| # taz.de -- Berliner U-Bahn als Wahlkampfthema: Partner bei möglicher Verkehrs… | |
| > Geht es um einen möglichen Ausbau der U-Bahnstrecken, geht ein Riss durch | |
| > die Koalition. Was dann eben neue Koalitionen möglich macht. | |
| Bild: Immer Thema in Berlin: die U-Bahn | |
| Berlin taz | Wenn die Verkehrspolitik, wie so oft behauptet, die | |
| entscheidende Zukunftsfrage für Berlin ist, so müsste die nächste Koalition | |
| bereits klar sein, schon vor dem nun anlaufenden Wahlkampf und damit eben | |
| lang vor der Abgeordnetenhauswahl am 26. September (die mit den anderen | |
| Wahlen ja auch schwerpunktmäßig Thema in dieser Ausgabe ist). Dieses | |
| Bündnis wäre nicht länger Rot-Rot-Grün, sondern Schwarz-Rot-Gelb. | |
| Deutschlandkoalition heißt so eine in den 1950er Jahren in Bremen und im | |
| Saarland mal gehabte Konstellation, bei der man sich das FDP-Gelb eben | |
| etwas goldiger malen muss. | |
| Warum so eine Koalition? Weil in der Verkehrspolitik SPD einerseits und | |
| Grüne und Linkspartei andererseits teils weit auseinanderliegen und die | |
| Kluft hier viel größer ist als der Abstand der Sozialdemokraten zur CDU. | |
| Das hat sich in dieser Woche beim umstrittenen Thema U-Bahn-Verlängerung | |
| wieder gezeigt. | |
| Denn für Verkehrswende und Klimaschutz generell, wenn auch in | |
| unterschiedlicher konkreter Ausprägung, machen sich inzwischen von den | |
| Liberalen bis zu den Linken alle Parteien stark. Auch die CDU ist längst | |
| nicht mehr die Autofahrerpartei schlechthin – oder will zumindest nicht | |
| länger so erscheinen. Ob er damit nicht an der eigenen autofahrenden | |
| Wähler- und Mitgliedschaft vorbeigehe, wurde ihr Landeschef und nunmehriger | |
| Spitzenkandidat Kai Wegner schon gefragt, als sich die Christdemokraten | |
| vergangenes Jahr in einer hippen Kampagne schier als Radlerpartei gaben. | |
| Und damit passt sie genau zu einer SPD, die zwar mit Grünen und Linkspartei | |
| ein bislang bundesweit einmaliges Mobilitätsgesetz beschlossen hat, der die | |
| grüne Forderung nach einer ganz schnell ganz autofreien Stadt jedoch viel | |
| zu weit geht. Ein Klimaschutzpaket stoppte sie im Herbst wegen darin | |
| vorgesehener City-Maut und höherer Parkgebühren. Und viel mehr als ihre | |
| Koalitionspartner ruft die SPD nach einem U-Bahn-Ausbau. | |
| Nach der Senatssitzung am Dienstag wurden zudem die Differenzen nochmal | |
| klarer. Die Grünen, die sich lange darauf beriefen, dass von einem solchen | |
| Ausbau nichts im Koalitionsvertrag steht, zeigten sich zwar zuletzt offener | |
| für das Thema. | |
| Doch während ihre Verkehrssenatorin sich nun für einen eher kurzen | |
| Lückenschluss der U3 regelrecht begeistern konnte – [1][„ich halte das für | |
| eine sehr vielversprechende Linie“] –, köchelten andere grüne Stimmen ein… | |
| aufwendigeren U-Bahn-Ausbau eher klein. Während SPDler quasi schon den | |
| Spaten in der Hand halten, verwiesen sie darauf, dass nun erst mal zwei bis | |
| zweieinhalb Jahre lang eine Kosten-Nutzen-Untersuchung anstehe. Echte | |
| Begeisterung für ein Thema sieht anders aus. | |
| Es ist ja durchaus ehrenhaft, wenn eine Partei – hier die Grünen – nicht | |
| allein aus taktischen Gründen im Wahlkampf auf ein populäres Thema | |
| aufspringt. Aber die Kluft beim U-Bahn-Ausbau und beim Megathema Verkehr | |
| generell zeigt, dass eine Fortsetzung der rot-rot-grünen Koalition eben | |
| noch nicht in Stein gemeißelt ist. | |
| 20 Feb 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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