| # taz.de -- Rechte Preppergruppe Nordkreuz: Der Zoll schießt weiter in Güstrow | |
| > Wegen einer Munitionsklauaffäre haben viele Behörden die Zusammenarbeit | |
| > mit einem Schießplatz in Güstrow beendet. Aber nicht alle. | |
| Bild: Güstrow: eigentlich idyllisch | |
| BERLIN taz | Als vor zwei Jahren der ehemalige SEK-Polizist und Gründer der | |
| Preppergruppe Nordkreuz Marko G. verhaftet wurde und seine enge Verbindung | |
| zu einem Schießplatz in Mecklenburg-Vorpommern bekannt wurden, haben die | |
| meisten Behörden die Zusammenarbeit mit dem Betreiber beendet. Denn dieser | |
| war zeitweise auch Teil von Nordkreuz. | |
| Der Zoll aber schickt weiterhin Mitarbeitende nach Güstrow zum Schießen. | |
| Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der | |
| Linksfraktion im Bundestag hervor, die der taz vorliegt. „Der Schießplatz | |
| wurde und wird für reguläre Schieß- und Einsatztrainings des Zolls | |
| genutzt“, schreibt Innenstaatssekretär Hans-Georg Engelke. | |
| Linken-Politiker Tobias Pflüger kritisiert, dass der Schießplatz weiter von | |
| staatlichen Stellen genutzt wird. „Das ist erschreckend und diese Praxis | |
| muss umgehend eingestellt werden“, sagte er der taz. Die | |
| Generalzolldirektion betonte auf taz-Anfrage, dass der angemietete | |
| Schießstand stets alleine mit eigenen Trainern genutzt werde. | |
| Der Antwort der Bundesregierung zufolge haben zwischen 2010 und 2018 | |
| Beamt*innen des Bundeskriminalamtes den Schießplatz in Güstrow benutzt. | |
| Auch Beamt*innen der Bundespolizei – darunter die Eliteeinheit GSG 9 – | |
| waren mehr als ein Dutzend Mal dort, mehrere Länderpolizeien sowie | |
| ausländische Spezialkräfte. | |
| [1][Wie taz-Recherchen ergeben hatten,] dürfte der Schießplatz als | |
| Umschlagplatz für Munition gedient haben, die 2017 und 2019 beim ehemaligen | |
| SEK-Polizisten Marko G. gefunden wurde. Ein großer Teil der rund 55.000 | |
| sichergestellten Schuss waren Polizeipatronen aus mindestens sieben | |
| Bundesländern sowie von Bundeswehr, Zoll und der Bundespolizei. | |
| ## Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz | |
| Marko G. selbst war noch während seiner Tätigkeit als Polizist als | |
| Schießtrainer für zivilen Schießsport für die Firma Baltic Shooters tätig. | |
| Der Firmenchef Frank T. trainierte die Spezialkräfte aus dem In- und | |
| Ausland. Dabei waren auch er und mindestens einer seiner Mitarbeiter | |
| zeitweise Mitglied bei Nordkreuz, einer Gruppe, die sich auf einen „Tag X“ | |
| vorbereitete und von der [2][zwei Mitglieder unter Terrorverdacht stehen]. | |
| Marko G. wurde inzwischen wegen Verstoßes gegen das | |
| Kriegswaffenkontrollgesetz zu 21 Monaten Haft verurteilt, [3][das Urteil | |
| ist noch nicht rechtskräftig.] Die Staatsanwaltschaft Schwerin ermittelt in | |
| dem Komplex inzwischen auch gegen den Mitarbeiter einer Waffenbehörde. Der | |
| Verdacht: [4][Er soll beschlagnahmte Patronen beiseite geschafft und sich | |
| durch eine “geldwerte Gegenleistung“ bestochen lassen haben.] | |
| Ob die Bundesregierung überprüft, wie Munition aus Behördenbeständen zu | |
| einer Privatperson in Mecklenburg-Vorpommern gelangen konnten und ob es | |
| disziplinarrechtliche Ermittlungen gegen mögliche Helfer in Bundesbehörden | |
| gibt, teilt sie nicht mit. In der Antwort wird lediglich auf die laufenden | |
| strafrechtliche Ermittlungen verwiesen. | |
| ## Wenig kontrolliert | |
| Der Fall Güstrow offenbart, wie wenig kontrolliert Schießplätze sind, | |
| selbst dann nicht, wenn Spezialkräfte von Bundeswehr, Polizei oder Behörden | |
| dort trainieren. Eine Sicherheitsüberprüfung von Betreibern von privaten | |
| Schießstätten sei gesetzlich nicht vorgesehen, heißt es. „Auch bestand | |
| keine Veranlassung, eine Sicherheitsüberprüfung des Schießplatzes oder des | |
| Betreibers zu initiieren, da die Workshops zunächst unter inhaltlicher und | |
| fachlicher Begleitung durch das Landeskriminalamt (LKA) | |
| Mecklenburg-Vorpommern und später unter der Schirmherrschaft des | |
| Innenministers des Landes Mecklenburg-Vorpommern stattfanden.“ | |
| Die Polizei von Mecklenburg-Vorpommern hat die Zusammenarbeit, auf die sich | |
| die Bundesregierung bezieht, mit dem Schießplatz 2019 aufgekündigt. Eine | |
| Sicherheitsüberprüfung hatte es nie gegeben. Das Landesinnenministerium | |
| teilte der taz im April lediglich mit: Zur Betreibung eines Schießstandes | |
| müssten „gewerberechtliche und waffenrechtliche Auflagen“ erfüllt werden. | |
| „Spätestens jetzt, wo wie in Güstrow solche Unmengen von Munition bei Nazis | |
| landen, muss diese gefährliche Sicherheitslücke dringend geschlossen | |
| werden“, fordert Tobias Pflüger von der Linksfraktion. | |
| Insgesamt haben Beamt*innen von Bundespolizei, BKA und Zoll der | |
| Bundesregierung zufolge in den vergangenen Jahren auf mehr als 70 privaten | |
| Schießstätten trainiert. Für die Bundeswehr werden keine Angaben gemacht. | |
| 28 Jun 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sebastian Erb | |
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