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# taz.de -- Coronaschnelltests in Berlin: „Die Kapazität reicht noch nicht“
> Berlin braucht eine ganz andere Coronateststrategie, sagt der Vorsitzende
> des Gesundheitsaussschusses im Abgeordnetenhaus, Wolfgang Albers (Linke).
Bild: Schnelltests werden bald kostenlos sein – aber reicht das?
taz: Herr Albers, ab Montag soll jede und jeder mindestens [1][einen
Coronaschnelltest pro Woche] machen können. Sie sagen, das wird unter den
aktuellen Bedingungen nicht funktionieren. Und Sie machen den Bund dafür
verantwortlich. Warum?
Wolfgang Albers: Der Bund wirft die Idee auf den Markt, macht sich einen
schlanken Fuß, und andere haben zu sehen, wie sie das nun so schnell
umsetzen. Diese Vorgehensweise war ja schon mehrfach zu beobachten, was
selbst unseren geduldigen Regierenden Bürgermeister verleitet hat,
kritische Worte über Herrn Spahn zu sagen. Dass man mit Tests zurück zur
Normalität kommt, ist ja eine Strategie, die wir seit Langem fordern.
Schnelltests können hervorragende Torwächter und Türöffner für sensible
Infrastrukturen sein. Das setzt aber unter anderem voraus, dass sie in
ausreichender Menge zur Verfügung stehen und dass sie im Vier-Augen-Prinzip
durchgeführt werden.
Zum Verständnis: Es geht jetzt nicht um die sogenannten Selbsttests.
Nein. Der Selbsttest, den ich alleine durchführe, ist auch ein wichtiges
Instrument, aber für andere Gelegenheiten. Wenn Sie am Wochenende die Oma
besuchen und sich vorher negativ testen, können Sie problemlos hinfahren.
Oder Sie spüren leichte grippale Symptome, können mit dem Test aber
ausschließen, dass es eine Infektion mit dem Coronavirus ist. Dann sind sie
diesen Verdacht los und müssen zum Ausschluss nicht zum Arzt rennen. Wenn
ich aber ins Pflegeheim will oder ins Theater, nutzt ein Selbsttest wenig.
Sie können ja auch bei einer Alkoholkontrolle im Verkehr nicht sagen: Kein
Problem, hab mich schon zuhause getestet!
Für den Zugang zu Pflegeheimen ist ein Schnelltest ja schon verbindlich.
Ja, endlich, das haben wir im Land durchgesetzt. Die Maßgabe des Bundes war
nur, dass Menschen mit Zugang zu Heimen mehrmals pro Woche getestet werden
sollten – da haben wir gesagt: Das reicht nicht, es kommt keiner rein, der
nicht negativ getestet ist.
Was nun die Anzahl und Kapazität der Teststellen angeht, meint
Gesundheitssenatorin Kalayci, es gebe genug in Berlin. Das sehen Sie
anders.
Ich habe heute noch mal auf der Website der Gesundheitsverwaltung
nachgeguckt: Da sind die [2][9 Testzentren] aufgeführt, die es schon eine
Weile gibt, darunter einige Krankenhäuser oder das Drive-in-Testzentrum in
Reinickendorf. Wenn ich die Aussage des Regierenden Bürgermeisters anlege,
dass da jeweils bis zu 1.000 Test am Tag möglich sind, und wenn ich auch
noch die 8 mobilen Testeinsatzteams draufschlage, die in der Vergangenheit
meist vor Schulen eingesetzt wurden, komme ich auf 17.000 Tests am Tag. Für
ganz Berlin! Wenn diese Tests wirklich dazu dienen sollen, dass Menschen
wieder mehr Aktivitäten nachgehen können, im Vereinssport oder anderswo,
dann wird die Nachfrage auch massiv steigen. Sprich: Die Infrastruktur
reicht für dieses Konzept noch nicht aus.
Es ist auch davon die Rede, dass Apotheken die Tests durchführen könnten.
Dieser Vorschlag ist völlig unsinnig. Nach allem, was ich gehört habe,
wollen die Apotheken das nicht, und sie können das mit ihren personellen
und räumlichen Kapazitäten auch gar nicht leisten. Die müssen ja weiterhin
ihrem üblichen Geschäft nachgehen. Im Übrigen wollen wir doch die Mobilität
nicht noch zusätzlich erhöhen, also die Menschen nicht auf dem Weg zu einer
begrenzten Zahl von Teststellen durch die ganze Stadt jagen, wo sie sich
womöglich in der Warteschlange anstecken. Deshalb ist mein Vorschlag, die
Tests dort zu stationieren, wo sie gebraucht werden.
Was heißt das: Ich werde am Eingang zum Frisör oder zum Kino getestet?
Ich stelle mir das eigentlich ganz einfach vor: Die Testbox wird
beispielsweise bei einem Theater im Eingangsbereich platziert. Da
überreicht Ihnen ein Theatermitarbeiter einen Test, Sie führen den durch,
hinterlegen ihn und kommen in zehn Minuten wieder. Dann sagt man Ihnen
idealerweise: Sie sind nicht infektiös, sie können rein.
Klingt ziemlich einfach.
Ist auch einfach. Das einzige Problem, das sich ergäbe: Wie vermeiden wir,
dass jemand, der an einem Tag mehrere Orte aufsuchen will, nicht jedesmal
einen neuen Test machen muss? Dazu braucht man dann ein möglichst
fälschungssicheres Zertifikat. Man kann aber auch eine App entwickeln, mit
der Sie das Testergebnis einscannen später wie eine Eintrittskarte
vorzeigen können. Hätte ich Ahnung, wie das geht, ich hätte so eine App
längst entwickelt und mir damit eine goldene Nase verdient.
5 Mar 2021
## LINKS
[1] /Schrittweiser-Ausstieg-aus-dem-Lockdown/!5755996
[2] https://www.berlin.de/corona/teststellen/
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Dilek Kalayci
Wolfgang Albers
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