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# taz.de -- Geschlechterrollen im Kinderfilm: Gendertypische Kätzchen
> Mit großen Krisen der Gegenwart und Zukunft will die Kolumnistin bei
> ihren Kindern keine Panik schüren. Eine Ausnahme macht sie fürs
> Patriarchat.
Bild: Immer lieb, immer süß: Aristocats-Kätzchen Marie (augenscheinlich rech…
Der Scheißkrieg gegen die Ukraine dauert jetzt schon so lange, dass ich in
dieser Zeit bald drei Mal zum Friseur gegangen sein werde. Ich habe mich an
die Horrornachrichten gewöhnt. Nur manchmal erschrecke ich mich, und dann
erschrecke ich mich noch einmal, dass ich erst daran erinnert werden muss,
was Menschen im Krieg erleiden.
Insgesamt scheint auch der Enthusiasmus abgenommen zu haben, mit
gelb-blauen Flaggen zu wedeln, und in der Schulen geht es wieder um
vergangene Kriege, als wäre das alles Geschichte. Mir kommt das gelegen,
denn Anfang April hatte eins meiner Kinder nach der „Thematisierung des
Krieges im Unterricht“ eine solide Angst vor einem Atomkrieg mitgebracht.
Meine Taktik war bis dahin gewesen, meinen Kindern die gruseligen Details
des Krieges vorzuenthalten und nur dann mit der Sprache rauszurücken, wenn
sie mich von sich aus darauf ansprechen. So hatte ich es bisher auch mit
der Klimakrise gehalten. Ich sehe keinen Sinn darin, ihnen die Ängste
einzutrichtern, die ich [1][selbst täglich mühsam verdrängen] muss. Mir
scheint Panik auch nicht der direkte Weg zu einer besseren Welt, aber ich
mag mich täuschen.
Als ich neulich über meine Ausweichmanöver nachdachte, wurde mir klar, dass
meine Kinder das Patriarchat für das größte Übel der Welt halten. Weil:
Darüber rede ich mit ihnen lang und ausführlich, was ich manchmal bereue,
weil es einem ja schon die Laune verderben kann, wenn man sich die
anhaltende Diskriminierung von allen, die nicht einwandfrei männlich
gelesen werden können, vor Augen führt.
## Die Katzenjungs erkunden, das Mädchen wird gerettet
Als Kind habe ich beispielsweise den Disney-Film „Aristocats“ geliebt, aber
als ich ihn meinen Kindern vorführte, schäumte ich vor [2][Wut über die
Geschechterstereotype] und stoppte zu ihrem Leidwesen den Film mehrfach für
Kurzreferate. „Habt ihr das gesehen?“, geiferte ich. „Die beiden männlic…
Kätzchen erkunden die Welt und erschaffen Kunstwerke“ (ist halt ein Film)
„und ihre Schwester muss permanent gerettet und getragen werden und ihre
Gedanken kreisen darum, wie sie so schön wie Maman sein kann.“
Noch wütender war ich, als ich kurz darauf las, dass Disney den Film nicht
mehr im Kinderkanal zeigt. Aber nicht wegen der diskriminierenden
Darstellung von weiblichen Katzenkindern. Sondern weil ein Musiker der
Straßenkatzen-Band, der in wenigen Filmminuten zu sehen ist, eine Siamkatze
ist. Mit Schlitzaugen. Die Klavier und Schlagzeug mit Essstäbchen spielt.
Das sei rassistisch, so Disney, und alle applaudieren.
Da mag ja etwas dran sein. Aber warum wird es allgemein für unproblematisch
gehalten, wenn Kinder täglich in Büchern, Filmen und Hörspielen auch
jüngeren Datums erfahren, dass Jungs cool sind und etwas erleben, während
Mädchen sich um ihr Aussehen und verlassene Tiere kümmern?
Aristocats lohnt sich übrigens trotzdem anzuschauen. Wenn sich die Hunde
Napoleon und Lafayette mit dem bösen Diener Edgar eine wilde
Verfolgungsjagd liefern, muss ich auch heute noch so lachen, dass ich meine
Wut vergesse.
28 May 2022
## LINKS
[1] /Psychotherapeutin-ueber-Klimakrise/!5843214
[2] /Stereotype-Frauentypen-im-Hollywoodfilm/!5493292
## AUTOREN
Eiken Bruhn
## TAGS
Kolumne Beim Friseur
Patriarchat
Geschlechterrollen
Gender
Kinderfilm
Schwerpunkt Feministischer Kampftag
Kolumne Unisex
Medien
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