# taz.de -- Bremer Grüne wollen Secondhand-Kaufhaus: Trödeln mit Format | |
> Braucht Bremen ein Secondhand-Kaufhaus? Ja, finden die Grünen, und zwar | |
> möglichst zentral, möglichst groß und mit einem vielfältigen Angebot. | |
Bild: Voll im Trend: So ein Secondhand-Kaufhaus fänden die Grünen prima | |
BREMEN taz | Die Grünenfraktion wünscht sich ein Kaufhaus [1][für | |
Gebrauchtwaren]. Groß und zentral soll es sein, und Leute anziehen, die | |
damit noch nicht viel am Hut haben. Akteur*innen aus der Szene sind bei | |
einer Auftaktveranstaltung bereits einbezogen worden. | |
In Berlin hat vor einem Monat am Hermannplatz ein weiteres | |
[2][Secondhand-Kaufhaus auf einer ganzen Karstadt-Etage] eröffnet, und auch | |
in [3][anderen norddeutschen Großstädten] gibt es solche Läden bereits. Und | |
Bremen? Zeichnet sich aus durch viele kleine Gebrauchtwaren-Shops, meist im | |
Viertel und in der Neustadt, manche ramschig, manche hochpreisig, alle | |
irgendwie nischenartig. | |
Die Grünenfraktion will das ändern und hat mit Akteur*innen aus der Szene | |
in der vergangenen Wochen erstmals öffentlich über ihre Pläne gesprochen. | |
Ein Grundgedanke sei dabei die Aufwertung der Innenstadt – der andere | |
natürlich der Ressourcen- und Klimaschutz, sagt der klimapolitische | |
Sprecher der Fraktion, Philipp Bruck. „Wir müssen den Fokus mehr auf die | |
Dinge richten, die es schon gibt, die auf dem Dachboden liegen oder im | |
Kleiderschrank schlummern.“ | |
Groß soll das Kaufhaus sein und verschiedene Nutzungen vereinen. „Nicht nur | |
Kleidung, auch Haushaltswaren sollte es geben, eine nachhaltige Gastronomie | |
und ein Reparatur-Café“, sagt Bruck. Kandidaten für Räume seien das alte | |
Zarah-Gebäude oder das Schuhaus Meineke. | |
Aber zunächst braucht es ein Konzept: Zur Auswahl stünden ein großes | |
Kaufhaus oder ein kleinteiligeres, bei dem einzelne Flächen von | |
verschiedenen Akteur*innen bespielt werden. Bruck favorisiert Letzteres. | |
Von diesen potentiellen Mitspieler*innen waren beim Auftakttreffen schon | |
einige dabei: von der Drittel-Bar und dem Secondhandladen „Defibrillator“, | |
der KlimaWerkStadt, der „Bauteilbörse“, von „First Class Klamotte“, vom | |
„Leihklub“ und dem Vintage-Möbelladen „Wedderbruuk“. | |
Uta Bohls macht [4][in der Klimawerkstadt] „genau das, was geplant ist – | |
Workshops, Bildungsarbeit, Repair Café“, sagt sie, außer eben Handel mit | |
Gebrauchtwaren. Die Pläne der Grünen findet sie gut. „Meine Sorge ist aber, | |
dass der Konsumgedanke groß bleibt.“ Es brauche einen sozialen Aspekt. „Es | |
dürfen nicht nur schicke Sachen angeboten werden, sondern normale | |
Gebrauchsgegenstände.“ | |
Und ein Reparaturcafé, so Bohls, darf kein reiner Dienstleister sein. | |
Bildung ist ihr bei dem Konzept wichtig. „Eigentlich“, sagt sie, „müsste | |
über der Jeans direkt stehen: ‚Brauchst du mich eigentlich?‘“ Das sei zw… | |
nicht wirtschaftlich, aber die richtige Richtung. | |
Dass so ein Gebäude wie der Donnerstag schließende Kaufhof mit dem Projekt | |
gefüllt wird, kann sich Martin Michalik, Vorsitzender der CDU-Fraktion, | |
nicht vorstellen. Einen Laden, so groß wie ein Supermarkt, schon eher. Bei | |
einer Umsetzung wäre ihm wichtig, dass der Ort keine Konkurrenz zum | |
Flohmarkt wird – und, dass er Innenstadtbesucher*innen „einen Mehrwert“ | |
bietet. Dafür brauche es „eine gewisse Ästhetik“, und Qualität statt | |
Ramsch. | |
Wie die Idee finanziert werden soll, ist unklar. Michalik kann sich | |
vorstellen, dass so ein Projekt am Anfang gefördert wird, „aber dauerhaft | |
wäre das Wettbewerbsverzerrung.“ Bruck dagegen findet, dass eine | |
langfristige Förderung gut wäre. Denn es gebe ein Dilemma: „Man will | |
natürlich, dass sich so etwas selber trägt.“ Aber dann stünde der Konsum | |
doch im Vordergrund. „Dabei heißt Zero Waste ja auch, dass ich etwas mal | |
nicht kaufe“, sagt Bruck. Daraus lasse sich kein Geld generieren, es wäre | |
jedoch im Sinne des Klimaschutzes die bessere Alternative. | |
## Innenstadt wird damit auch für alternative Läden attraktiv | |
Das Konzept scheint wie geschaffen für Andreas Friedrich und die | |
[5][Drittel-Bar in der Neustadt]. Friedrich und sein Mitstreiter haben dort | |
im Mai einen Secondhandladen eröffnet. Sie nannten ihn Defibrillator, „als | |
Wiederbelebung für unsere Bar“. Denn die ist winzig und seit der Pandemie | |
nicht nutzbar. | |
Friedrich wünscht sich einen Ort, an dem nicht nur Raum für Secondhand ist, | |
sondern auch für Reparaturen oder schöne Aufenthalte. „Eigentlich ist für | |
uns als alternativer Laden die Innenstadt total irrelevant“, sagt | |
Friedrich, aber mit dem Konzept gebe es die Möglichkeit, Menschen, die in | |
die City gingen, für nachhaltigen Konsum zu begeistern. | |
Der nächste Schritt ist ein Treffen mit allen Akteur*innen, die in Bremen | |
etwas mit Secondhand am Hut haben und sich beteiligen wollen. Es soll sich | |
auf eines der Konzepte verständigt werden, sagt Bruck. Dann könne auch die | |
Suche nach eine geeigneten Immobilie losgehen. Das Noch-Kaufhof-Gebäude | |
stehe allerdings nicht zur Verfügung. | |
13 Oct 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Renaissance-von-Secondhand-Mode/!5700038 | |
[2] https://www.berlin.de/special/shopping/neueroeffnung/6260151-1965219-karsta… | |
[3] https://fairkauf-hannover.de/ | |
[4] https://klimawerkstadt-bremen.de/termine/ | |
[5] https://drittel-bar.de/ | |
## AUTOREN | |
Alina Götz | |
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