# taz.de -- Lesen im Zug: Gute Laune im Unglück | |
> Die aktuelle Ausgabe des Magazins „Leselok“ beweist, dass die Bahn sogar | |
> Selbstironie kann. Und wie sieht's bei der ARD im Vergleich aus? | |
Bild: Wann wird die Störung auf ARD behoben? Gute Frage, das sieht zwar gut au… | |
Zur Pflichtlektüre aller Medienjournalist*innen gehört bekanntermaßen die | |
Leselok. Ihr wisst schon, dieses Kinderheftchen der Bahn, das aus | |
irgendwelchen Gründen nur mit Sondertickets im ICE auf Anfrage zu erhalten | |
ist. | |
[1][Corporate Publishing] heißt so etwas auf Neudeutsch und dient der | |
schnöden Eigenwerbung. Und jetzt kommt’s: Die aktuelle Ausgabe eben dieser | |
Leselok beweist, dass die Bahn sogar Selbstironie kann! | |
Im Comic mit dem kleinen ICE ist mal wieder der Fahrkartenautomat kaputt. | |
„Dabei wurden die Computersysteme doch erst upgedatet. Es ist zum | |
Mäusemelken!“, sagt der neben dem Automaten stehende Bahnmensch. Den es in | |
Wirklichkeit natürlich nie gibt, wenn der Automat kaputt/der Zug | |
verspätet/der Anschluss weg ist. Dann schlurft ein Techniker ins digitale | |
Neuland, der unsinnigerweise bahnlinert, was das Zeug hält: „Dit Problem | |
liecht bei Kollehje Compjuta.“ | |
Und dann schiebt er’s auf die moderne – erraten! – Technik. Im Inneren das | |
Automaten hat sich nämlich der große K.A.U. aller Programme bemächtigt. Und | |
nun kämpft wie so oft im echten ICE die Software gegen sich selbst. | |
Spoiler: Am Ende lag’s natürlich an einem Kaugummi im Münzeinwurf. Aber der | |
Ansatz ist schon mal gut, wenn natürlich auch noch nicht so weit wie bei | |
der guten alten BVG, die sich schon länger selbst auf die Schüppe nimmt. | |
## Volkes Zorn | |
In Sachen Störungen kennt sich natürlich auch der öffentlich-rechtliche | |
Rundfunk aus. „Nutzerberichte deuten darauf hin, dass Das Erste seit 21.40 | |
Uhr Probleme hat. Haben Sie auch Probleme? Schreiben Sie unten einen | |
Kommentar“ heißt es dann auf [2][allestoerungen.de]. | |
Nach nicht überprüfter Statistik der Seite gehen 75 Prozent der Störungen | |
auf das Konto des Fernsehens, 18 Prozent haben keinen Ton und der Rest | |
kommt mit der Website nicht klar. Was ähnlich wie bei der Bahn Volkes Zorn | |
anstachelt. „Wann wird die Störung auf ARD behoben? Das geht jetzt schon | |
seit 1 Monat so, dass es immer flackert und man kaum noch den Film | |
vernünftig gucken kann. Es nervt. Hauptsache GEZ kassieren“, lautet | |
beispielsweise ein Kommentar. | |
Von selbstironischen Reaktionen der Sender ist leider zu wenig bekannt. | |
Dabei nimmt so was allem Unglück doch die Schärfe und schafft gleich gute | |
Laune. Das beweist auch der rbb mit seiner Kampagne „Bloß nicht | |
langweilen!“. Die „Tagesthemen“ haben letzten Freitag immerhin was Neues | |
ausprobiert, als [3][die Beste Band der Welt den Jingle fürs Ärtze Deutsche | |
Fernsehen spielte]. Auch das zählt gefälligst zum Pflichtprogramm für alle | |
und nicht nur für Beitragszahler. Schade um die 18 Prozent, die leider | |
keinen Ton hatten oder ruckelndes Internet, weil ihr Datenvolumen bereits | |
verdaddelt war. | |
28 Oct 2020 | |
## LINKS | |
[1] /AOK-Magazine-des-Bauer-Verlags/!5677520 | |
[2] https://xn--allestrungen-9ib.de | |
[3] https://www.ardmediathek.de/daserste/video/brisant/die-aerzte-eroeffnen-tag… | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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