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# taz.de -- Deutsche Fußball Liga auf Kapitalsuche: Der revolutionäre Plan de…
> Die Deutsche Fußball-Liga plant Medienrechte zu veräußern, um an mehr
> Geld zu kommen. Zeit für eine ausgeruhte Debatte ist nicht vorgesehen.
Bild: Zweifler: Christian Keller, Geschäftsführer des 1. FC Kölns, ist vom D…
Wahrscheinlich sind einige der Herren bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL)
heilfroh, dass die Bundesliga gerade so aufregend ist und von einigen
anderen Dingen ablenkt. [1][Der Titelkampf erscheint eng wie selten], der
Abstiegskampf steuert auf einen dramatischen Showdown zu, und auf der
internationalen Bühne haben sieben Bundesligavereine die Chance, in die
Viertelfinals der Europapokale einzuziehen.
Die kontroversen Debatten um die Zukunft des deutschen Klubfußballs lassen
sich da leicht marginalisieren, was die Gefahr von Fanprotesten mindert.
Aber eigentlich geht die Revolution, die die DFL plant, auch die Fans und
die Klubmitglieder an: Die 50+1-Regel soll zwar erhalten bleiben; um
dennoch Investorengeld in den Betrieb zu holen, könnten die Klubs jedoch
bis zu 15 Prozent der Anteile einer noch zu gründenden Tochtergesellschaft
verkaufen, in die die Medienrechte an der ersten und zweiten Bundesliga
ausgelagert werden.
Zwischen 2,5 und 3 Milliarden Euro soll eines der sechs an dem Geschäft
interessierten Private-Equity-Unternehmen dafür bezahlen. Nach einem vorab
definierten Zeitraum – im Gespräch sind 20 bis 25 Jahre – würde dieser
15-Prozent-Anteil dann für den symbolischen Preis von einem Dollar wieder
in den Besitz der DFL übergehen. Vereinfacht gesagt: Alle Klubs würden für
mindestens zwei Jahrzehnte um 15 Prozent reduzierte Zahlungen aus den
Medienerlösen erhalten.
Das durch den Deal mögliche Investment in die Digitalisierung soll aber den
Effekt haben, die Medieneinnahmen sehr schnell so deutlich zu steigern,
dass die 15 Prozent übertroffen werden. Unter dem Strich könnten also bald
Gewinne stehen, glauben die Befürworter des Konzeptes. Das Erstaunliche
ist: Bislang will sich keiner dieser Funktionäre öffentlich äußern und für
das Projekt werben.
## Verteilung der Mehreinnahmen
Aufseiten der Zweifler hat sich der 1. FC Köln positioniert. „Es gibt so
viele Fragen“, sagt Sportgeschäftsführer Christian Keller, der gerne
grundsätzlich wissen würde: „Was bringt’s?“ Womöglich sei ein normaler
Kredit, mit dem der Digitalisierungsprozess finanziert werden könnte, die
bessere Lösung, weil die Klubs alle künftigen Einnahmen behalten. Außerdem
fragt Keller: „Wie soll der Investmentanteil, der direkt [2][an die Klubs
fließt verteilt werden]? Nach dem aktuellen TV-Verteilerschlüssel?“
Besonders dieses Geld bringt die Emotionen in Wallung, und wird auf der
DFL-Mitgliederversammlung am Freitag für Diskussionen sorgen.
Dass knapp eine Milliarde Euro für die Digitalisierung verwendet werden
soll, begrüßen wohl die meisten Klubs. Dann wären jedoch noch bis zu zwei
Milliarden Euro übrig für die Klubs. Zum Teil zweckgebunden an nachhaltige
Investitionen, teilweise zur freien Verfügung. Die großen Klubs könnten
sich neue Superstars leisten, während wirtschaftlich gebeutelte wie Hertha
BSC [3][oder Schalke 04 ihre akuten Geldsorgen] lindern können.
Dass gerade solche Vereine neben anderen den Kern einer Gruppe mit dem
Namen „fanintensive Vereine“ bilden, der sich dem Vernehmen nach für das
Projekt einsetzt, ist Kritikern verdächtig. Niemand widerspricht außerdem
der Annahme, dass so ein Zufluss frischer Mittel zu einem Anstieg von
Spielergehältern und Beraterhonoraren führen würde, das alte Rattenrennen
würde neuen Treibstoff erhalten. Eine ausgeruhte Diskussion ist trotzdem
nicht vorgesehen. Schon Ende April soll auf einer außerordentlichen
Mitgliederversammlung grundsätzlich darüber abgestimmt werden, ob der
Anteilsverkauf auf den Weg gebracht werden kann.
2 Mar 2023
## LINKS
[1] /Transformation-in-der-Bundesliga/!5912449
[2] /VfL-Geschaeftsfuehrer-ueber-Profifussball/!5786249
[3] /Schalke-04-ist-wieder-erstklassig/!5850962
## AUTOREN
Daniel Theweleit
## TAGS
Investoren
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