Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Bundestag debattiert über Nachhaltigkeit: „Zahnloser Tiger“
> Ökoforscher fordern eine andere Nachhaltigkeitspolitik. Das Zusammenspiel
> zwischen Wissenschaft und Politik müsse sich ändern.
Bild: „Wir müssen die Krise endlich auch als Krise behandeln.“
Berlin taz | Die deutsche Nachhaltigkeitspolitik muss sich nach Aussage
führender Umweltforscher dringend ändern, um mehr Wirkung in Natur und
Gesellschaft zu entfalten. Bei der Hälfte aller Ziele der „Deutschen
Nachhaltigkeitsstrategie“ befinde man sich in der Umsetzung „im tiefgelben
bis im roten Bereich“ – was bedeutet: Stillstand oder Verschlechterung,
erklärte Adolf Kloke-Lesch, Geschäftsführender Direktor des [1][deutschen
Sustainable Development Solutions Network (SDSN).] Auch Wissenschaftler des
[2][Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE)] und der
[3][Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 (wpn)] äußerten sich
anlässlich der „Woche der Nachhaltigkeit“ im Bundestag, bei der bis Freitag
erstmals verschiedene Transformationsthemen – von der Agrar- bis zur
Verkehrswende – debattiert werden.
Das Zusammenspiel zwischen Wissenschaft und Politik, die Schnittstelle des
Erkenntnistransfers, müsse sich ändern, meinte Patrizia Nanz, die im
Potsdamer Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) die
eigens dafür gegründete Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030 leitet.
„Die Aufnahme unserer wissenschaftlichen Papiere funktioniert nicht mehr so
wie früher“, so Nanz. Andere Länder wie etwa Frankreich würden mit dem
„Klimabürgerrat“ wirksamere Wege beschreiten.
Wolfgang Lucht vom [4][Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) h]at
als Mitglied des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU) die Erfahrung
gemacht, dass es sich bei der aus dem Kanzleramt koordinierten und damit
politisch hoch angesiedelten „Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie“ im
Endeffekt um „einen zahnlosen Tiger“ handele. Die Empfehlungen des
Nachhaltigkeitsrates würden sich „in der interministeriellen Abstimmung
verlieren“, beklagte Lucht. Aus seiner Sicht sei eine „neue Architektur“
der Nachhaltigkeitsdebatte in Politik und Gesellschaft nötig. Lucht: „Um es
mit [5][Greta Thunberg] zu sagen: Wir müssen die Krise endlich auch als
Krise behandeln.“
Als positiven Ansatz würdigten die Ökoforscher die Generaldebatte über
Nachhaltigkeit im Bundestag. Es brauche einen „neuen Dialog mit der
Bevölkerung“ über Wege zur nachhaltigen Entwicklung, gerade auch nach den
Einschnitten durch die Coronakrise. So könnte etwa ein „Rat für
Generationengerechtigkeit“ eingerichtet werden. Diese neuen Eckpunkte
sollten dann auch Eingang in die Parteiprogramme zur Bundestagswahl 2021
finden. In seiner Nachhaltigkeitsagenda hatte der Bundestag am Donnerstag
unter anderem über 16 Anträge zum Thema nachhaltiges Wachstum und
ökologisch-soziale Marktwirtschaft debattiert. Später ging es in einem
Bildungs-Schwerpunkt um „mehr Bildung für nachhaltige Entwicklung“.
18 Sep 2020
## LINKS
[1] https://www.die-gdi.de/sdsngermany/
[2] /Rat-fuer-Nachhaltige-Entwicklung/!5507674
[3] https://www.wpn2030.de/
[4] /Schriftstellerin-gegen-Klimaforschende/!5692237
[5] /Klima-Aktivistinnen-treffen-Merkel/!5708797
## AUTOREN
Manfred Ronzheimer
## TAGS
Nachhaltigkeit
Bundestag
Umweltschutz
Sachverständigenrat
PIK
Forschungspolitik
Kolumne Bewegung
Schwerpunkt Klimagerechtigkeit
Schwerpunkt Klimawandel
CO2-Emissionen
Schwerpunkt Klimawandel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Institut für Nachhaltigkeitsforschung: Ein erfolgreiches Experiment
Vor 11 Jahren wurde das Potsdamer Institut für transformative
Nachhaltigkeitsforschung gegründet. Eine neue Anbindung wird gesucht.
Tierrechte im Parlament vertreten: Nachhaltig will gelernt sein
Umwelt- und Tierschutz sind gleichermaßen wichtig. Doch politisch vertreten
werden sie zu selten. Hier einige Tipps, wie Sie sich engagieren können.
Bedingungen für die große Veränderung: Bildung muss transformativ sein
Wer verändern will, benötigt andere Kompetenzen, als das heutige
Bildungssystem lehrt. Welche Ansätze es gibt – und wo sie an Grenzen
stoßen.
Handbuch zum Klimaschutz: „Drastische Einschnitte notwendig“
Die Maßnahmen reichen nicht, um das Pariser Klimaziel einzuhalten. Es fehlt
ein Gesamtszenario, um Nachhaltigkeit langfristig umzusetzen.
Nachhaltigkeit im Digitalen: Streaming in Grün?
Ein neues Umweltschutz-Modell soll den ökologischen Fußabdruck von
Streaminganbietern errechnen. Sinnvoller wäre eine Updatepflicht für
Hersteller:innen.
Meeresbiologe über Zustand der Ozeane: „Die Weltmeere erholen sich oft“
Der Meeresbiologe Boris Worm sagt, es gebe Grund zur Hoffnung. Selbst das
Bikini-Atoll sei nach 23 Atombomben zu einem wunderschönen Ort im Pazifik
geworden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.