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# taz.de -- Periode und Ökonomie: Bluten für die Wirtschaft
> Was die Menstruation mit Wirtschaft zu tun hat? Viel. Vor allem mit
> Geldverdienen, bei der Besteuerung und am Arbeitsplatz.
Bild: So oder anders – pro Monat kostet das Menstruieren im Schnitt 5 Euro
Menstruationscups oder Periodenslips: Für menstruierende Menschen gibt es
heute deutlich mehr Produkte als noch vor ein paar Jahren. Die Wirtschaft –
zumindest ein paar Start-ups – und Drogeriemärkte haben entdeckt, dass sich
damit Geld machen lässt. Die Firma Einhorn zum Beispiel, gegründet 2015,
hat im vergangenen Jahr [1][15,9 Millionen Periodenprodukte verkauft und
einen Umsatz von 5 Millionen Euro erwirtschaftet] (darin aber auch die
Erlöse von 4,4 Millionen verkauften Kondomen).
[2][Auch wenn neun von zehn Kund:innen] weiterhin normale Tampons und
Binden kaufen: Die Periode ist ökonomisch – gleich in mehreren Dimensionen.
Menstruierende Kund:innen zahlen [3][im Monat etwa 5 Euro dafür]. Eine
britische Studie rechnete unter anderem auch Schmerzmittel und extra
Schokolade mit ein und kam so auf [4][über 18.000 Pfund, die menstruieren
in einem Leben kostet].
Abgesehen davon, was auf dem Markt angeboten wird, ist eine weitere Frage,
wie diese Produkte besteuert werden. Vielleicht erinnern Sie sich: Im
vergangenen Jahr unterschrieben über 270.000 Menschen [5][Petitionen unter
dem Motto „Die Periode ist kein Luxus!“]. Der Bundestag kategorisierte erst
daraufhin Periodenprodukte als „Produkte des täglichen Gebrauchs“ ein. Seit
diesem Januar gilt dafür der ermäßigte Steuersatz von 7 Prozent (nur nicht
für Slipeinlagen, weil die nicht nur während der Menstruation genutzt
werden).
## Für Arbeitgeber:innen kein Thema
Doch niedrigere Steuern heißen nicht, dass menstruierende Kund:innen nun
enorm sparen, denn für einige Hersteller war die Steuersenkung eine easy
Gelegenheit, [6][die Preise zu erhöhen]. In Kenia übrigens sind
Menstruationsprodukte seit 2011 steuerfrei.
Und dann gibt es die Menstruation noch am Arbeitsplatz, auch wenn die
meisten so tun, als gäbe es sie gerade dort nicht. Nicht mal jede:r zehnte
Arbeitgeber:in hat sich mit dem Thema Menstruation beschäftigt, [7][zeigte
noch eine britische Studie vor drei Jahren]. Ausnahmen gibt es in wenigen
Unternehmen: Wärmeflaschen, kostenlose Tampons, Waschbecken in den
Toilettenkabinen oder sogar Menstruationsurlaub. [8][Oft wird der nicht
genutzt], vielleicht weil die Mitarbeiter:innen ihn nicht brauchen,
vielleicht aber auch, weil es noch zu peinlich ist, darüber zu sprechen. In
Japan gibt es den Menstruationsurlaub seit 73 Jahren.
Manche sagen: Für echte Gleichstellung am Arbeitsplatz sollte man über
Menstruationsbeschwerden nicht sprechen, [9][machen sie Frauen doch
schwächer als ihre Kollegen] oder könnten sogar als Rechtfertigung für den
Gender Pay Gap dienen, weil Frauen deshalb öfter ausfallen. Das ist
ungefähr so sinnvoll, wie mit Laktoseintoleranz weiter mit den Kolleg:innen
Milchkaffee zu trinken, damit man nicht auffällt. Dinge zu ignorieren in
der Hoffnung, Probleme könnten dadurch kleiner werden, hat noch nie
geholfen. Wenn Sie das übertrieben finden: Jede Vierte erlebt [10][extreme
Schmerzen während der Periode]. Falls Ihnen das nicht reicht: Googeln Sie
mal „Endometriose“.
17 Nov 2020
## LINKS
[1] https://www.forbes.at/artikel/zu-besuch-im-einhorngehege.html#:~:text=Neben…
[2] https://www.splendid-research.com/de/splendid-news/blog/item/marktanalyse-n…
[3] https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/tampons-binden-schmerzmittel-was…
[4] https://www.huffingtonpost.co.uk/2015/09/03/women-spend-thousands-on-period…
[5] /Kommentar-Perioden-Petition/!5598696
[6] https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/nach-senkung-der-tamponsteuer-herste…
[7] https://www.neuenarrative.de/magazin/warum-die-menstruation-auf-die-arbeit-…
[8] https://www.zeit.de/arbeit/2020-05/5-stunden-tag-moderne-arbeitszeitmodelle…
[9] /Kolumne-Gehts-noch/!5026325
[10] https://www.zeit.de/2019/12/menstruation-hormonelle-verhuetungsmittel-auss…
## AUTOREN
Susan Djahangard
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