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# taz.de -- Zum Ende des Fußballturniers: Eine Social-Media-EM
> Wer gewinnt und wer verliert im Fußball, ist nicht immer so eindeutig wie
> ein 1:0. Diesmal gilt: gewonnen hat das Spiel, verloren die Uefa.
Bild: PR-Desaster: die Uefa lässt den Regenbogen verbieten
Das EM-Turnier der Männer ist vorbei, zumindest wird es vorbei sein, wenn
die meisten diesen Text lesen – das Internet kennt ja die Gleichzeitigkeit
des Seins. Mein den Fußball verachtender Opa soll nach wichtigen Spielen
immer gefragt haben: Und, hat irgendjemand gewonnen oder verloren? So
selbstgefällig blöd der Spruch, er ist fast schon wieder berechtigt nach so
einem Turnier, denn hat das nun wirklich jemand?
Gewonnen hat unerwartet das Spiel. Kaum jemand hatte vorab sportlich Lust
auf diese EM inmitten von Pandemie, Korruption, Klimakrise, Entfremdung.
Aber mit dem Ende der Vorrunde hat er einen reingezogen, der Fußball, wie
er das immer noch kann. Es war ihm egal, dass niemand so richtig gern
hinsehen wollte, er erzählte verlässlich gute Geschichten. Plötzlich waren
da wieder [1][geliebte] und [2][verhasste Teams], unerwartete Helden,
Schurken und Dramen, Schönheit, und es ging, was es lange nicht tat, um das
Spiel selbst. Es waren spektakuläre Partien dabei, auch das nicht
selbstverständlich.
Dass die Uefa es geschafft hat, trotzdem zu verlieren, ist Ausweis ihrer
grandiosen Heuchelei. Mit [3][ihrem irrlichternden Hin und Her zur
Regenbogenfahne] und dem Verbot von selbiger hat sie sich noch von
Volkswagen links überholen lassen. Sie wirkte so aus der Zeit gefallen,
dass es tatsächlich mit dem Teufel zugehen müsste, wenn jemand nicht
endlich mal eine Gegenveranstaltung aufmacht. Nie stand eine EM derart im
Zeichen politischer Proteste; eine Spielergeneration, die manchmal ein
bemerkenswertes soziales Bewusstsein hat und manchmal das Einmaleins der
Corporate Social Responsibility pflegt. Eine Social-Media-EM.
Eines konnte sie dabei nie: den Kontinent analog verbinden. Diejenigen
Fans, die reisen durften, waren eher damit beschäftigt, PCR-Tests zu
besorgen, statt Menschen vor Ort zu treffen, und viele ließen die Fliegerei
gleich bleiben. Die Szenen zwischen Fanlagern, etwa [4][der englische
Nationalismus gegenüber den DänInnen], verliefen zwar schon mal schlimmer,
aber hatten einen deutlich unangenehmeren Unterton als die sonnige Haltung
vieler Spieler, siehe Chiellini.
## Unterwegs auf Außenposten
Dieses Turnier fühlte sich auch nicht überall gleich nach EM an. In Baku
klangen die Gespräche ganz anders, auch Nordmazedonien war natürlich ein
Außenposten. Es kam mir oft vor, als befände ich mich in einem völlig
abweichenden Script, auf Recherche an den Rändern des Imperiums, Texte
liefernd dorthin, wo sie die EM mit so anderem Blick gucken. Selbst
Entfremdung ist nicht global.
Mein Opa hatte natürlich versehentlich recht: Es kommt tatsächlich nicht
immer vor, dass jemand gewinnt oder verliert. Es gibt Verlierer wie Spanien
oder Dänemark, die in Wahrheit gewonnen haben, und siegreiche Verbände wie
die Uefa, die beharrlich verlieren. Gewonnen und verloren wird immer, aber
wie im Leben muss man beim Fußball schon etwas genauer hingucken, für wen
was gilt.
12 Jul 2021
## LINKS
[1] /Daenemark-vor-EM-Halbfinale-gegen-England/!5780645
[2] /Lehren-vor-dem-EM-Finale/!5782255
[3] /Die-EM-im-Zeichen-des-Regenbogens/!5780329
[4] https://www.fr.de/sport/fussball/em-2021-england-fans-daenemark-italien-fin…
## AUTOREN
Alina Schwermer
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