# taz.de -- Chinas Kartellbehörde bestraft Alibaba: Auf dem Kieker der Wettbew… | |
> Alibaba-Gründer Jack Ma steht unter Druck: Erst platzt der Börsengang | |
> seiner Finanztochter, und jetzt muss seine Handelsplattform auch noch | |
> eine hohe Geldbuße zahlen. | |
Bild: Kann es so weitergehen? | |
PEKING dpa | In einem neuen Schlag gegen Alibaba-Gründer Jack Ma haben | |
Chinas Wettbewerbshüter eine Strafe in Höhe von 18 Milliarden Yuan (2,3 Mrd | |
Euro) gegen den weltgrößten Online-Handelsplattform verhängt. Der Konzern | |
habe seine marktbeherrschende Position ausgenutzt, um Händler zu bestrafen, | |
die ihre Waren über konkurrierende Plattformen anbieten wollten, zitierten | |
Staatsmedien am Samstag die Marktaufsichtsbehörde. | |
Die bislang höchste Strafe der Kartellbehörden gegen einen chinesischen | |
Internet-Riesen weckt neue Fragen über die Zukunft des Alibaba-Konzerns des | |
charismatischen Unternehmers Ma, der [1][seit Herbst nur noch selten in der | |
Öffentlichkeit] gesehen worden war. Mit Kritik an der chinesischen | |
Finanzaufsicht hatte der 56-Jährige damals offenbar den Unmut höherer | |
Stellen auf sich gezogen. | |
Wegen Verstoßes gegen das Kartellrecht wurde die Geldbuße mit vier Prozent | |
des Umsatzes von 2019 in Höhe von 455 Milliarden Yuan festgelegt, | |
berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua. Alibaba teilte mit, die Strafe | |
anzunehmen und die Zusammenarbeit mit den Behörden verstärken zu wollen. | |
Der Konzern werde sein System zur Erfüllung der Regeln stärken und „seine | |
soziale Verantwortung besser erfüllen“. | |
Die Marktaufsicht bemängelte das Vorgehen von Alibaba, Händler zu zwingen, | |
sich exklusiv für seine Plattform zu entscheiden. Die Praxis wird „er xuan | |
yi“, übersetzt „wähle eine von zweien“, genannt. Damit „beseitigt oder | |
behindert“ Alibaba den Wettbewerb, argumentierte die Marktaufsicht in ihrer | |
Entscheidung. Es beeinträchtige die Innovation und Entwicklung der | |
Plattformen. Die Rechte und Interessen der Verbraucher würden geschädigt, | |
hieß es weiter. | |
## Bei der Regierung in Ungnade gefallen | |
Die ungewöhnlich hohe Strafe der Wettbewerbshüter ist ein weiterer Schlag | |
gegen den mächtigen Alibaba-Konzern, der seine Aktivitäten vom | |
Online-Handel über Finanzdienste bis in Bereiche wie Logistik, Unterhaltung | |
oder Touristik ausgeweitet hat. Seit der einflussreiche Gründer Ma im | |
Herbst bei der Regierung in Ungnade gefallen war, gerät das Unternehmen | |
zunehmend unter Druck. | |
Anfang November [2][stoppten die Behörden kurzfristig den geplanten | |
Börsengang] der Alibaba-Finanztochter Ant Group mit Verweis auf neue | |
Regeln. Es hätte der größte Börsengang aller Zeiten werden sollen. Auch | |
geriet im Dezember die Handelsplattform in den Fokus der Ermittler, als die | |
Kartellwächter mit den Untersuchungen wegen unterstellter Monopolverstöße | |
begannen. | |
Nach Einschätzung von Experten lässt sich die Milliardenstrafe für Alibaba | |
leicht verkraften. Allein in den letzten drei Monaten des vergangenen | |
Jahres habe der Konzern einen Gewinn von umgerechnet zehn Milliarden Euro | |
gemacht. Allerdings verheiße die verschärfte Kontrolle durch die Behörden | |
nichts Gutes für das Unternehmen. | |
In einem Kommentar des kommunistischen Parteiorgans Volkszeitung hieß es, | |
die hohe Strafe sei eine „wirksame Maßnahme“, um Plattformen unter | |
Kontrolle zu bringen. Sie ändere nichts an der Unterstützung des Staates | |
für solche Handelsdrehscheiben, die eine wichtige Rolle in der | |
wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung spielten. Vielmehr solle damit | |
die gesunde und anhaltende Entwicklung gefördert werden. | |
10 Apr 2021 | |
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