# taz.de -- Olaf Scholz als SPD-Kanzlerkandidat: Vorwärts nach gestern | |
> Es läuft auf Olaf Scholz als Kanzlerkandidat der SPD hinaus. Und schon | |
> wieder gibt es in der Partei jene Selbstzufriedenheit, auf die der | |
> nächste Absturz folgt. | |
Bild: ...und läuft und läuft: Olaf Scholz im Finanzministerium | |
Vor ein paar Wochen meldet ein Magazin, dass die SPD-Führung den | |
Fraktionschef Rolf Mützenich zum Kanzlerkandidaten machen wird. Das gehörte | |
eher in die Rubrik Klatsch als zum Nachrichtenjournalismus. | |
In Wahrheit spricht ziemlich viel für Finanzminister Olaf Scholz, dessen | |
Akzeptanz in der Partei mit der Pandemie und Krisenmanagement in neue Höhen | |
geschnellt ist. Das [1][Konjunkturpaket], die zentrale Weichenstellung der | |
Regierung, hat eine sozialdemokratische Tönung. Auch die Basis der | |
Bürgermeister-Partei SPD weiß zu schätzen, dass die SPD in Berlin zu Recht | |
an die Kommunen gedacht hat. In der Not sind die ideologischen Unterschiede | |
zwischen der eher linken Parteispitze Norbert Walter-Borjans und Saskia | |
Esken und dem Pragmatiker Scholz geschwunden: Wir sind alle Keyensianer. | |
Das allerdings löst die Frage, wer die Kosten der [2][Neuverschuldung] | |
trägt, keineswegs. Esken will Reiche besteuern, Scholz vor allem Schulden | |
zurückzahlen. Nun hat Scholz die Lektion des SPD-Basisvotums zur Kenntnis | |
nehmen müssen: Bloß weiter so geht nicht mehr. Mit Arroganzgesten kann man | |
keine Partei führen – erst recht keiner in einer so fundamentalen Krise wie | |
die SPD. | |
Ob Scholz allerdings die Niederlage wirklich als Schock begriffen hat, der | |
echte Umkehr nötig macht, und nicht bloß als unverdienten Dämpfer verbucht | |
hat, ist offen. Also Scholz? Das bedeutet, dass sich Walter-Borjans und | |
Esken, die formal das Vorschlagrecht haben, selbst zu einer Episode und | |
einem Irrtum erklären. Denn in dem Moment, in dem sie Scholz küren, haben | |
sie machtpolitisch nichts mehr zu melden. | |
Bedenklich stimmt auch, dass viele in der SPD die Groko derzeit über den | |
grünen Klee loben. Es stimmt, dass die Groko in der Krise gut funktioniert. | |
Aber auch das ist nur eine Momentaufnahme – und kein Grund, alle Schwüre, | |
dies sei [3][hundertprozentig die letzte Groko,] zu vergessen, die bis vor | |
drei Monaten auch SPD-Rechte von sich gaben. | |
All das ist nicht neu. Die SPD war auch in der Krise 2009 der Motor in der | |
Groko, genutzt hat es ihr nichts. Es gibt schon wieder zu viel Sehnsucht | |
nach Altem in der SPD – und jene mehltauhafte Selbstzufriedenheit, auf die | |
immer der nächste Absturz folgt. | |
17 Jun 2020 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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