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# taz.de -- Schrittweiser Ausstieg aus dem Lockdown: Was sich jetzt ändert
> Geschäfte werden bald öffnen, Schnelltests angewandt. Auch über
> 65-Jährige sollen mit AstraZeneca geimpft werden. Ein Überblick.
Bild: Wirkt auch bei über 65-Jährigen: AstraZeneca-Impfstoff gegen Corona
Im [1][Beschlusspapier der Ministerpräsidentenkonferenz] war noch zaghaft
angedeutet, dass von der Ständigen Impfkommission (Stiko) eine baldige
[2][Empfehlung des AstraZeneca-Impfstoffs auch für Menschen ab 65] erwartet
werde. Kaum 12 Stunden nach Ende der Konferenz war es dann schon soweit:
Aufgrund positiver Studienergebnisse aus Großbritannien, wo der Impfstoff
immer schon auch an Ältere verimpft wird, hob die Stiko die
Altersbegrenzung auf. Zudem wird empfohlen, das Intervall zwischen erster
und zweiter Impfung auf 12 Wochen zu verlängern.
Das ändert vieles: Unter den laut Impfverordnung zuerst zu Impfenden sind
vor allem ältere Menschen. Weil bisher aber nicht klar war, ob AstraZeneca
bei denen überhaupt wirkt, wurden sie vorerst nur mit anderen Stoffen
geimpft. Damit der schon bestellte AstraZeneca-Impfstoff wiederum nicht
herumliegt, wurde in nahezu allen Bundesländern begonnen, auch unter
65-Jährige aus der Priorisierungsgruppe 2 zu impfen.
Je nach Bundesland kommen vorerst nur bestimmte Berufsgruppen wie
Lehrer*innen, Erzieher*innen, Polizist*innen oder auch die besonders
gefährdeten Menschen mit Vorerkrankungen und Behinderungen sowie
Kontaktpersonen von Schwangeren und Pflegebedürftigen zum Zug. Wenn nun der
Impfstoff von AstraZeneca an alle Menschen über 65 abgegeben werden kann,
wäre wieder die erste Priorisierungsgruppe dran.
## Impfungen bei Hausärzt*innen
Genaueres wird der Impfverordnung zu entnehmen sein, die nach den
Beschlüssen vom Mittwoch und den aktuellen Ereignissen überarbeitet wird
und deren Veröffentlichung für nächste Woche erwartet wird. Darin werden
noch mehr Neuerungen enthalten sein: Die in einigen Ländern bereits
modellhaft begonnene Impfung durch Hausärzt*innen soll „einen festen
Rahmen“ erhalten. Ungeregelt waren bisher die Vergütung und Belieferung der
Ärzt*innen sowie die Meldung und Abrechnung der durchgeführten Impfungen.
Es sollen dann auch die Hausärzt*innen sein, die die Impfberechtigung
prüfen. Das dürfte vor allem den Zugang der Menschen mit Vorerkrankungen
und Behinderungen zur lang ersehnten Immunisierung erleichtern. In die
flächendeckenden Impfungen sollen Hausärzt*innen ebenso wie
Betriebsärzt*innen allerdings erst ab Ende März oder Anfang April
eingebunden werden.
Um das Impftempo zu beschleunigen, wurde Mittwochnacht außerdem
beschlossen, die für die Zweitimpfung zurückgehaltenen Dosen deutlich zu
reduzieren und die zulässigen Intervalle zwischen erster und zweiter
Impfung auszuschöpfen.
Bislang wurden rund 11,5 Millionen Impfdosen nach Deutschland geliefert und
6,8 Millionen verimpft. Das entspricht bei den Erstimpfungen einer
Impfquote von 5,5 Prozent der Gesamtbevölkerung, bei den Zweitimpfungen 2,7
Prozent. Bis Anfang April werden weitere 7,8 Millionen Impfdosen erwartet.
## Nur ein kostenloser Test pro Woche
Ab kommendem Montag können sich alle Bürger:innen einmal pro Woche
kostenfrei auf Corona testen lassen. Darauf haben sich die
Ministerpräsident:innen und die Kanzlerin am Mittwoch geeinigt. Die
Tests sollen dabei helfen, die beschlossenen Öffnungsschritte abzusichern.
Sie könnten, so betonte Bundeskanzlerin Merkel am Mittwoch, mehr Sicherheit
für Kontakte geben.
Die Schnelltests werden von geschultem Personal vor Ort, etwa in
Testzentren, Apotheken und Arztpraxen, durchgeführt. Die Kosten übernimmt
der Bund, die Umsetzung liegt bei den Ländern und Kommunen. Im Vorfeld der
Ministerpräsidentenkonferenz waren zunächst noch zwei kostenfreie Tests pro
Woche im Gespräch. Doch auch mit der nun reduzierten Testzahl könnte es bis
April dauern, bis die Schnelltests flächendeckend verfügbar sind.
Schneller gehen könnte es derweil mit den Selbsttests: Der Discounter Aldi
kündigte an, diese bereits am Samstag anzubieten. Andere Händler, etwa
Drogerien, wollen in der kommenden Woche nachziehen. Die ersten Selbsttests
waren in der vergangenen Woche zugelassen worden. Anders als bei den
bisherigen Schnelltests ist nur ein Abstrich im vorderen Nasenraum nötig,
sodass diese auch von Laien durchgeführt werden können.
Ein negativer Schnell- oder Selbsttest soll künftig bei bestimmten
körpernahen Dienstleistungen erforderlich sein, später bei bestimmten
Inzidenzen auch für Kino-, Theater- und Restaurantbesuche. Fraglich ist im
Falle der Selbsttests allerdings, wie sichergestellt werden soll, dass er
korrekt durchgeführt und tagesaktuell ist. Der Geschäftsführer des
Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, kritisierte die
Teststrategie in der Rheinischen Post als zu unkonkret. Insbesondere bei
den Selbsttests blieben viele Fragen offen.
## Shoppen ist ab nächster Woche möglich
Bund und Länder haben grundsätzlich eine Verlängerung des Lockdowns bis zum
28. März beschlossen. Doch tatsächlich dürften trotz anhaltend hoher
Inzidenzen schon ab kommendem Montag die Innenstädte und Shoppingmalls in
vielen Teilen Deutschlands wieder voll sein.
Der Bund-Länder-Beschluss sieht vor, dass bei einer 7-Tage-Inzidenz von
unter 50 der Einzelhandel mit einer Begrenzung von einer Kundin oder einem
Kunden pro 10 Quadratmeter wieder öffnen kann.
Beim vorherigen Bund-Länder-Gipfel war noch vereinbart worden, diese
Regelung erst bei einer Inzidenz von unter 35 zuzulassen.
Diese Verschiebung der unteren Lockerungsinzidenz hat ganz massive
Auswirkungen – zumal der Beschluss es den Bundesländern freistellt, ob für
die Öffnung von Geschäften die landesweiten oder die regionalen
7-Tage-Werte gelten sollen. Eine Inzidenz von unter 35 haben aktuell 51
Kreise, eine Inzidenz von unter 50 haben 153, also dreimal so viele.
Der Wirrwarr der Öffnungsregelungen ist komplett: Mit einer 7-Tage-Inzidenz
von 47,4 am Donnerstag hat etwa Schleswig-Holstein beschlossen, dass der
Einzelhandel ab Montag im ganzen Bundesland öffnen darf.
Mecklenburg-Vorpommern will laut Nordkurier ebenso verfahren – allerdings
bei einer landesweiten Inzidenz von deutlich höheren 72,7. Von
[3][einheitlichen Regeln ist Deutschland also weit entfernt].
4 Mar 2021
## LINKS
[1] /Coronabeschluesse-von-Bund-und-Laendern/!5755995
[2] /Aktuelle-Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5755847
[3] /Beschluesse-von-Bund-Laender-Treffen/!5755849
## AUTOREN
Manuela Heim
Felix Lee
Alena Weil
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Kolumne Der rote Faden
Pandemie
Dilek Kalayci
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