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# taz.de -- Westafrika nach Putsch in Mali: Angst vor weiteren Umstürzen
> Die Westafrikanische Gemeinschaft fordert die Rückkehr von Präsident
> Keïta in Mali. Die Furcht vor ähnlichen Entwicklungen in der Region ist
> groß.
Bild: Präsident Keïta Ende Juni während des G5-Sahel-Gipfels
Cotonou taz | Es war eine lange Konferenz, an der die Staatschefs der
Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) am Donnerstag [1][nach
dem Putsch des Militärs in Mali] teilgenommen haben – aufgrund des
Coronavirus per Video. Als „Zwischenergebnisse“ veröffentlichte die Ecowas
Screenshots, auf denen die Präsidenten zu sehen waren.
Einige von ihnen twitterten ungewohnt eifrig – unter anderem Macky Sall aus
Senegal: „Der Staatsstreich gegen einen demokratisch gewählten Präsidenten
ist eine Verletzung des Ecowas-Protokolls.“ Aus Nigerias Hauptstadt Abuja
ließ Muhammadu Buhari verkünden: „Die Ereignisse sind ein großer
Rückschritt für die regionale Demokratie, mit schweren Konsequenzen für
Frieden und Sicherheit in Westafrika“.
Dementsprechend deutlich fällt die abschließende Erklärung aus. Nicht nur
Sanktionen gegen Mali wie Grenzschließungen und das sofortige Aussetzen von
finanzieller Unterstützung werden angekündigt. Die 14 Staatschefs fordern
außerdem, dass [2][Ibrahim Boubacar Keïta], der nach seiner Festnahme durch
das Militär seinen Rücktritt verkündete, unverzüglich wieder als Präsident
eingesetzt wird.
Eine „hochrangige Delegation“ soll entsendet werden, um die „sofortige
Rückkehr der verfassungsmäßigen Ordnung zu gewährleisten“. Schon in den
vergangenen Tagen, als die Ecowas die Entwicklungen immer wieder vehement
kritisiert hatte, war deren Äußerungen von [3][Keïta-Kritiker*innen in
Mali] als Beleidigung empfunden worden. Sie seien von Menschen geäußert
worden, die vom malischen Alltag keine Ahnung hätten.
## Sahel-Staaten geschwächt
Die deutlichen Worte des Regionalbündnisses dürfte Beobachter*innen in der
Region zufolge vor allem einen Grund haben: Die Angst ist groß, dass die
Entwicklung in andere Länder überschwappt und es anderen Präsidenten ganz
ähnlich ergehen könnte.
Durch die Ausbreitung verschiedener Terrorgruppen sind vor allem [4][die
Sahel-Staaten geschwächt]. In Ländern wie Guinea, Elfenbeinküste, Burkina
Faso und Niger, die mit Mali sogar eine Grenze teilen, stehen ausgerechnet
bis zum Jahresende Wahlen an. Zu spüren war die Sorge schon seit Mitte
Juli, als erste Vermittlungen unter Führung von Nigerias Ex-Präsident
Goodluck Jonathan stattgefunden hatten. Jetzt sind sie noch drängender
geworden.
Große Unzufriedenheit mit den Regierungen und vor allem deren Plänen,
weiterhin an der Macht zu bleiben, hat sich vor allem in der Elfenbeinküste
und Guinea gezeigt. In Guinea kamen bei Demonstrationen immer wieder
Menschen ums Leben.
Nach Einschätzung des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) ist
die Krise in Burkina Faso die aktuell am „weltweit schnellsten wachsende
humanitäre und Sicherheitskrise“. Mittlerweile sind mehr als eine Million
Menschen auf der Flucht. Die Entwicklung hat die Regierung von Roch Kaboré
bisher nicht eindämmen können.
21 Aug 2020
## LINKS
[1] /Staatsstreich-in-Mali/!5702846
[2] /Umsturz-in-Mali/!5708575
[3] /Mali-nach-dem-Putsch/!5708767
[4] /Politologe-ueber-Islamismus-in-Sahelzone/!5666568
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Mali
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