Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Solarpflicht für Neubauten kommt: Mehr Solarzellen aufs Dach
> Ein Gesetz für eine Solar- oder Photovoltaikpflicht ist auf den Weg
> gebracht. Bleibt die Frage, ob das für den Stromhunger der Zukunft
> ausreicht?
Bild: Besser geht's nicht: das Solargesetz soll mehr Solaranlagen auf Berlins D…
Tübingen hat sie schon, Baden-Württemberg und Hamburg bekommen sie, und nun
zeichnet sie sich auch in Berlin ab: die Solar- oder Photovoltaikpflicht.
Mit seiner Vorlage bei der dienstäglichen Senatssitzung hat die für Energie
zuständige Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) den Entwurf für das
Solargesetz Berlin auf den Weg gebracht.
Wenn es in seiner jetzigen Form vom Abgeordnetenhaus verabschiedet wird,
zwingt es BauherrInnen ab dem 1. Januar 2023 dazu, mindestens 30 Prozent
der Dachfläche mit Anlagen zur Erzeugung von Solarstrom auszustatten.
Dasselbe gilt bei umfassenden Dachsanierungen.
[1][Viele KlimaschutzpolitikerInnen loben das Gesetz], und nicht ohne
Grund: Im Gegensatz zu den meisten anderen Maßnahmen, die der in diesem
Jahr vom Senat beschlossene Masterplan Solarcity vorsieht, ist die
Solarpflicht etwas erfrischend Handfestes – auch wenn ihre Erfüllung am
Ende, so sieht es jedenfalls der Entwurf vor, nur stichprobenartig
kontrolliert wird.
Das heißt nicht, dass die vielfältigen Projekte des Masterplans nicht auch
richtig und wichtig wären. Aber all die schönen Kampagnen, all die
Beratungs- und Vernetzungsangebote haben am Ende weitaus weniger
Schlagkraft als ein simples ordnungspolitisches Instrument, das einfach
festlegt: Sonnenstrom ist zu erzeugen, basta. Oder wie Senatorin Pop es
ausdrückt: „Künftig werden Solardächer integraler Bestandteil der
Architektur von Häusern.“
## Guter Wille allein reicht nicht
Das gilt im Übrigen bereits für kommunale Gebäude. Hier ist es das Berliner
Energiewendegesetz (EWG), das Senat und Bezirke in die Pflicht nimmt, denn
auch hier funktioniert es ja allein mit gutem Willen nicht: Anfang 2019
stellte sich heraus, dass von zehn damals im Bau befindlichen Schulgebäuden
kein einziges mit Photovoltaik oder Solarthermie ausgestattet werden
sollte. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung begründete das damals
damit, dass die Schulen bereits Ökostrom aus dem Netz bezögen und dieser
kostengünstiger zu haben sei.
Dass Berlin, wie im Masterplan angestrebt, bis 2050 eine Menge an
Solarstrom erzeugt, die 25 Prozent der Nutzung im Land entspricht, das wird
aber auch mit der Solarpflicht kaum zu erreichen sein. Bislang ist es weit
weniger als 1 Prozent. Und selbst wenn man erwartete, dass über die vor uns
liegenden Jahrzehnte ein beträchtlicher Teil der rund 2.400 Hektar
solargeeigneter Dachflächen ans Netz ginge, ist da eines noch gar nicht
eingepreist: der im Kontext der Energiewende steigende Hunger nach Strom.
Das liegt nicht nur daran, dass unsere immer vernetztere Welt immer mehr
elektrische Anwendungen bekommt. Irgendwann soll ja auch Wärme nicht mehr
durch Verfeuerung fossiler Brennstoffe erzeugt werden, irgendwann sollen
Autos, Busse, Lkws und sogar Flugzeuge mit Strom oder aber mit Kraftstoffen
betrieben werden, für deren Herstellung Strom benötigt wird.
Da ist es im Übrigen nicht bloß eine schräge Fußnote, wenn grüne
PolitikerInnen fast schon im selben Atemzug sowohl die Energiewende
propagieren als auch die Ansiedlung einer Tesla-Fabrik feiern, die
bekanntlich nichts anderes herstellt als überdimensionierte, stromfressende
Mobilitätsmonster.
12 Dec 2020
## LINKS
[1] /Photovoltaik-auf-allen-Neubauten/!5708906
## AUTOREN
Claudius Prößer
## TAGS
Ökostrom
Schwerpunkt Klimawandel
Solarenergie
Strom
Solarenergie
Regine Günther
Verkehrswende
Energiewende
Schwerpunkt Klimawandel
Erneuerbare Energien
Pariser Abkommen
Energiewende
## ARTIKEL ZUM THEMA
Abgeordnetenhaus diskutiert Solargesetz: Mehr Glitzern auf den Dächern
Im Parlament unterstützen bis auf die AfD alle Fraktionen eine größere
Nutzung von Dächern für Solaranlagen. Die Details aber sind umstritten.
Novellierung des Energiewendegesetzes: Spätestens 2050 fast klimaneutral
Schneller weg mit dem CO2: Der Senat beschließt den Entwurf des
überarbeiteten Energiewendegesetzes mit verschärften Klimazielen.
Grüne laden zur Klimakonferenz: Schneller neutral werden!
Auf einer digitalen Klimakonferenz will die Grünenfraktion über
Zielkonflikte diskutieren lassen. Die Bilanz der eigenen Arbeit fällt
positiv aus.
Flüssige Luft für die Energiewende: Außergewöhnlicher Stromspeicher
In Großbritannien entsteht eine riesige Batterie auf Basis von flüssiger
Luft. In Deutschland liegt die Arbeit an der Technologie brach.
Solargesetz Berlin ist fertig: Mehr Sonne aufs Dach
Das Berliner Solargesetz liegt vor: Es wird künftig ErbauerInnen und
EigentümerInnen zur Errichtung von Photovoltaikanlagen verpflichten.
Kiel novelliert Klimaschutzgesetz: Musterland mit hohen Zielen
Die Jamaika-Koalition in Schleswig-Holstein will Wärmewende und
Photovoltaik voranbringen. Angesichts der Ziele wirken die Pläne aber
bescheiden.
Studie zu deutschen CO2-Emissionen: Letzte Chance fürs 1,5-Grad-Ziel
Damit Deutschland bis 2035 CO2-neutral wird, fordert Fridays for Future
drastische Maßnahmen. Auch die IEA legt erstmals ein Null-CO2-Szenario vor.
Photovoltaik auf allen Neubauten: Forderung nach Solarpflicht
Bald soll das Erneuerbare-Energien-Gesetz reformiert werden. Unionsexperten
bringen sich in Stellung – mit progessiven Vorschlägen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.