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# taz.de -- Weniger Dienstreisen nach der Pandemie: Videokonferenzen schonen Kl…
> Die Coronakrise hat Videokonferenzen zum Durchbruch verholfen. Künftig
> könnte ein Drittel der Geschäftsreisen wegfallen, so eine Studie.
Bild: Vidoekonferenzen sind bequemer und klimafreundlicher als Dienstreisen, ab…
Berlin taz | Nach der Coronakrise könnte ein Drittel der Geschäftsreisen
durch Videokonferenzen ersetzt werden. Das erwarten die Autor:innen
[1][einer Studie], die das Borderstep Institut im Auftrag des ökologischen
Verkehrsclubs Deutschland (VCD) erstellt hat. Entfallen künftig tatsächlich
Geschäftsreisen in dieser Größenordnung, würden im Autoverkehr fast 9
Milliarden Kilometer jährlich weniger gefahren. Insgesamt würde der Ausstoß
von 3 Millionen Tonnen CO2 vermieden.
In Deutschland wurden 2019 nach Regierungsangaben 805 Millionen Tonnen
Treibhausgase ausgestoßen, davon 12 Millionen Tonnen durch Dienstreisen.
2019 fanden 195 Millionen beruflich begründete Reisen statt. Für die
meisten wurden ein Auto oder [2][Flugzeug] genutzt. In der Coronakrise ist
die Zahl der beruflich bedingten Touren nach Angaben des Reiseverbands VDR
gegenüber 2019 um drei Viertel eingebrochen. Viele wurden durch
Videokonferenzen ersetzt, wie die Untersuchung des Borderstep Institut
zeigt. „Videokonferenzen sind seit 20 Jahren möglich, aber erst durch die
Pandemie haben sie sich im Geschäftsleben fest etabliert“, sagte
Studienautor Jens Clausen bei der Vorstellung der Untersuchung – in einer
Videokonferenz.
Für die Studie hat das Institut 500 Geschäftsreisende befragt, die 2019
mindestens eine Dienstreise unternommen hatten. Bis zum Ausbruch der
Coronakrise hatten 68 Prozent von ihnen noch keine oder kaum Erfahrung mit
Videokonferenzen. Im vergangenen November waren es nur noch 27 Prozent. Zu
diesem Zeitpunkt nahmen drei Viertel der Befragten mindestens einmal in der
Woche an einer Videokonferenz teil, 30 Prozent täglich oder fast täglich.
Als positiv bewerteten die Befragten durchweg die Zeitersparnis, als
negativ den fehlenden Kontakt zu Kolleg:innen.
Die Befragten gehen davon aus, dass nach der Pandemie deutlich weniger
dienstliche Trips stattfinden als vorher. Clausen rechnet damit, dass im
Vergleich zu 2019 etwa ein Drittel der Geschäftseisen dauerhaft durch
Videokonferenzen ersetzt wird. Für Unternehmen ist das attraktiv, weil sie
Reisekosten sparen.
## Wie klimafreundlich Homeoffice ist, ist unklar
Die Klimaeffekte sind groß: Zwei Geschäftsleute, die zu zwei
Gesprächspartnern von Stuttgart nach Berlin reisen, verursachen bei der
Anreise mit dem Flugzeug 470 Kilogramm CO2-Emissionen, mit dem Pkw 380
Kilogramm und mit der Bahn 65 Kilogramm. Führen die vier das Gespräch
dagegen in einer Videokonferenz am PC, liegt der Treibhausgasausstoß bei
1,10 Kilogramm, am Laptop bei 0,80 Kilogramm. „Schon bei einer Anreise von
5 Kilometern mit dem Auto rechnet sich eine Videokonferenz für das Klima“,
sagte VCD-Verkehrsexperte Michael Müller-Görnert. Um den Corona-Effekt bei
Geschäftsreisen zu verstetigen, fordert der VCD unter anderem die Anpassung
der Reise- und Datenschutzrichtlinien von Unternehmen. Außerdem müsse der
Gesetzgeber die steuerliche Förderung von Dienstwagen abschaffen – denn
damit werden viele Geschäftsreisen unternommen.
Videokonferenzen ersetzen nicht nur Dienstfahrten, sondern ermöglichen auch
das [3][Arbeiten in den eigenen vier Wänden]. „Ob Homeoffice wirklich zu
weniger CO2- Ausstoß führt, lässt sich noch nicht klären“, sagte
Studienautor Clausen. Durch Pendeln vermiedene CO2-Emissionen könnten an
anderer Stelle entstehen, etwa durch stärkeres Heizen zu Hause.
18 Feb 2021
## LINKS
[1] https://www.vcd.org/fileadmin/user_upload/Redaktion/Themen/Digitalisierung/…
[2] /Rot-Rot-Gruen-will-Dienstfluege-kippen/!5673450
[3] /Der-Staat-und-das-Homeoffice/!5745638
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Dienstreisen
VCD
Klima
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Homeoffice
Verkehr
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