| # taz.de -- Cum-Ex-Affäre in Hamburg: Die Fragen an Scholz werden mehr | |
| > Kanzlerkandidat Olaf Scholz und die Hamburger SPD geraten wegen der | |
| > Cum-Ex-Affäre massiv unter Druck. Nun droht im ein | |
| > Untersuchungsausschuss. | |
| Bild: Sitzt schon lange nicht mehr dort, aber trotzdem präsent: Olaf Scholz in… | |
| Hamburg taz | Er ist längst in Berlin und doch schwebt Olaf Scholz' | |
| Schatten weiter über der Hamburger Politik: Laut der Recherchen des | |
| NDR-Magazins „Panorama“ und der Wochenzeitung Die Zeit dürfte der | |
| Ex-Bürgermeister in der Hamburger Cum-Ex-Affäre tiefer involviert sein, als | |
| er bislang zugab. | |
| Das könnte schon bald dazu führen, dass sich ausgerechnet die | |
| Bürgerschaftsfraktionen von Linken und CDU zusammentun, um mit der | |
| Einsetzung eines Untersuchungsausschusses Licht in die traditionell dichte | |
| Verflechtung von SPD und Hamburger Wirtschaft zu bringen. Und das könnte | |
| letztlich den Bundestagswahlkampf beeinflussen. | |
| „Es ist offensichtlich, [1][dass Scholz die Öffentlichkeit hinters Licht | |
| geführt hat]“, sagt Norbert Hackbusch (Die Linke). Nicht ein Treffen, wie | |
| Scholz bislang erzählte, sondern gleich drei gab es zwischen ihm und dem | |
| Mitinhaber der Warburg Bank, Christian Olearius. Dabei ging es laut den | |
| Tagebuch-Einträgen von Olearius, die „Panorama“ und die Zeit einsehen | |
| konnten, um potenzielle Rückforderungen des Hamburger Finanzamts an die | |
| Warburg-Bank. [2][Die hatte durch die Cum-Ex-Steuertricks zu Unrecht 47 | |
| Millionen Euro erhalten]. | |
| Die Treffen sind pikant, weil da noch ausstand, ob das Hamburger Finanzamt | |
| die 47 Millionen Euro zurückfordern würde. Offenbar versuchte Olearius über | |
| Scholz Einfluss auf die Entscheidung zu nehmen. Ob Scholz tatsächlich für | |
| die Warburg-Bank tätig wurde, ist jedoch unklar. | |
| ## Untersuchungsausschuss rückt näher | |
| Olearius hatte noch zwei SPD-Granden im Boot: Alfons Pawelczyk, Eminenz der | |
| Hamburger Sozialdemokraten, und Johannes Kahrs, der jüngst von all seinen | |
| politischen Ämtern zurücktrat. Beide sollen versucht haben, ihren Einfluss | |
| zugunsten der Bank geltend zu machen. | |
| Doch nicht nur die politischen Verbindungen der Warburg-Bank werfen ein | |
| schräges Bild auf Hamburgs Umgang mit Cum-Ex-Geschäften, [3][sondern auch | |
| auf das Handeln des Finanzamtes.] Offenbar hatte sich eine Beamtin, die für | |
| Großunternehmen wie der Warburg-Bank zuständig war, massiv für die | |
| Nicht-Rückerstattung eingesetzt. Das ging so weit, dass sich das | |
| Bundesfinanzministerium einschaltete und das Hamburger Finanzamt zum | |
| Handeln aufforderte. | |
| Hinzu kommt, dass der damalige Finanzsenator und Dienstherr der | |
| Finanzbeamtenschaft der heutige SPD-Bürgermeister Peter Tschentscher ist. | |
| Auch deshalb will die Opposition gern wissen, warum das Finanzamt die | |
| Warburg-Bank so vehement unterstützen wollte. | |
| Somit rückt ein Untersuchungsausschuss immer näher. Da dieser mindestens | |
| einige Monate arbeiten würde, wäre bis zur Bundestagswahl im Oktober 2021 | |
| ständig mit pikanten Informationen zur Affäre zu rechnen. Die Scholz’sche | |
| Salamitaktik – er gab erst auf Nachfrage weitere Treffen zu, erinnere sich | |
| aber an nichts Genaues – lässt kaum anderes vermuten. | |
| ## Der Geruch von Korruption | |
| Nicht verwunderlich, dass die Opposition bereits den Geruch von Korruption | |
| wahrgenommen und „schmutzige Deals zu Lasten der Steuerzahler“ erkannt | |
| haben will. Einen Untersuchungsausschuss vermeiden ließe sich wohl nur | |
| noch, wenn Senat und Warburg-Bank der Aufhebung des Steuergeheimnisses | |
| zustimmen würden, wie es die Linke fordert. Das wäre aber eine | |
| Überraschung. | |
| Für einen Untersuchungsausschuss müsste ein Fünftel der Bürgerschaft | |
| stimmen. CDU und Linke hätten dafür ausreichend Abgeordnete. | |
| Noch aber gibt sich die Hamburger CDU – zumindest für den Moment – | |
| zurückhaltend in der Frage des Untersuchungsausschusses. „Die Fraktion hat | |
| das noch nicht abschließend besprochen“, sagt Fraktionssprecher Sören | |
| Niehaus. „In der Tat überraschend“, so Niehaus, wäre es, wenn es dann zu | |
| einem gemeinsamen Vorgehen mit den Linken käme – ein Unbehagen darüber | |
| klingt jedoch anders, Scholz sei Dank. | |
| 4 Sep 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| André Zuschlag | |
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