# taz.de -- Umwandlungen in Eigentumswohnungen: Kabinett beschließt Gesetzentw… | |
> Der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen soll erschwert werden. Die | |
> Bundesregierung will damit den angespannten Wohnungsmarkt beruhigen. | |
Bild: Miet- in Eigentumswohnungen umzuwandeln wird in angespanntem Wohnungsmark… | |
BERLIN taz | In vielen Städten ist es ein altbekanntes Spiel: Investoren | |
kaufen bewohnte Mietshäuser auf, wandeln die Mietwohnungen erst in | |
Eigentumswohnungen um, um sie dann einzeln weiterzuverscherbeln – [1][ein | |
lukratives Geschäftsmodell]. Mieter:innen ist der Kauf oft finanziell nicht | |
möglich. Und das bedeutet wiederum, dass sie früher oder später ausziehen | |
müssen. Entweder, weil sie die erhöhte Miete nach einer Luxussanierung | |
nicht mehr zahlen können oder ihnen irgendwann eine Eigenbedarfskündigung | |
in den Briefkasten flattert. | |
Die Bundesregierung will solchen Verdrängungsprozessen nun entgegenwirken | |
und in angespannten Wohnungsmärkten die Umwandlung von Miet- in | |
Eigentumswohnungen erschweren. Einen entsprechenden Gesetzentwurf für das | |
sogenannte Baulandmobilisierungsgesetz hat das Kabinett am Mittwoch in | |
Berlin beschlossen. Die neuen Regelungen sollen zunächst bis Ende 2025 | |
gelten, sofern der Bundestag zustimmt. | |
Der Gesetzentwurf sieht Folgendes vor: Künftig soll eine Umwandlung von | |
Miet- in Eigentumswohnungen in Gebieten mit „angespanntem Wohnungsmarkt“ | |
erst von örtlichen Behörden genehmigt werden. Welche Gebiete das genau | |
betrifft, können die Landesregierungen für eine Dauer von bis zu fünf | |
Jahren festlegen. Etwa dort, wo die Mieten überdurchschnittlich stark | |
steigen oder wachsender Wohnbedarf nicht durch Neubau zu decken ist. Solche | |
Umwandlungen sind derzeit [2][nur in „Milieuschutzgebieten“ | |
genehmigungspflichtig.] | |
Die Neuregelung wird oft als „Umwandlungsverbot“ bezeichnet, doch um ein | |
Verbot handelt es sich nicht. Ausnahmen sind im Entwurf explizit | |
vorgesehen, etwa wenn Eigentümer:innen Wohnungen an Familienmitglieder zur | |
eigenen Nutzung verkaufen wollen oder wenn sie vorhaben, die Wohnungen an | |
zwei Drittel der Mieter zu verkaufen. | |
## Zank in der Union | |
Bundesbauminister Horst Seehofer (CSU) bezeichnete das geplante Gesetz als | |
„Meilenstein der Wohnungspolitik“. Doch die Passage zur Umwandlung war | |
i[3][nnerhalb der Union extrem umstritten]. Dabei hatten sich Bund, Länder | |
und Kommunen beim Wohngipfel im September 2018 bereits darauf verständigt, | |
die Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen zu erschweren. | |
Vor der Verabschiedung im Kabinett war zwischenzeitlich die gesamte Passage | |
gestrichen worden, was das Ministerium von Seehofer mit Widerstand in den | |
Ländern begründete. Doch auch die Immobilienlobby schien gehörig Druck | |
gemacht zu haben: In der Zeit vom 10. Juni bis zum Oktober 2020, während | |
der Entwurf diskutiert wurde, trafen sich Regierungsvertreter:innen bei | |
fünf Anlässen 13-mal mit Vertreter:innen der Immobilienwirtschaft und | |
nahestehenden Verbänden. Nur 2-mal waren Vertreter:innen von Interessen der | |
Mieter:innen dabei, wie [4][eine Antwort der Bundesregierung auf eine | |
Linken-Anfrage] zeigt. | |
Doch die SPD, die das Projekt in der Großen Koalition vorangetrieben hat, | |
drohte nach der Streichung mit Blockade, die Passage kam wieder rein. | |
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) und Sören Bartel, | |
stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender, reagierten dementsprechend | |
zufrieden auf den Kabinettsbeschluss. „Der Umwandlung von Miet- in | |
Eigentumswohnungen wollen wir in angespannten Wohnungsmärkten künftig einen | |
Riegel vorschieben“, sagte Bartel. Wichtig sei ein schneller | |
Bundestagsbeschluss. | |
Caren Lay, stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion und | |
wohnungspolitische Sprecherin, begrüßte die gesetzliche Neuregelung als | |
„längst überfällig“. Nun müssten die zahlreichen Schlupflöcher geschlo… | |
werden. „Die 2/3-Regelung, wonach Eigentümer, die zwei Drittel der | |
Wohnungen an Mieter*innen verkaufen das restliche Drittel frei verkaufen | |
dürfen, schützt nicht die Mieter“, kritisierte sie etwa. Der | |
Eigentümerverband Haus und Grund zeigte sich gänzlich unerfreut. Präsident | |
Kai Warnecke beklagte: „Statt Bauland zu mobilisieren, werden | |
Eigentumsrechte beschnitten.“ Er verlangte von der Union, den Plänen im | |
Bundestag die Zustimmung zu verweigern. | |
5 Nov 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Berlin-droht-Umwandlung-in-Eigentum/!5609839 | |
[2] /Umwandlung-in-Eigentum/!5524108 | |
[3] /Neuer-Vorschlag-zur-Mietpolitik/!5662406 | |
[4] http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP19/2336/233689.html | |
## AUTOREN | |
Jasmin Kalarickal | |
## TAGS | |
Verdrängung | |
Mietenpolitik | |
Horst Seehofer | |
Wohnungsnot | |
Milieuschutz | |
Mietpreisbremse | |
Wohnungspolitik | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Mieten und Eigentum: Angst vor Verdrängung bannen | |
Das Umwandlungsverbot von Miet- in Eigentumswohnungen wurde im Bundestag | |
beraten. Das bedeutete Unfrieden in der Koalition. | |
MieterInnen wehren sich: Milieuschutz schützt Wohli nicht | |
Im Haus an der Wiener Ecke Ohlauer Straße in Kreuzberg regt sich Protest. | |
Der neue Eigentümer hat aus ihnen eine Gemeinschaft gemacht | |
Mietpreise in Niedersachsen: Minister will weniger bremsen | |
In manchen Städten sei eine Mietpreisbremse nicht mehr nötig, findet | |
Niedersachsens Bauminister Olaf Lies. Die betreffenden Kommunen sind | |
verwundert. | |
Wohnungsunternehmen in Berlin: Gegen Corona und Mietendeckel | |
Wegen des Mietendeckels und der Pandemie stocken die Investitionen, stellt | |
der Verband Berlin Brandenburger Wohnungsunternehmen fest. |