# taz.de -- Mietenprotest in Berlin: Gekündigt wegen Mängeln | |
> MieterInnen in Berlin-Lichtenberg wehren sich gegen Abrisspläne ihres | |
> Häuserblocks: Eigentümer Padovicz habe den Komplex extra verwahrlosen | |
> lassen. | |
Bild: Nach dem Abriss kommt der Neubau: eingerüstetes Gebäude an der Rummelsb… | |
BERLIN taz | „Wir sind kein Hausprojekt, keine Kneipe, kein linker | |
Szeneort. Wir sind eine über die Jahre zusammengewachsene Hausgemeinschaft, | |
die leider immer mehr anfängt zu bröckeln, da die Wohnungen gezielt | |
entmietet werden, um die Gebäude abreißen zu können.“ Mit dieser | |
ernüchternden Zustandsbeschreibung gehen MieterInnen eines Gebäudekomplexes | |
in Lichtenberg ganz in der Nähe des Bahnhofs Ostkreuz jetzt an die | |
Öffentlichkeit. Über Monate hat sich die MieterInneniniative in den Häusern | |
gegen ihren vom Eigentümer Padovicz angekündigten Rausschmiss gewehrt. | |
Jetzt befürchten sie, dass ihr Kampf erfolglos ist. Am 3. November 2020 | |
erhielten alle Mietparteien Kündigungen ihrer Mietverhältnisse mit der | |
Begründung einer „mangelnden wirtschaftlichen Verwertbarkeit“. „Das Haus | |
ist so kaputt, dass ein Neubau wirtschaftlicher ist als der Erhalt“, | |
erklärt Mieterin Karin Schulte (Name geändert). „Als Begründung wurden | |
unterschiedliche Mängel der Häuser aufgeführt, die nur dadurch entstanden | |
sind, weil Padovicz diese hat verwahrlosen lassen“, so Schultes Kritik. | |
„Seit Jahren wird an unseren Häusern nichts mehr gemacht und | |
Reparaturanfragen durch uns Mietende werden von der Hausverwaltung | |
ignoriert“, berichtet sie über ihre jahrelangen [1][Erfahrungen mit | |
Padovicz] und den unterschiedlichen Hausverwaltungen. Schulte geht auch auf | |
die unterschiedlichen Schicksale der MieterInnen ein, die von der Kündigung | |
betroffen sind. „Aufgrund unterschiedlicher Mietverträge sowie | |
unterschiedlicher Kündigungsfristen ist es schwer, gemeinsame Aktionen zu | |
orgenisieren“, sagt sie. „Die ersten Mietparteien wurden bereits zum 30. | |
November gekündigt, darunter eine 80-jährige Mieterin“, berichtet Schulte. | |
Sie moniert, es sei ein unmenschliches Vorgehen, mitten im Lockdown den | |
Menschen wenige Wochen Zeit zu geben, sich eine neue Wohnung zu suchen. | |
Kritik üben die MieterInnen auch an den [2][BezirkspolitikerInnen von | |
Lichtenberg] und am Senat. Die MieterInnen erinnern daran, dass das Haus | |
abgerissen werden soll, weil nach den Entwicklungszielen der Politik das | |
[3][Projekt Coral World], ein Großaquarium, in der Rummelsburger Bucht | |
entstehen soll. AnwohnerInnen, die mit diesen „Entwicklungszielen“ nicht | |
einverstanden sind, initiierten eine Petition, mit der sich über 28.000 | |
Menschen für einen B-Plan ausgesprochen haben, bei dem das Tourismusprojekt | |
Coral World wegfallen würde, die Gebäude in der Hauptstraße aber nicht | |
abgerissen würden. Die aktiven MieterInnen der Hauptstraße hoffen, dass ein | |
Teil von denen ihren Kampf gegen Verdrängung unterstützen. | |
13 Jan 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Satirischer-MieterInnenprotest/!5600408 | |
[2] /Coral-World-soll-nach-Rummelsburg/!5588826 | |
[3] /Rummelsburger-Bucht/!5650391 | |
## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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