| # taz.de -- Umstrittenes Sportsponsoring: Fossilball | |
| > In Zeiten von Klimakrise und Fridays for Future stürzen sich Autokonzerne | |
| > und Fluggesellschaften gerne auf den Sport. Er ermöglicht ein gutes | |
| > Image. | |
| Bild: Ohne das Automobil des Wolfsburger Weltkonzerns gibt es keinen Fußball | |
| Ein Ölkonzern und eine Fluggesellschaft stehen im Halbfinale der EM – die | |
| wiederum von Autoherstellern getragen wird. Der italienische Fußballverband | |
| wird vom teilstaatlichen Energieunternehmen Eni unterstützt, der englische | |
| Fußball von der Airline Emirates. All das findet unter dem Dach des | |
| europäischen Fußballverbandes Uefa statt, der stolz auf Sponsoren wie | |
| Gazprom, Nissan, Kia, Qatar Airways und Volkswagen ist. | |
| Das Logo von VW (der Konzern macht vor allem für seine E-Modelle Werbung, | |
| verkauft aber weiter vor allem Verbrenner) schmückte auch die | |
| Trainingsanzüge bei der deutschen Nationalmannschaft. Gleichzeitig fährt | |
| bei der Tour de France (Hauptsponsor: Skoda) erfolgreich die Equipe der | |
| Vereinigten Arabischen Emirate mit, unterstützt von Emirates, ebenso dabei | |
| ist das Team Ineos, das einem Chemiekonzern gehört. Und in Tokio bei den | |
| Olympischen Spielen (Toyota, Dow Chemicals) werben in zwei Wochen auch | |
| Hyundai, Total, Mercedes-Benz und Lufthansa. | |
| In der Welt des Sports haben trotz Klimakrise und Fridays for Future | |
| [1][die fossilen Werber das Zepter übernommen.] Das Werbegeld fließt nach | |
| einer aktuellen Studie weltweit in 258 Sportdeals, neben Fußball auch für | |
| Teams, Wettkämpfe, Stadien und Organisationen etwa im Tennis, Basketball, | |
| in der Leichtathletik, im Radfahren, Rugby, American Football, Segeln, Golf | |
| und beim Motorsport. Die Untersuchung schätzt den Wert des fossilen | |
| Sponsoring auf etwa 46 Milliarden Dollar, rund ein Zehntel des | |
| wirtschaftlichen Werts des globalen Sportbusiness von 471 Milliarden | |
| Dollar. | |
| „Sponsorenschaft mit hohem CO2-Fußabdruck hat im Sport auf vielfältige | |
| Weise die einst normalen und inzwischen verpönten Deals mit der | |
| Tabakindustrie ersetzt“, heißt es in der Studie [2][„Sweat not Oil“]. Die | |
| Untersuchung wurde von den britischen Klimaschutzorganisationen Rapid | |
| Transition Alliance, Possible, dem New Weather Institute und der KR | |
| Foundation vorgestellt. | |
| Das Geld aus Öl- und Gaskonzernen, Autobauern, Fluglinien oder | |
| Chemiekonzernen fließt demnach am häufigsten in den internationalen | |
| Fußball: In der Bundesliga etwa wurde Audi/Qatar Airways mit dem FC Bayern | |
| Meister. Der langjährige Konkurrent Opel (Dortmund) kann da nicht | |
| mithalten. Volkswagen spielte eine tolle Saison und sicherte sich in | |
| Wolfsburg einen Platz in der Champions League (Nissan, Gazprom, Expedia). | |
| Abgestiegen allerdings ist Schalke mit Schalke Gazprom. | |
| ## Ligen, Verbände, Klubs – alle nehmen gerne | |
| Neben der Bundesliga stehen unter anderem die Uefa und der Weltfußball Fifa | |
| auf der Empfängerliste, dazu nationale Ligen und Ausnahmeclubs wie | |
| Liverpool (MG Motor), Paris Saint-Germain (Qatar Airways, Renault), | |
| Juventus Turin (Jeep) oder Real Madrid (Emirates, Audi). Aber auch viele | |
| Tennisturniere, die Olympischen Spiele, Segelregatten, Golfturniere oder | |
| Radrennen wie die Tour de France oder der Giro d’Italia werben für | |
| Produkte, die die Klimakrise weiter anheizen. | |
| Größter Sponsor ist und bleibt die Autoindustrie mit fast 200 | |
| Werbekontrakten, gefolgt von Fluglinien mit 63 Deals. Auch [3][der | |
| russische Gaskonzern Gazprom] und der Chemiegigant Ineos sind häufig | |
| vertreten. Die meisten Werbedeals schloss der Autobauer Toyota, danach | |
| kommt die Fluglinie Emirates, nach der in London auch ein Stadion benannt | |
| ist. | |
| Die Auftraggeber der Studie rufen dazu auf, dieses „CO2-intensive | |
| Sponsoring des Sports zu beenden“. Die Konzerne verschafften sich und ihren | |
| Produkten auf diese Weise eine Akzeptanz, heißt es dort, die sie angesichts | |
| ihres Beitrags zur Klimakrise nicht haben sollten. Bisherige | |
| Selbstverpflichtungen der Werbebranche zu Anstrengungen im Klimaschutz | |
| „sagen nichts aus über die Verantwortung des Sektors dafür, Materialismus | |
| und Überkonsum anzufeuern“. Die Umweltgruppen plädieren für „die vielen | |
| Vorteile für Gesundheit, soziales Leben und lokale Wirtschaft durch | |
| lokalen, CO2-armen Sport“. | |
| Auch der Sport leide unter dem Klimawandel, etwa durch Hitzewellen oder die | |
| Zerstörung von Infrastruktur wie Golf- und Fußballplätzen, heißt es. Die | |
| Erwärmung führt etwa auch dazu, dass [4][viele Wintersportgebiete nicht | |
| mehr schneesicher sind.] Und auch das weltweite Sportbusiness hat einen | |
| CO2-Fußabdruck, im besten Fall so groß wie Tunesien, im schlechtesten so | |
| groß wie Polen, [5][hat eine andere Untersuchung gezeigt.] | |
| 11 Jul 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Nationalelf-und-PR-Video/!5758123 | |
| [2] https://www.rapidtransition.org/resources/sweat-not-oil-why-sports-should-d… | |
| [3] /Politische-Interventionen-bei-der-EM/!5775069 | |
| [4] https://www.eurac.edu/de/magazine/die-vermessung-des-winters-schneehoehen-i… | |
| [5] https://www.rapidtransition.org/resources/playing-against-the-clock/ | |
| ## AUTOREN | |
| Bernhard Pötter | |
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