Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- „Tatort“ aus Münster: Corona im Mittelalter
> Boerne und Thiel ermitteln, wer den König im alten Wasserschloss getötet
> hat. Unter Coronabedingungen gedreht, wird der Krimi zum Kammerspiel.
Bild: Ein Ritter mit Brille? Jan Josef Liefers im neuen „Tatort“ aus Münst…
Und, was sagen Sie, Boerne, ertrunken?“ – „Der Mann trägt eine
Ritterrüstung, Thiel.“ – „Ach, das ist eine Ritterrüstung?“ Gleich zu
Beginn finden die Münsteraner „Tatort“-Ermittler den König. Mit dem Gesic…
nach oben und in voller Montur liegt er tot im Wassergraben des Schlosses.
Der selbsternannte König ist Schausteller Manfred Radtke (Anthony Arndt),
der erst wenige Monate zuvor das „Haus Lüdecke“, ein altes Wasserschloss,
gekauft hat. Wegen Steuerbetrugs und hohen Nachzahlungen muss Radtke jedoch
dringend eine drohende Pleite abwenden. Um Sponsor:innen aufzutreiben,
organisiert er ein minimalistisches Mittelalterspiel.
Minimalistisch ist auch der neue „Tatort“ „Es lebe der König!“. Das
herumblödelnde Kripo-Duo Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers),
dazu die Familie des ertrunkenen Schlossherren und wenige weitere
Ermittler:innen, die im kleinen Setting des „Hauses Lüdecke“
aufeinandertreffen, das eigentlich Schloss Hülchrath heißt und 145
Kilometer von Münster entfernt liegt.
Wenn Thiel und Boerne versuchen, sich einen Reim darauf zu machen, wer ein
Interesse daran gehabt haben könnte, den Schlossherren umzubringen und
womöglich in das organisierte Verbrechen im Schloss verstrickt ist, um das
dringend benötigte Geld aufzutreiben, erinnert der Fall an ein spannendes
Kammerspiel. Dabei hätte der „Tatort“ im Originaldrehbuch ganz anders
ausgesehen.
## Drehbuch musste wegen Corona umgeschrieben werden
Denn das fertige Script musste wegen der Coronapandemie innerhalb kürzester
Zeit umgeschrieben werden. So spielt der Krimi nahezu ausschließlich am
Wasserschloss im Freien mit wenigen Personen. Szenen wie der Showdown mit
vielen Kompars:innen wurden gestrichen.
Als eine der ersten deutschen TV-Produktionen nach dem Lockdown im Frühjahr
musste der „Tatort“ aus Münster beim Dreh strenge Hygieneregeln einhalten.
Alle Personen abseits des Bildes trugen Maske, „Set-Cleaner“ desinfizierten
Gegenstände, bei allen Personen wurde mehrmals am Tag Fieber gemessen.
Seine Kompaktheit ist die besondere Qualität dieses „Tatorts“. Während
andere Ermittler:innen meist mit einer überladenen Handlung zu kämpfen
haben, fiebert man in Münster bis zum Schluss mit, wer denn nun den
Schlossherrn umgebracht hat. Was dieser „Tatort“ zeigt: Einschränkungen
aufgrund von Corona können der Fernsehlandschaft nicht nur schaden – sie
bergen auch Potenzial.
13 Dec 2020
## AUTOREN
Denis Giessler
## TAGS
Tatort
Münster
Mittelalter
Schwerpunkt Coronavirus
Wochenendkrimi
Schwerpunkt Klimawandel
Tatort
Historienfilm
Sonntagskrimi
Tatort
Kinder- und Jugendbücher
## ARTIKEL ZUM THEMA
„Tatort“ aus Münster: Zu viele Zufälle im Kindergarten
Ein bisschen viele Zufälle und Flashbacks. Den neuen Tatort aus Münster
muss man wie immer mögen, eine Leiche gibt es aber immerhin.
Axel Prahl über die Zukunft: „Keine Zeit zum Nachdenken“
Aktuell ist Prahl in einem Hörspiel zu Dystopien zu hören. Ein Gespräch
über Klimakrise und das politische Potenzial von Unterhaltung.
“Tatort“ aus Dresden: Rettung ist für alle da. Oder?
Rettungssanitäter Tarik Wasir ist tot. Die Ermittlerinnen beginnen ihre
Arbeit und entdecken einen Berufstand mit schlechten Arbeitsbedingungen.
Historienkrimi „Die Taschendiebin“ auf 3sat: Stolz und Fehlurteil
Mit „Die Taschendiebin“ hat Chan-wook Park einen historischen Krimi
inszeniert. Er ist voller Täuschungen und erotischer Verwirrspiele.
„Tatort“ während Corona: „Gucken doch eh zehn Millionen“
Es tatortet wieder. Zwei Regisseur*innen und zwei Drehbuchautoren erzählen
von der Relevanz der ARD-Reihe im 50. Jubiläumsjahr.
„Tatort“ aus Münster: Vierfach blasiert und genervt
Analog, rührend und selbstironisch: Die „Tatort“-Fossilien Thiel und Boerne
aus Münster gibt es diesmal im Doppelpack.
Aktuelle Ausgabe „Lustiges Taschenbuch“: Neuer „Tatort“-Ermittler ist e…
Donald Duck wird Kommissar. Der „Tatort“ aus Entenhausen erinnert an den
echten aus Münster oder an den Pott –„Schimauski“ zum Beispiel.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.