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# taz.de -- China könnte Computerspiele regulieren: Angst lässt Kurse fallen
> Chinas Behörden nehmen gerade eine Branche nach der anderen ins Visier.
> Ist die Videospielindustrie das nächste Opfer von Pekings Regulatoren?
Bild: Hier wurde schon staatlich reguliert: Firmenzentrale von Alibaba in Hangz…
Peking taz | Nach den jüngsten Regulierungswellen der chinesischen Behörden
ist die Verunsicherung unter Investoren groß. So konnte schon der Artikel
einer Staatszeitung am Dienstag die Aktienkurse zum Fallen bringen.
Videospiele seien „geistiges Opium“, prangerte die Economic Information
Daily an – und löste damit die Befürchtung aus, die Aufsichtsbehörden
würden die nächste Branche ins Visier nehmen.
Der Kurs von Marktriese Tencent fiel unverzüglich um 11 Prozent. Zudem
kündigte das Unternehmen aus Shenzhen präventiv an, die Beschränkungen für
minderjährige Kunden zu erhöhen.
[1][Seit den letzten Wochen und Monaten operieren die staatlichen Behörden
an mindestens vier Fronten]: Die Fintech-Branche wurde neu reguliert, der
Internetriese Alibaba wegen kartellrechtlicher Vergehen bestraft, [2][der
Online-Fahrdienstvermittler Didi wegen exzessiver Datenerhebung geschröpft]
und [3][zuletzt die gesamte kommerzielle Nachhilfeindustrie zum
gemeinnützigen Bereich erklärt].
Die chinesische Staatsführung handelt dabei aus ähnlichen Motiven wie etwa
die deutsche Bundesregierung, die monopolistisches Verhalten von
Internetfirmen und den Datenschutz von Konsumenten ebenfalls als
beobachtenswert ansieht. Doch im Vergleich zum demokratischen Rechtsstaat
muss man in Peking immer auch Kaffeesatzleserei betreiben, um neue Auflagen
der Behörden rechtzeitig kommen zu sehen – und die vage formulierten
Gesetzestexte dann auch richtig interpretieren zu können. Selbst
professionelle Unternehmensberater scheitern daran regelmäßig.
## Was will die Regierung?
Versucht da gerade eine kommunistische Staatsführung mit ihrem
Regulierungswahn, absichtlich die Macht der Privatwirtschaft
zurückzudrängen? „Ich glaube sehr stark, dass dies nicht der Fall ist“,
sagte jüngste der US-amerikanische Investmentstratege Andy Rothman von
Matthews Asia in einem Zoom-Webinar: „Einer der Gründe, warum die
Kommunistische Partei China so lange das Land regiert, ist ihr
wirtschaftlicher Pragmatismus und ihre Marktnähe.“
Ohne Zweifel wird Chinas Wachstum zu großen Teilen von privaten Firmen
angetrieben, die auch die meisten Arbeitsplätze stellen. Daran will auch
die KP nicht grundsätzlich rütteln.
Tatsächlich sind die meisten Regulierungen durchaus inhaltlich begründet
und nicht nur vom Wunsch nach politischer Kontrolle geprägt. Auch bei der
Videospielindustrie gibt es realgesellschaftliche Probleme, die der
Staatsführung ein Dorn im Auge sind – etwa Spielsucht unter Jugendlichen
und gewalttätige Inhalte. Bereits 2018 belegte Peking die gesamte Branche
mit einem neunmonatigen Lizensierungsstopp für neue Games.
Doch wie es scheint, möchte die Regierung die Anleger auch nicht allzu sehr
verschrecken. So hat sie den Artikel in eingangs erwähnter Staatszeitung
kurzerhand gelöscht und in abgeschwächter Form ohne die Formulierung
„geistiges Opium“ wieder veröffentlicht. Die Aktien des
Online-Spieleanbieters Tencent sind daraufhin am Mittwoch wieder gestiegen.
Vollständig erholt haben sie sich nicht.
5 Aug 2021
## LINKS
[1] /Aus-Le-Monde-diplomatique/!5784575
[2] /Schlag-gegen-Fahrdienstvermittler-Didi/!5784129
[3] /Ausserschulischer-Bildungssektor-in-China/!5790047
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
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