# taz.de -- Stereotype im Streamingangebot: Studie zu Vielfalt in Serien | |
> Gefühlt stellen Streamingangebote mehr Diversität dar als lineares | |
> Fernsehen – aber ist das wirklich so? Das wurde nun untersucht. | |
Bild: Streamingangebote zeigen insgesamt etwas vielfältigere Lebensentwürfe a… | |
Serien sind deutlich progressiver als Filme. Diese Annahme hat sich in der | |
Gesellschaft durchgesetzt. Mit progressiv sind dabei divers besetzte Casts | |
und Narrative fernab von Stereotypen gemeint. Streaminganbieter geben also | |
vielfältigeren Lebensweisen mehr Raum, als Kino- oder Fernsehfilme das tun. | |
Doch ist diese Erkenntnis mehr als nur ein selektives Gefühl? Das hat nun | |
eine von der Film- und Medienstiftung NRW, dem ZDF und der MaLisa Stiftung | |
geförderte Studie untersucht. | |
Am Mittwoch, 21. Oktober, wurden die Ergebnisse der [1][Studie | |
„Geschlechterdarstellungen und Diversität in Streaming- und | |
SVOD-Angeboten“], durchgeführt von der Medienwissenschaftlerin Elizabeth | |
Prommer, veröffentlicht. Zusammenfassend lässt sich sagen: | |
Streamingangebote sind zwar diverser als lineares Fernsehen, aber auch hier | |
bestehen noch große Lücken. Beispielsweise bei der Repräsentation von | |
nicht-binären und trans Personen. | |
Untersucht wurden 200 internationale und deutsche Serien von Netflix, | |
Amazon, Sky und TNT Deutschland zwischen 2012 und 2019. Welche Serien | |
untersucht und nach welchen Maßstäben sie ausgesucht wurden, geht aus den | |
Ergebnissen nicht hervor. | |
Bei der Sichtbarkeit von BPoC sieht es bei internationalen | |
Streamingangeboten deutlich besser aus als im Fernsehen. 37 Prozent der | |
zentralen Rollen wurden mit BPoC besetzt, in deutschen Produktionen sind es | |
dagegen nur 11 Prozent. Bei den Figuren, deren sexuelle Orientierung | |
erkennbar ist, sind 9 Prozent lesbisch, schwul, bisexuell oder queer. Wobei | |
die Darstellung von homosexuellen Männern dominiert. | |
Noch Luft nach oben | |
Mit Blick auf die Frauenfiguren kam die Studie zum Schluss, dass sie im | |
Gegensatz zu Männern noch immer unterrepräsentiert sind, häufig stereotype | |
Rollen verkörpern, jung sind und ihr Aussehen meist norm-schön ist. | |
In vorherigen Jahren hatte die Stiftung von Maria Furtwängler und ihrer | |
Tochter Elisabeth schon Studien zu [2][Geschlechterdarstellung im deutschen | |
Fernsehen], zu [3][Frauenbildern in sozialen Medien] sowie zum Auftreten | |
von [4][Corona-Expert:innen in Medien] in Auftrag gegeben. Allesamt mit | |
einem eher negativen Ergebnis: Medien sind männerdominiert und bieten für | |
Frauen oft nur Stereotype zur Verkörperung an. | |
Die Studienergebnisse zu Streamingserien sind weniger ernüchternd. Das | |
Gefühl, dass Serien vielfältigere Lebensrealität abbilden, bestätigt sich | |
zum Teil. Doch es ist noch genug Luft nach oben – vor allem bei deutschen | |
Produktionen. | |
22 Oct 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://malisastiftung.org/wp-content/uploads/Studie_Geschlechterdarstellun… | |
[2] /Studie-zu-Geschlechterdarstellung-im-TV/!5426574 | |
[3] /Frauenbilder-bei-Instagram-und-Co/!5565869 | |
[4] /Untersuchung-zu-Medienpraesenz/!5689010 | |
## AUTOREN | |
Carolina Schwarz | |
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