# taz.de -- Pop-up-Radwege und Corona: Rad fahren ist zu gefährlich | |
> Auf deutschen Straßen sterben zu viele RadfahrerInnen. Zwar wird in grüne | |
> Mobilität investiert, doch im Hier und Jetzt passiert zu wenig. | |
Bild: Was es braucht, ist ein energischer Ausbau sicherer Radwege | |
Es ist ein erfreulicher Nebeneffekt in einer bitteren Zeit: Im Frühjahr | |
haben viele Menschen wegen der Coronakrise ihre [1][Mobilität] stark | |
eingeschränkt, sodass die Zahl der Verkehrsunfälle stark zurückgegangen | |
ist. Sehr unerfreulich ist aber, dass Radfahrende davon weniger hatten als | |
die anderen VerkehrsteilnehmerInnen. Denn die Zahl der getöteten | |
RadlerInnen ist weitaus weniger gesunken als die der FußgängerInnen und der | |
im Auto Verunglückten. | |
Es haben sich nahezu genauso viele RadfahrerInnen im Straßenverkehr bei | |
Unfällen verletzt wie vor der Coronakrise. Die Zahl der verletzten | |
E-Bike-FahrerInnen ist sogar drastisch gestiegen, mehr Unfälle enden für | |
sie tödlich. Der Hinweis, dass jetzt auch mehr Leute das Rad und vor allem | |
ein E-Bike nutzen, ist zwar richtig. Aber die Konsequenz daraus muss mehr | |
Sicherheit für diese Gruppen sein und nicht die achselzuckende Hinnahme | |
hoher Unfallzahlen. | |
Die jüngsten Zahlen zeigen, wie wichtig der energische [2][Ausbau sicherer | |
Radwege] und der Umbau der Straßen ist. Auf den ersten Blick sieht es so | |
aus, als hätten Politik und Gesellschaft das verstanden. Es gibt so viel | |
Geld wie nie für den Ausbau der Radinfrastruktur. Das Rad ist ab November | |
sogar akademisches Lehrfach, der Bundesverkehrsminister stellt auch für | |
Lehre und Forschung zum Rad viel Geld zur Verfügung. | |
Aber: Es passiert zu wenig im Hier und Jetzt. Die Verwaltungen in | |
Deutschland sind zu schwerfällig. Damit sich das ändert, müssen die Themen | |
[3][Rad fahren und Verkehrssicherheit] zur ChefInnensache in deutschen | |
Rathäusern werden. | |
Dabei hat die Pandemie eins gezeigt: Wenn die Verantwortlichen vor Ort | |
wirklich wollen, können sie rasch handeln und Fakten schaffen. Die vielen | |
temporären Radwege, die in Berlin und etlichen anderen Städten entstanden | |
sind, beweisen das. In Berlin stehen die Zeichen gut, dass die | |
Pop-up-Bikelanes der gerichtlichen Überprüfung standhalten und sie bleiben | |
können. Andernorts wie in München arbeiten KommunalpolitikerInnen daran, | |
sie so schnell wie möglich zu beseitigen. Das ist fatal. | |
27 Oct 2020 | |
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## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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