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# taz.de -- taz-Recherche zu rechtem Waffenhandel: Eine alternative Finanzierung
> Mit Geld aus Waffendeals sollte offenbar eine AfD-nahe Organisation
> aufgebaut werden. Es geht um Kampftrainings und Rückzugsorte im Ausland.
Bild: Nach taz-Informationen wird bereits gegen fünf Personen wegen Beteiligun…
München/Berlin taz | Ein in Bayern aufgeflogener Waffenhandelsring soll der
Finanzierung einer AfD-nahen Organisation gedient haben. Nach
taz-Recherchen waren mehrere der Beschuldigten treibende Kräfte beim Aufbau
der „Patriotischen Alternative“, einer Organisation, die zunächst in Hessen
als eine Art Förderverein zur Unterstützung des rechtsextremen „Flügels“
der AfD um Björn Höcke entstanden war. Das geht unter anderem aus internen
Dokumenten, E-Mails und Messenger-Nachrichten von Beteiligten sowie
Gesprächen mit mehreren der insgesamt 16 Beschuldigten und Zeugen hervor.
Nach taz-Informationen ergaben die Ermittlungen der Bayerischen
Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bislang, dass
die Erlöse aus den Waffenverkäufen zumindest teilweise dem Aufbau eines
bayerischen Landesverbandes der „Patriotischen Alternative“ dienen sollte.
Ein der taz vorliegendes Foto zeigt, wie Vertreter der Organisation auf dem
Kyffhäusertreffen 2016 gemeinsam mit Höcke ein Banner der „Patriotischen
Alternative“ präsentieren.
Mutmaßlicher Kopf des Waffenhandelsrings ist Alexander R., ein 48-jähriger
ehemaliger Zollbeamter aus München, der früher bei der NPD aktiv war und
sich seit 2016 systematisch mit vielen rechtsextremen Organisationen
vernetzt hat, unter anderem mit der Identitären Bewegung, der Europäischen
Aktion oder der Gedächtnisstätte Guthmannshausen in Thüringen, einem
Treffpunkt von Holocaust-Leugnern. Er trat auch in die AfD ein.
## Eine Kriegswaffe zu Hause
Laut den der taz vorliegenden Unterlagen waren die Planungen rund um die
„Patriotische Alternative“ sehr umfassend. Es gehe darum, „zielorientiert
und effizient Kräfte zu bündeln und Parallelstrukturen zu schaffen für
nationale volksbewusste Deutsche und Europäer“, so formuliert es Alexander
R. in einem internen Dokument. Es gab Pläne, deutsche Siedlungen in Ungarn,
Russland und Kroatien aufzubauen, als Rückzugsort “fernab von
Gender-Mainstreaming und geschichtlicher Indoktrinierung“. In den
Unterlagen ist ebenso von Kampftrainings und Sicherheitsunternehmen die
Rede. Das Ganze sollte demnach unter dem Deckmantel einer vermeintlich
unpolitischen Tarnorganisation organisiert werden.
Die Generalstaatsanwaltschaft München ermittelt nach taz-Informationen
gegen fünf weitere Personen, die am Verkauf und Vertrieb der Waffen
beteiligt gewesen sein sollen. Zehn weitere Personen sind als Abnehmer von
Waffen beschuldigt. Darunter ist auch eine [1][Mitarbeiterin im
Wahlkreisbüro des bayerischen AfD-Bundestagsabgeordneten Petr Bystron]. Sie
soll für die Waffenhändler eine Kriegswaffe bei sich zu Hause aufbewahrt
haben. Recherchen der taz ergeben zudem, dass sie bereits wegen illegalen
Besitzes einer Pistole vorbestraft ist. Die Waffen sollen aus Kroatien nach
Deutschland geschmuggelt worden sein. Als Codenamen wurden Bezeichnungen
von Kfz-Teilen benutzt, etwa „Mofagetriebe“ oder „langes Getriebe mit
manueller Pumpe“.
Der Hauptbeschuldigte Alexander R. sitzt in Untersuchungshaft. Sein Anwalt
antwortete nicht auf eine taz-Anfrage.
Die gesamte Recherche über den mutmaßlichen Waffenhandelsring, den
Hauptbeschuldigten Alexander R. und seine Verbindungen [2][lesen Sie hier].
19 Feb 2021
## LINKS
[1] /Staatsanwaltschaft-ermittelt/!5749182
[2] /Waffenhandelsring-in-Bayern/!5749931
## AUTOREN
Christina Schmidt
Sebastian Erb
Luisa Kuhn
Doris Akrap
## TAGS
AfD Bayern
Waffen
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