Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Medien in Krisenzeiten: Trump, Retter der freien Presse
> Medien profitieren von gesellschaftlichen Krisen wie der Coronapandemie
> oder Donald Trump. Leider nutzt das den Journalist:innen wenig.
Bild: Der Präsident, der sehr viel Gutes für die freie Presse in den USA geta…
Es war nicht alles schlecht unter Donald Trump. Wenn er im Januar sein Amt
abgibt, dann wird er ein Präsident gewesen sein, der sehr viel Gutes für
die freie Presse und den demokratischen Diskurs in den USA getan hat.
„That’s fake news“, würde Trump selbst dazu wahrscheinlich sagen. Aber
schauen wir mal auf die Statistik:
– Die New York Times steht so gut da wie schon lange nicht mehr. Sie hat
gerade das geschafft, wovon viele Verlage auf der ganzen Welt träumen: Sie
verdient mehr Geld mit Digital- als mit Printabos. [1][Sieben Millionen
Menschen kaufen sie mittlerweile digital] – und die Kurve geht weiter steil
nach oben.
– Direkt nach der Wahl von Trump vor vier Jahren wurden etliche US-Medien
von neuen Abonnent*innen überrannt, [2][der New Yorker zum Beispiel, das
Wall Street Journal] und der Atlantic. Nicht alle neuen Leser*innen sind
geblieben, aber offenbar doch einige.
– Trump und sein Best Buddy im Medienbusiness, Rupert Murdoch, haben sich
verkracht. Murdochs Fernsehsender Fox News ist nicht länger Trumps
Propagandamaschine, und sein konservatives Boulevardblatt New York Post
feiert mittlerweile Joe Biden.
– Selbst die sozialen Medien haben auf den letzten Metern ihren Umgang mit
Trump und seiner Gefolgschaft geradegerückt: Facebook löscht Gruppen,
[3][die Lügen über die Wahl verbreiten und zur Gewalt aufrufen]. Twitter
kennzeichnet Falschnachrichten mit Anmerkungen wie: „This claim about
election fraud is disputed“ – ein Satz zum Einrahmen und Aufhängen,
großflächig bitte, im Museum of Modern Art.
## Kurzarbeit und Stellenabbau trotz Erfolg
Was sagt uns das? Krise ist gut für Journalismus. It’s sad, but it’s true.
In Krisenzeiten schätzen Menschen Informationen, Recherche, Kritik und
Analyse besonders. In Deutschland haben wir das während der ersten
Coronawelle gesehen, in der fast alle Zeitungsverlage über Aborekorde
gejubelt haben.
Dass die meisten Verlage diese Erfolge nicht an diejenigen weitergeben, die
diesen begehrten Journalismus machen, [4][sondern ihre Redaktionen zum Teil
in Kurzarbeit geschickt haben] und, wie im Fall der Süddeutschen Zeitung,
[5][jetzt Redakteursstellen streichen], ist eine andere Geschichte. Fakt
ist: Wenn es schlecht steht im Land, steht es offenbar gut für Medien.
Ok, das ist nur die halbe Wahrheit. Trump und Corona haben den US-Medien
zwar gutgetan, das Anzeigengeschäft aber trotzdem weiter einbrechen lassen.
Den gesteigerten Auflagen stehen deswegen nicht überall gesteigerte
Einnahmen entgegen.
Die Frage ist, wie es jetzt weitergeht, wenn ein versöhnlicher Präsident
ins Weiße Haus einziehen wird und vielleicht sogar ein Ende der Pandemie in
Sicht ist.
Donald Trump jedenfalls dürfte wohl nicht so schnell aus den Medien
verschwinden. Und weil er dort keine Verbündeten mehr hat, will er offenbar
einen eigenen digitalen Kanal aufbauen, [6][wie die Nachrichtenseite Axios
vermeldet]. Was dort laufen soll, ist noch unklar. Vielleicht wäre Comedy
ja was für ihn.
15 Nov 2020
## LINKS
[1] https://www.niemanlab.org/2020/11/for-the-first-time-the-new-york-times-dig…
[2] /Auflagensteigerung-bei-US-Medien/!5358483
[3] https://twitter.com/oneunderscore__/status/1324427286645559297?s=20
[4] /Kurzarbeit-bei-den-Zeitungsverlagen/!5679573
[5] /Stellenabbau-bei-der-SZ/!5714437
[6] https://www.axios.com/trump-fox-news-digital-media-competitor-25afddee-144d…
## AUTOREN
Anne Fromm
## TAGS
US-Wahl 2024
Kolumne Unter Druck
Schwerpunkt Pressefreiheit
Schwerpunkt Pressefreiheit
Medienpolitik
Schwerpunkt Pressefreiheit
Schlagloch
US-Wahl 2024
Kolumne Flimmern und Rauschen
New York Times
## ARTIKEL ZUM THEMA
US-Medienhäuser müssen Folge leisten: Trump nimmt jetzt Whistleblower ins Vis…
Die US-Justiz kippt den Schutz von Journalisten. Whistleblower leben dort
nun gefährlich, der Kampf gegen die Pressefreiheit spitzt sich zu.
US-Medien und Donald Trump: Ohne dich ist alles anders
Seit Trump die Medienbühne verlassen hat, sinkt die Reichweite der großen
Sender und Zeitungen in den USA. Gibt es einen Zusammenhang?
BBC-Experte über Medienfinanzierung: „Kein reines Abomodell“
Das Publikum ist bereit, für Inhalte zu bezahlen, sagt Jim Egan, alter Chef
von BBC Global News. Trotzdem sollte BBC nicht wie Netflix funktionieren.
Trumps Geschäfte: Der oberste Plutokrat
Seit 2016 recherchiere ich Geschäften und Kontakten von US-Präsident Donald
Trump hinterher. Jetzt brauche ich eine neue Obsession.
Medien bei US-Wahlen: Fox News braucht Trump nicht mehr
Noch-Präsident Trump bekommt bei Lügen nicht mehr volle Rückendeckung
seiner Lieblingsmedien. Dennoch nehmen sie Bidens Wahlsieg nicht einfach
hin.
Medien in Coronakrise: Nutzerboom, Einnahmenflop
Medienhäuser protzen derzeit mit Gratisangeboten – jedenfalls die, denen es
gut geht. Denn während die Zugriffszahlen steigen, sinken die Erlöse.
„New York Times“ und die Wahl: Mut zur Ambivalenz
Die „New York Times“ bricht mit ihrer Tradition. Sie unterstützt dieses
Jahr gleich zwei demokratische Präsidentschaftskandidatinnen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.