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# taz.de -- Abschiebefall spaltet Regierung: Streit über Asylpolitik in Sachsen
> Eine integrierte Großfamilie wird von Pirna nach Georgien abgeschoben.
> SPD und Grüne sprechen von einer „unmenschliche Abschiebepraxis“.
Bild: Steht wegen der sächsischen Abschiebepolitik in der Kritik: Innenministe…
BERLIN/DRESDEN taz | Das [1][Video] ist bedrückend. „Die haben uns wie
Tiere behandelt“, schluchzt ein junges Mädchen, wenige Tage nach der
Abschiebung ihrer neunköpfige Familie aus dem sächsischen Pirna nach
Georgien. „Die haben uns einfach aus unserem Zuhause rausgeschmissen.
Deutschland ist meine Heimat. Hier habe ich nichts.“ Das Video verbreitete
sich in sozialen Medien vielfach.
Am Wochenende sorgte die Abschiebung nun auch für Ärger in der
Regierungskoalition aus CDU, SPD und Grünen in Sachsen. SPD-Innenexperte
Albrecht Pallas nannte den Fall Teil einer „unmenschlichen Praxis“, die
beendet werden müsse. Innenminister Roland Wöller (CDU) sei in der Pflicht,
entsprechende Leitlinien für die Ausländerbehörden zu erlassen, um gut
integrierte Menschen nicht weiter auszuweisen.
Auch Grünen-Fraktionschefin Franziska Schubert erklärte, in dem Fall sei
„jegliches Maß für Menschlichkeit verloren gegangen“. Wöller sei
verantwortlich dafür, dass in Ausländerbehörden vielfach Entscheidungen
getroffen würden, die so nicht fallen müssten. Immer wieder würden
jahrelang integrierte Menschen abgeschoben. „Diese [2][unmenschliche
Abschiebepraxis] in Sachsen trägt eine klare Handschrift und diese ist
schwarz“, so Schubert. Das Thema sei „die Achillesferse dieser Koalition“,
bei dem keine Kompromisse möglich seien.
Das sächsische Innenministerium ließ eine taz-Anfrage zu dem Vorgang am
Sonntag vorerst unbeantwortet.
## Fast zehn Jahre in Deutschland gelebt
Die Familie aus Pirna war vor anderthalb Wochen [3][nach Georgien]
abgeschoben worden. Sie hatte laut sächsischem Flüchtlingsrat fast zehn
Jahre in Deutschland gelebt. Die meisten der sieben Kinder wurden hier
geboren, die Eltern waren berufstätig. Die Familie sei nachts gegen zwei
Uhr aus ihrer Wohnung geholt worden, der Vater habe dabei einen
Zusammenbruch erlitten. Nachbarn hätten gegen die Abschiebungen
protestiert. Auch der sächsische Härtefallkommission habe spontan noch
versucht, diese zu verhindern – ohne Erfolg.
Christina Riebesecker von der AG Asylsuchende Sächsische
Schweiz-Osterzgebirge erklärte: „Wir sind wütend! Und wir verlangen, dass
unsere Freund*innen sofort zurückgeholt werden. Diese Abschiebung war
rechtswidrig!“
20 Jun 2021
## LINKS
[1] https://twitter.com/FreieReporterin/status/1405783580001845250
[2] /Abschiebung-aus-Sachsen-nach-12-Jahren/!5757847
[3] /Debatte-um-sichere-Herkunftsstaaten/!5582623
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Abschiebung
Sachsen
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