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# taz.de -- Nach dem Putsch in Mali: Militär bleibt an der Macht
> Die Militärjunta verhandelt jetzt mit Westafrikas Regionalorganisation
> Ecowas. Sie will eine „Übergangszeit“ bis 2023 führen.
Bild: Chef der Militärregierung in Mali: Oberst Assimi Goita
Cotonou taz | Malis Militär, das vergangene Woche die Macht ergriffen hat,
will bis 2023 an der Macht bleiben. Die dreijährige Übergangszeit unter
militärischer Führung ist eine der ersten Forderungen, die im Rahmen der
laufenden Gespräche zwischen dem regierenden Nationalkomitee zur Rettung
des Volkes (CNSP) und der [1][Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft
(Ecowas)] bekannt geworden ist.
Seit dem Wochenende verhandelt eine Ecowas-Delegation unter Nigerias
Expräsident Goodluck Jonathan mit der neuen Militärregierung unter
[2][Oberst Assimi Goita] über die Zukunft des Landes.
Es heißt, dass die Junta in den vorgeschlagenen drei Jahren Übergangsfrist
„die Grundlagen des malischen Staates überprüfen“ wolle. Auch soll die
Übergangsregierung einen Präsidenten aus den Reihen des Militärs erhalten
und vorwiegend aus Soldat*innen bestehen.
Noch vergangene Woche zirkulierte ein Papier, in dem von einer
Übergangsregierung mit sechs Soldat*innen und 18 Zivilist*innen die Rede
war. Auch sollte da noch am 25. Mai 2021 die Macht an eine neue gewählte
Regierung übertragen werden.
Vorbild für den Vorschlag einer längeren Übergangsfrist könnte [3][Sudan]
sein. Nach dem Sturz von Langzeitherrscher Omar al-Bashir im April 2019
wurde dort eine Transitionsphase von drei Jahren und drei Monaten
ausgehandelt. Die Funktion des Staatschefs übernimmt jetzt ein elfköpfiger
militärisch-ziviler Übergangsrat, den zunächst ein General führt.
## Ecowas will kürzere Frist
Aus der Ecowas-Delegation in Mali heißt es: Die Übergangszeit bis zur
Rückkehr zu einer Zivilregierung muss sehr viel kürzer ausfallen. Stellt
sich die Junta dagegen, dann könnte am Mittwoch während des nächsten
virtuellen Treffens der Staatschefs über eine Verschärfung der Sanktionen
verhandelt werden.
Doch bedeutet all dies wohl auch, dass die Ecowas offensichtlich nicht mehr
einfach die sofortige Wiedereinsetzung des [4][gestürzten Präsidenten
Ibrahim Boubacar Keïta] fordert wie noch in ihren ersten Reaktionen auf den
Umsturz vergangene Woche.
Offiziell geäußert hat sich die Ecowas bisher kaum, da die Verhandlungen
mit Malis Generälen weitergehen. Nach Informationen von Radio France
Internationale wurden einige Kompromisse erzielt.
Unter anderem soll Keïta freigelassen werden. Er könne zurück in sein
Privathaus nach Bamako gehen sowie für medizinische Behandlungen ins
Ausland reisen. Chefvermittler Jonathan soll außerdem betont haben, man
wolle ein „Ergebnis erzielen, das alle Malier*innen zufrieden stellt“.
## Was wird aus der zivilen Protestbewegung?
[5][Malis zivile Protestbewegung] M5-RFP (Bewegung des 5. Juni / Sammlung
der Patriotischen Kräfte), die seit Juni gegen Keïta demonstrierte und sich
bisher als zivile Partnerin der Putschisten sah, hat sich noch nicht zu den
neuen Plänen geäußert. Sollte das CNSP tatsächlich mit einer vom Militär
dominierten Übergangsregierung ernst machen, wäre für sie wenig Platz.
Dabei hat die M5-RFP in den vergangenen Monaten den Weg für den Putsch
geebnet und auch dafür gesorgt, dass die Putschisten viel Zustimmung
erhielten. Doch Junta-Sprecher Ismaël Waguë ging bereits in der vergangen
Woche auf Distanz. „Wir haben keinen Kontakt zu M5“, sagte er dem TV-Sender
France24.
In Militärkreisen dürfte die Führungsriege gut vernetzt sein – auch weil
sie international ausgebildet worden ist –, politische Erfahrung hat sie
jedoch nicht. Diese Kontakte hat sie laut Waguë auch nie gesucht: „Wir
werden von keiner politischen Partei manipuliert.“
24 Aug 2020
## LINKS
[1] /Westafrika-nach-Putsch-in-Mali/!5708919/
[2] /Anfuehrer-der-Militaerjunta-in-Mali/!5708407/
[3] /Uebergangsregierung-im-Sudan/!5616020/
[4] /Umsturz-in-Mali/!5708575/
[5] /Proteste-gegen-Praesident-Keita-in-Mali/!5698963/
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Mali
ecowas
Bamako
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