# taz.de -- Schlag gegen Fahrdienstvermittler Didi: China drangsaliert Uber-Klon | |
> Peking geht gegen seine Tech-Branche vor: Zuerst traf es das | |
> Onlineimperium Alibaba, nun ist der Fahrdienstvermittler Didi dran. | |
Bild: Am Freitag hatte Didi bei der Börsennotierung in New York noch 4,4 Milli… | |
PEKING taz | Didi ist eine jener Apps, die aus dem Alltag in China nicht | |
mehr wegzudenken ist. Konnte man vor wenigen Jahren noch geschwind am | |
Straßenrand ein Taxi herbeirufen, funktioniert dies nun nur noch per | |
Smartphone. | |
Das [1][chinesische Äquivalent von Uber] gewann – wie viele Tech-Firmen in | |
der Volksrepublik – seine über 450 Millionen Nutzer, weil die schützende | |
Hand des Staats die Konkurrenz aus dem Silicon Valley zuvor verbannt hatte. | |
Nun jedoch schiebt jener Staat dem fast 70 Milliarden Dollar schweren | |
Konzern einen Riegel vor. | |
Am Sonntag hat die Cyber-Aufsichtsbehörde Didi aus den App-Stores verbannt, | |
da es „persönliche Nutzerdaten illegal gesammelt“ und „schwerwiegend geg… | |
die Gesetze verstoßen“ haben soll. Am Montag gab der Uber-Klon bekannt, | |
dass keine neuen Nutzer mehr registrieren würden. Und dass man von | |
einbrechenden Profiten ausgehe. | |
Am Freitag hatte die Pekinger Firma bei ihrer Börsennotierung in New York | |
noch fulminante 4,4 Milliarden Dollar eingesammelt. Gegen mindestens drei | |
weitere Techies wird ermittelt, darunter ein Job-Portal und eine | |
Logistikplattform. Alle haben vor Kurzem ein Börsendebüt in den USA | |
hingelegt. Nun rätseln viele über die Beweggründe. Möglich wäre, dass der | |
Staat Bedenken haben könnte, dass seine Internetkonzerne durch die | |
Börsengänge in den USA sensible Daten weitergeben könnten. | |
## Am Anfang war Alibaba | |
Die Regulierung der Tech-Branche startete im vergangenen Oktober, als | |
Chinas damals reichster Unternehmer, Jack Ma, vor der | |
Finanzaufsichtsbehörde in Schanghai eine provokante Rede hielt. Darin warf | |
der Gründer des Online-Imperiums Alibaba den traditionellen Banken unter | |
anderem „Pfandleihmentalität“ vor. Wenig später wurde der [2][Börsengang | |
von Mas Fintech-Sparte auf Eis gelegt]. Es folgten eine Rekordstrafe sowie | |
Untersuchungen gegen Dutzende weitere Tech-Konzerne. | |
Nun soll offenbar die Fintech-Branche insgesamt stärker reguliert werden. | |
Das bedeutet unter anderem, dass App-Dienste nicht mehr uneingeschränkt | |
Mikro-Kredite an ihre Nutzer verleihen können, ohne wie traditionelle | |
Banken dafür das finanzielle Risiko zu tragen. | |
Zudem will China seine mächtigsten Tech-Unternehmen auch wegen ihrer | |
Oligopole beschneiden. Sie hatten zuletzt mit Dumping-Preisen und der | |
Ausbeutung von Arbeitern den Wettbewerb schwer gemacht. | |
## Nicht aufzulösender Widerspruch | |
Der vielleicht wichtigste Punkt ist die exzessive Datensammlung von Chinas | |
Internetriesen. Oft waren Nutzerdaten auf dem Schwarzmarkt verkauft worden. | |
„Der Staat wird Tech-Imperien niemals erlauben, mehr persönliche Daten zu | |
sammeln, als der chinesische Staat selbst von seinem Volk hat“, heißt es in | |
der Global Times. | |
Das bleibt ein nicht aufzulösender Widerspruch: Während die Regierung die | |
Konsumenten vor Tech-Unternehmen schützt, schützt niemand das Volk vor der | |
allergrößten Datenkrake: dem chinesischen Staat. | |
5 Jul 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Archiv-Suche/!5470243&s=didi+fahrdienstvermittler&SuchRahmen=Print/ | |
[2] /Chinas-Kartellbehoerde-bestraft-Alibaba/!5764728 | |
## AUTOREN | |
Fabian Kretschmer | |
## TAGS | |
China | |
Alibaba | |
Online-Plattform | |
Online-Shopping | |
Online-Shopping | |
KP China | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Chinas Kartellbehörde bestraft Alibaba: Auf dem Kieker der Wettbewerbshüter | |
Alibaba-Gründer Jack Ma steht unter Druck: Erst platzt der Börsengang | |
seiner Finanztochter, und jetzt muss seine Handelsplattform auch noch eine | |
hohe Geldbuße zahlen. | |
Rätseln um Verbleib von Alibaba-Gründer: Wo ist Jack Ma? | |
Seit Oktober ist Chinas mächtigster Unternehmer nicht öffentlich | |
aufgetreten. Viele mediale Spekulationen entbehren jedoch jeder Grundlage. | |
Geplatzter Börsengang in China: Eine Machtdemonstration | |
Der Börsengang der chinesischen Ant Group dürfte im zweiten Anlauf | |
gelingen. Doch auch Milliardäre werden im autoritären China immer mehr | |
eingegrenzt. |