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# taz.de -- Transformation in der Bundesliga: Die Tradition guter Arbeit
> Sorry, Köpenick, aber der FC Bayern wird ganz bestimmt wieder Meister.
> Und doch tut sich etwas im oberen Drittel der Tabelle.
Bild: Traditionell gut: Unions Urs Fischer lacht mit Christian Streich
Da ja morgen der deutsche Immer-Meister FC Bayern beim französischen
Immer-Meister FC Katar antritt, ist ein angemessener Zeitpunkt, um zu
fragen, was aus [1][dem Werte-, Werteverfall- und
Antikapitalismus-Gestöhne] geworden ist, das die jüngste Fußball-WM
begleitet hat. Von moralisch grundierten Fernsehboykotten des
Champions-League-Achtelfinales ist bisher nichts bekannt, die Fragen drehen
sich eher darum, wer von den drei sich zu 100 Prozent im Besitz der Katar
Holding befindlichen Superweltstars (Messi, Mbappé, Neymar) spielen kann
und wer nicht.
Das heißt nicht, dass die zunehmende Entfremdung mancher Stakeholder des
Fußballs, vulgo: Hardcorefans, gestoppt wäre, es heißt aber schon, dass die
Spiele weitergehen müssen. Auch und besonders für die, deren Herz sehr
stark daran hängt. Was sollen die denn sonst tun und sprechen und fühlen?
Jedenfalls werden in der Fußballsprechbranche im Moment wieder die
rituellen Rosenkränze runtergerasselt, mit denen jemand anders als der FC
Bayern als Meister herbeigebetet werden soll. Womöglich gar ein Team aus
einem establishmentwiderständigen Dorf im Osten des Landes, das selbst von
Berlin aus kaum einer jemals bereist hat: [2][Köpenick oder so].
## Träumt weiter!
Dream on, kann ich da nur sagen, was sich überhaupt nicht gegen Union
richtet, sondern sich auf die Verhältnisse bezieht. Die sind so, dass die
Gründung der Champions League vor 30 Jahren zu einer eklatant zunehmenden
Ungleichheit geführt hat und dazu, dass Bayern Fuckin' München in der Zeit
Milliarden Euro mehr einnahm als alle anderen Bundesligateams. Selbst zum
BVB ist der Abstand gewaltig.
Ja, es läuft nicht alles rund bei den Bayern, aber selbst in dieser Phase
ist es erschütternd zu sehen, wie andere Teams den Münchner Kombinationen
hinterherhecheln und fast immer ein mindestens gleich guter, wenn nicht
noch besserer und noch schnellerer Bayern-Spieler den Ball übernimmt.
Bayern Nichtmeister? Die Idee ist gut, aber unrealistisch.
Und dennoch vollzieht sich in der Bundesliga eine Transformation. Es ist
eine der oberen Tabellenhälfte, vielleicht sogar des vorderen Drittels. Man
kann den Paradigmenwechsel daran erkennen, dass Leute inzwischen ohne
Ironie sagen, der SC Freiburg „schwächle“, wenn er mal nicht auf einem
Champions-League-Platz steht.
Freiburg und Union sind zwei Unternehmen, die zeigen, dass selbst im
globalisierten Aktien-, Unternehmens- und Milliardärsbesitzer-Fußball noch
ein gehobener Platz möglich ist, wenn ein paar smarte Leute zusammenkommen
und die zentralen Positionen besetzen. Man kann sagen, dass der SC Freiburg
der moderne Traditionsclub ist, dessen Tradition eben nicht in einem
Meistertitel von 1931 besteht, sondern [3][seit Volker Finke] in 30 Jahren
schlauer Arbeit.
Was die klassischen Traditionsclubs angeht, so gibt es die, deren Tradition
das Lamentieren ist, dass früher alles besser war (HSV, Schalke, Hertha,
Stuttgart, Kaiserslautern). Es gibt aber auch die, die sich against all
odds tatsächlich runderneuert haben, zum einen ist das Mönchengladbach und
zum anderen ein besonders erstaunlicher Fall:
Champions-League-Achtelfinalist Eintracht Frankfurt. Früher hätte man das
ein Fußballwunder genannt, aber da es so was nicht mehr gibt, muss es gute
Arbeit sein.
13 Feb 2023
## LINKS
[1] /Rueckblick-aufs-Sportjahr-2022/!5897298
[2] /Weltfussball-bei-Union-Berlin/!5909494
[3] /Volker-Finke-und-der-SC-Freiburg/!5489329
## AUTOREN
Peter Unfried
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