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# taz.de -- Doku-Center oder „Polen-Denkmal“: An vergessene Nazi-Opfer erin…
> SPD und Union wollen nun doch ein Dokuzentrum für die Opfer der deutschen
> Besatzung. Die CDU hatte sich bisher dagegen gewehrt.
Bild: Eines von tausenden Verbrechen: Wehrmachtssoldat erschießen 1941 Zivilis…
Berlin taz | Der Streit währte lange, doch nun hat sich die Große Koalition
geeinigt. In Berlin soll ein Dokumentationszentrum gebaut werden, das an
die Opfer der deutschen Besatzungspolitik in Europa von 1939 bis 1945
erinnert. „Die Bundesrepublik braucht einen Ort der Gedenkens, der
Erinnerung, Information und des Dialogs über den deutschen
Vernichtungskrieg, die deutsche Besatzungsherrschaft und die [1][bisher
weniger beachteten Opfergruppen]“ heißt es in dem Antrag der Fraktionen von
Union und SPD.
Der Antrag soll am Freitag früh im Bundestag eingebracht und debattiert
werden. Darauf verständigten sich die parlamentarischen Geschäftsführer der
Bundestagsfraktionen am Dienstagvormittag.
Das „Dokumentationszentrum dient“, so der Antrag, „als Ort der historisch…
Aufklärung“. Es geht darum in „vergleichender europäischer Perspektive (�…
den Charakter des Vernichtungskrieges im Osten deutlich“ zu machen. Die
Bundesregierung soll laut Antrag bis Ende 2020 einen Fahrplan für die
Realisierung vorlegen. An der federführenden Arbeitsgruppe ist auch die
Stiftung Denkmal der ermordeten Juden Europas beteiligt.
Die SPD hatte sich seit längerem für dieses Zentrum eingesetzt, war aber
bei der Union auf Widerstand gestoßen. Ein Teil der Union – vor allem
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Johann Wadephul und
CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak – bevorzugt ein so genanntes
„Polen-Denkmal“, das an den deutschen Überfall auf Polen 1939 und die
deutsche Besatzung erinnern soll.
## Und was ist mit dem Denkmal?
Die SPD und die Mehrheit der deutschen NS-Historiker lehnen dieses Denkmal
indes ab, weil es einseitig einen Staat hervorheben und womöglich eine
„Opferkonkurrenz“ entfachen würde. Die Ukraine hat bereits angekündigt,
auch eine entsprechendes Mahnmal zu fordern, falls ein gesondertes
„Polen-Denkmal“ gebaut würde.
Die beiden Lager haben sich lange gegenseitig blockiert. Einen
entscheidenden Schritt nach vorne markierte [2][ein Vorschlag], den Peter
Oliver Loew vom deutschen Polen-Institut und Uwe Neumärker, Chef der
Stiftung Denkmal der ermordeten Juden Europas im Juni vorlegten. Demnach
sollte der Streit beigelegt werden, indem sowohl das Denkmal, wie auch das
Zentrum gebaut werden. Ob das nun tatsächlich so umgesetzt wird ist noch
offen. Der Antrag für Freitag betrifft nur Pläne für das
Dokumentationszentrum.
Marianne Schieder, die für die SPD im Kulturausschuss mit dem Thema befasst
ist, ist zufrieden mit der Entwicklung. „Es gibt keinen Zweifel, dass
insbesondere die Ausmaße der Verbrechen der Nationalsozialisten im Osten
und Südosten Europas leider viel zu wenig im kollektiven Bewusstsein der
Deutschen verankert sind. Ein geplantes Dokumentationszentrum bietet die
Möglichkeit, diese Lücke in unserer Erinnerungskultur zu schließen“, so
Schieder zur taz.
Das Dokumentationszentrum wird ein großflächiges, auch finanziell
aufwändiges Projekt, mit Wechselausstellungen, Bildungs- und
Erinnerungsstätte. Offen ist noch, ob Union und SPD sich auf einen zweiten
Antrag für ein gesondertes Polen-Denkmal einigen. Laut taz-Information gibt
es keine Absprache zwischen SPD und Union, die beide Projekte miteinander
verkoppelt. Die Union hofft das Polen-Denkmal mit einem kleinen Umweg doch
noch umzusetzen. Laut Antrag für das Polen-Denkmal soll „die Realisierung
des Erinnerungsortes außerhalb des Gedenkstättenkonzeptes des Bundes“
stattfinden.
6 Oct 2020
## LINKS
[1] /Verfolgung-von-Sinti-und-Roma/!5467795
[2] /Denkmal-zum-Ueberfall-auf-Polen/!5692081
## AUTOREN
Stefan Reinecke
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