# taz.de -- Wasserpolitik der Bundesregierung: Strategie für die Sickergrube | |
> Umweltministerin Svenja Schulze verkündet kurz vor der Wahl eine neue | |
> nationale Wasserstrategie. Ob diese Folgen haben wird, ist aber offen. | |
Bild: Soll selbstverständlich bleiben: hochwertiges Trinkwasser aus der Leitung | |
BERLIN taz | Zwar wird die neue nationale Wasserstrategie aus dem | |
Bundesumweltministerium ohne viel Gurgeln im Bundestagswahlboden | |
versickern. Doch vielleicht sprudelt sie ja unter einer neuen | |
Bundesregierung irgendwann wieder an die Oberfläche und speist eine neue | |
Wasserpolitik. Die Naturschutzorganisation WWF begrüßte die Strategie am | |
Dienstag auf jeden Fall, „als thematisch breit angelegten Ansatz, eines der | |
drängendsten Probleme unserer Zeit zu lösen“. | |
Und auch der Verband kommunaler Unternehmen lobte: „Wasser ist endlich | |
wieder ein Thema: gut so.“ VKU-Vizepräsident Karsten Specht sagte, wir alle | |
hätten uns zu sehr daran gewöhnt, dass das Wasser jederzeit in | |
hervorragender Qualität einfach so aus dem Hahn laufe und unser Abwasser | |
sicher entsorgt werde. „Doch Daseinsvorsorge erledigt sich nicht im | |
Handumdrehen, und es gibt sie nicht zum Nulltarif.“ | |
In ihrem Entwurf schlägt Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) vor, die | |
Datenlage über die Verfügbarkeit von Wasser zu verbessern und die | |
Versorgungsnetze zwischen Regionen mit unterschiedlicher | |
Wasserverfügbarkeit auszubauen. Insgesamt sei Deutschland ein wasserreiches | |
Land, aber [1][in einigen Regionen werde angesichts des Klimawandels das | |
Wasser knapp], sagte Schulze am Dienstag. | |
Wasser will sie künftig nicht nur besser verteilen, sondern seine Nutzung | |
auch hierarchisieren: Die Versorgung mit Trinkwasser und der | |
Wassermindestbedarf für Tiere und Pflanzen sollen Vorrang haben. Auch | |
Bürgerinnen und Bürger sollen dabei zum besseren Wassermanagement | |
beitragen. Über „smarte Wassertarife“ könnten sie künftig Anreize bekomm… | |
ihren Wasserverbrauch an die Verfügbarkeit anzupassen. So könnte das Wasser | |
günstiger werden in Zeiten, in denen die Nachfrage gering ist. Auch | |
Unternehmen, die mit ihren Produkten das Wasser belasten, will Schulze | |
stärker in die Pflicht nehmen. So sollen sie sich etwa an der Finanzierung | |
von neuen Klär- und Wasseraufbereitungsanlagen beteiligen. | |
Die Deutsche Umwelthilfe begrüßte das Ziel, Wasserknappheit vorzubeugen und | |
die Wasserinfrastruktur an Klimaveränderungen anzupassen. Doch dies sei | |
„ohne einen Kurswechsel in der Agrarpolitik nicht zu erreichen“, so der | |
Verein – und für die ist das Umweltministerium nicht zuständig. | |
## Grüne sprechen von „Shownummer“ | |
Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Bettina Hoffmann, | |
nannte Schulzes Strategie eine „Shownummer“. Sie komme „viel zu spät, um | |
bis zur Bundestagswahl auch nur eine einzige Maßnahme auf den Weg zu | |
bringen“. Die Bilanz der Ministerin beim Wasserschutz bleibe verheerend. | |
Lorenz Gösta Beutin, Klimapolitiker der Linken im Bundestag, forderte, das | |
Thema umfassender anzugehen: „Deutsche Unternehmen im Ausland müssen per | |
Gesetz verpflichtet werden, Wasserstandards einhalten, die hierzulande | |
gelten“, so Beutin. „Der Wasserfußabdruck darf nicht verlagert werden.“ | |
9 Jun 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Systemwissenschaftlerin-ueber-Wasser/!5773626 | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
## TAGS | |
Wasser | |
Trinkwasser | |
Svenja Schulze | |
Bundesumweltministerium | |
Wassermangel | |
Hamburg | |
Svenja Schulze | |
Forstwirtschaft | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Trockenheit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Knappes Grundwasser in Deutschland: Schwimmbad ohne Boden | |
Grundwasser wird auch in Deutschland knapp, irgendwann wird es auch hier | |
reglementiert werden. Die Deutschen planschen sich das noch weg. | |
Höherer Wasserverbrauch in Hamburg: Boom der Pools und Planschbecken | |
Der Wasserverbrauch in Hamburg ist während der Coronapandemie gestiegen. | |
Die Ursachen sind Pools, Planschbecken und Regenduschköpfe. | |
Umweltministerin auf Abschiedstour: Die Macht der Machtlosen | |
Svenja Schulze ist als Umweltministerin enorm erfolgreich gewesen. Doch die | |
Hochwasserkatastrophe zeigt, wie wenig ihr Amt ausrichten kann. | |
Der Wald in Sachsen-Anhalt: Nadellose Fichten, blätternde Borke | |
Der Harz bildet die Avantgarde des ökologischen und ökonomischen | |
Zusammenbruchs. Aber auch die der Wiederauferstehung. | |
taz-Community über Klimakrise vor Ort: „Der Boden ist trocken und hart“ | |
An vielen Orten Deutschlands zeigen sich bereits die Folgen des | |
Klimawandels. taz-Leser*innen berichten, wie es bei ihnen vor Ort aussieht. | |
„Masterplan Wasser“ vorgestellt: Vorsicht bei zu viel Durst | |
Noch deckt Berlin seinen Wasserbedarf problemlos selbst – aber Klimawandel | |
und Bevölkerungswachstum drohen. Ein Masterplan soll Problemen vorbeugen. |