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# taz.de -- „Tatort“ aus Münster: Vierfach blasiert und genervt
> Analog, rührend und selbstironisch: Die „Tatort“-Fossilien Thiel und
> Boerne aus Münster gibt es diesmal im Doppelpack.
Bild: Zu viel des Guten? Der doppelte Boerne im „Tatort“
Da sitzen also die beiden altgedienten Kollegen Thiel (Axel Prahl) und
Boerne (Jan Josef Liefers) im Archiv des Münsteraner Landeskriminalamts,
zwei müde, verdiente Krieger zwischen raschelnden Aktenbergen. Und ja,
verdammt, sie sind schon ein kleines bisschen stolz auf sich: Die Nacht
durchgemacht unterm Neonlicht, die Kaffeetasse in der Hand. Sich mal wieder
so richtig in einen Fall verbissen, ja, das fühlt sich gut an.
Und dann – steckt da der Kollege morgens um sieben seinen Kopf zur Tür rein
und fragt erstaunt, was die beiden denn da machten? Das Zeugs im Keller sei
doch alles längst digitalisiert. Volltextsuche und so, nie was von gehört?
Da sitzen also der Kommissar und sein Rechtsmediziner und sehen so alt aus,
wie sie eben sind. Tatsächlich ermittelt das Duo inzwischen seit 17 Jahren
in Münster. Damals, als die beiden im Jahr 2002 anfingen, schaute man noch
Krimis in Kneipen, Netflix war noch nicht das Netflix von heute, sondern
noch ein DVD-Versand, und in deutschen Krimi-Produktionen regierten die
Gemütlichkeit und der etwas tranige Humor eines durchschnittlichen
Münster-„Tatorts“. Inzwischen zieht die Zielgruppe lieber um die „4Block…
und Netflix hat den „Dogs of Berlin“ ein Zuhause gegeben.
Aber dass Thiel und Boerne da immer noch im Archivkeller sitzen und analog
weiterwühlen, das ist rührend, und angenehm selbstironisch, und außerdem:
Sie sind wirklich witzig zusammen! Dieser blasierte Boerne und der
ultragenervte Thiel, wie sie sich gegenseitig beharken. „Kommt da noch was
oder muss man irgendwo Geld reinwerfen, dass Sie weiterreden?“, fragt Thiel
seinen Kollegen, als sie im Obduktionssaal vor einer Leiche stehen, die der
(nach wie vor lebendigen) Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann) zum
Verwechseln ähnlich sieht.
Womit wir schon mitten im Fall wären. Ein Mörder geht um im beschaulichen
Münster. Der Leiche der erschossenen Klemm-Doppelgängerin, die an einem
Montag vor dem Dom liegt, folgt am Dienstag eine kleinwüchsige Frau –
sichtlich getroffen schaut Börnes Assistentin Haller (Christine Urspruch)
auf die Tote. Hat da jemand eine Rechnung mit dem LKA offen?
Na klar, und also auch klar, dass die nächsten auf der Liste Doppelgänger
von Thiel und Boerne sein müssen, die irgendwo in Münster rumlaufen. Prahl
und Liefers spielen ihre Ebenbilder übrigens selbst. Das wirkt zwar
bescheuert, aber, na ja, die Hauptrollen in Münster besetzen halt immer die
beiden. Seien es nun zwei oder vier.
17 Mar 2019
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Tatort
Münster
Doppelgänger
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