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# taz.de -- Ärger mit Servicetelefon und Umbuchungen: Danke für nichts, Deuts…
> Mit der Deutschen Bahn das Klima retten ist schwer: Warum unser Autor
> stundenlang am Servicetelefon warten und trotz Onlineticket ins
> Reisezentrum musste.
Bild: Dass unser Autor für sein Ticket nicht noch im Headquarter vorstellig we…
Kollege L. provoziert mich Öko-Redakteur gern, indem er bei Facebook seinen
mit Billigfleisch vollgepackten Grill postet. Der Mann ist aber ein netter
und eigentlich auch vernünftiger Mensch. Wenn ich schreibe, dass man aus
Klimaschutzgründen lieber die Bahn als das Flugzeug nehmen sollte, dann
denkt er darüber nach. Doch nach dem, was ich mit der [1][Deutschen Bahn
AG] bei meinem Frankreich-Urlaub erlebt habe, grübele ich doch, ob ich den
Konzern noch empfehlen kann.
Wochenlang war bei bahn.de der gewünschte Zug von Karlsruhe nach Paris
zunächst als buchbar angezeigt. Wenn man dann aber zuschlagen wollte und
mühselig alle Daten eingegeben hatte, klappte das nicht – weil die
Sitzplätze sich noch nicht reservieren ließen, das aber in Fernzügen nach
Frankreich obligatorisch ist. Erst nach diversen Nachfragen schaffte es die
Bahn, dieses Problem in der Fahrplanübersicht anzuzeigen. Und erst nach x
weiteren Versuchen konnte ich buchen. Ist schon mühseliger als bei Easyjet.
Eine Woche vor Abfahrt schickte die Bahn mir eine Mail, dass sich
„Fahrplanänderungen ergeben“ hätten. Doch die waren im Reiseplan zu meinem
Onlineticket in der Bahn-App „DB Navigator“ nicht zu erkennen. Bei der
Servicenummer der Bahn hörte ich dann nur DB-Mitarbeiter, die sich
unterhielten, aber nicht bei mir meldeten und schließlich die Verbindung
kappten. Zweiter Versuch: Eine Mitarbeiterin stellt mich durch zu den für
Auslandsfahrten zuständigen Kollegen.
Erst nach ungefähr einer Stunde (!) meldet sich dort jemand und eröffnet
mir: Mein Zug ist gestrichen. Obwohl ich ein Onlineticket habe, muss ich
extra ins Reisezentrum, um umzubuchen. Als wenn ich knapp eine Woche vor
Urlaubsbeginn nicht eh schon wenig Zeit hätte. Und warum buche ich
eigentlich online? Aber das ist dem Mitarbeiter egal, er will mich auch
nicht zu seinem Vorgesetzten durchstellen – und legt auf, ohne sich zu
verabschieden.
## „Keine Änderung in Sicht“
Eine Mitarbeiterin der Beschwerdestelle hört sich meine Odyssee an, sagt
aber gelangweilt: „Ich bin nur für Nahverkehr zuständig“ und stellt mich
durch. Nach 40 Minuten Warten meldet sich endlich eine Kollegin und
verbindet mich weiter. Ich warte 10 Minuten, 20, 30. Nach einer Stunde
bricht die Leitung ab. Keiner ruft zurück.
Umso peinlicher ist es mir nun, dass ich ständig für die Bahn trommele.
Aber das Klima! Also schreibe ich dem Konzern eine Beschwerde, damit er
besser wird. Doch die Leiterin des Kundendialogs, Maren Reinsch, schickt
mir nur Textbausteine zurück wie „Ihre Schilderung werten wir intern aus“.
Und was ist mit dem Problem, dass sich Tickets für reservierungspflichtige
Züge wie den TGV nicht bei bahn.de umbuchen lassen? „Eine Änderung ist
nicht in Sicht“, belehrt mich die angebliche Frau Reinsch, die in
Wirklichkeit ein Mann ist und anders heißt (der Kollege hatte mir seine
Mail telefonisch angekündigt.) Saftladen!
Kollege L. war übrigens auch in Frankreich. Mit dem Auto. „Wegen Corona
darf man das jetzt ja wieder“, sagt er und grinst. Sorry, Deutsche Bahn,
mit dir werde ich L. nie überzeugen.
21 Aug 2020
## LINKS
[1] /Deutsche-Bahn/!t5008760/
## AUTOREN
Jost Maurin
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