFL-Chefin brauchen – nicht nur in der | |
Auseinandersetzung um die Rechte von Investoren, sondern auch bei der | |
Vermarktung der Liga im In- und Ausland sowie bei der Verteilung der dabei | |
erzielten Erlöse unter den 36 Klubs. Dass immer weniger Klubs die Chance | |
haben, um Meisterschaft und Champions-League-Plätze mitzuspielen, gehört zu | |
den Dauerbaustellen, die Donata Hopfen von Christian Seitert übernehmen | |
wird. | |
Hopfen selbst, die 14 Jahre lang bei Axel Springer unter anderem als | |
Verlangsgesschäftsführerin der Bild-Gruppe gearbeitet hat, wird von der DFL | |
so zitiert: „Der deutsche Profifußball besitzt eine große Tradition und ist | |
tief in der Gesellschaft verankert. Bundesliga und 2. Liga genießen ebenso | |
wie die DFL weltweit einen hervorragenden Ruf. Dies alles gilt es auch vorm | |
Hintergrund technologischer, gesellschaftlicher und medialer Veränderungen | |
im Umfeld des Fußballs zu bewahren – und gleichzeitig innovativ | |
weiterzuentwickeln.“ | |
Das Wort Fan taucht in ihrer Einlassung nicht auf. Das ist nach all den | |
zurückliegenden Diskussionen zumindest bemerkenswert. | |
15 Aug 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Eine-Taskforce-fuer-Fussball/!5745150 | |
[2] https://media.dfl.de/sites/2/2021/02/2021-02-03_Zusammenfassender-Ergebnisb… | |
[3] /Taskforce-Zukunft-Profifussball/!5721578 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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