Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Skandale in der Fleischindustrie: Das Konsumverhalten ändern
> Weniger ist mehr: Politik und Verbraucher sind gefordert, die skandalösen
> Zustände in der Fleischindustrie nachhaltig zu ändern.
Bild: Nach dem Corona-Ausbruch: Helfer vom Roten Kreuz mit Verpflegung für die…
Gelegenheiten für eine grundlegende Änderung des Konsumverhaltens sind
selten. Der Mensch ändert seine Gewohnheiten ungern. Die Politik hat wenig
Interesse daran, Sinnvolles gegen einen Mehrheitswillen durchzusetzen und
sich dabei auch einmal gegen starke Lobbys durchzusetzen. Es sind Krisen
oder Skandale, die ein kleines Zeitfenster für tiefgreifende Reformen
öffnen. Das ist durch die Coronakrise im Umgang mit der Tierproduktion und
dem Fleischverzehr gerade der Fall.
Europas größter Fleischbetrieb kündigt nun als [1][Reaktion auf den
Corona-Ausbruch] in Gütersloh einen Schwenk an, der wegführen soll von der
Billigproduktion hin zu mehr [2][Tierwohl und faireren Arbeitsbedingungen]
in Schlacht- und Zerlegebetrieben. Selbst Landwirtschaftsministerin Julia
Klöckner, die sich bisher nicht gerade als Speerspitze der Bewegung
hervorgetan hat, stellt sich nun hinter die Forderung nach einer Abgabe für
das Tierwohl. Und unter den Sozialpolitikern im Bundestag wächst der Wille,
die Ausbeutung von ausländischen Arbeitern in der Branche zu unterbinden.
[3][Nun müssen den Ankündigungen Taten folgen].
Die Verbraucher, die Landwirte, vor allem aber der Handel müssen dabei
mitziehen. Erstere sollten sich ehrlich machen und sich fragen, [4][ob das
Billigschnitzel wirklich die erste Wahl sein muss]. Es könnte für denselben
Preis auch etwas weniger wiegen, wenn damit eine ethisch bessere Wahl
verbunden ist. Es verlangt ja niemand ernsthaft, auf den Verzehr von
Würstchen oder Braten ganz zu verzichten. Die Landwirtschaftsministerin
wiederum muss Farbe bekennen, dass sie nicht nur als Cheflobbyistin der
Landwirte, sondern auch als Ernährungsministerin für alle im Kabinett
sitzt.
Schließlich ist auch die Große Koalition gefragt, die menschenunwürdigen
Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten endlich zu verbessern. Die
Zustände sind ja lange genug bekannt. Das Fleisch muss den Beigeschmack von
Ausbeutung und Tierquälerei verlieren. Dann schmeckt es trotz etwas höherer
Preise auch besser.
21 Jun 2020
## LINKS
[1] https://www.tagesschau.de/inland/toennies-coronainfektionen-guetersloh-103.…
[2] /Arbeitsbedingungen-in-Schlachthoefen/!5681594
[3] /Lehren-aus-der-Coronakrise/!5678805
[4] /Corona-und-ausbeuterische-Landwirtschaft/!5669076
## AUTOREN
Wolfgang Mulke
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Fleischindustrie
Quarantäne
Nordrhein-Westfalen
atmosfair
Schwerpunkt Coronavirus
Landwirtschaft
Schlagloch
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Konsumverzicht hilft nicht weiter: SUV fahren – und spenden
Für den Klimaschutz bringt es wenig, den Konsum einzuschränken, findet
Philosoph Bernward Gesang. Besser sind Spenden.
Steigende Corona-Neuinfektionen: Über 600 neue Fälle pro Tag
Der Corona-Massenausbruch bei Tönnies verdirbt den positiven Trend. Auch in
Göttingen und Berlin steigen die Infektionszahlen.
Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen: Ein Gesetz, das krank macht
In der deutschen Fleischindustrie schuften osteuropäische Beschäftigte mit
Werkverträgen – wie es die CSU wollte.
Lehren aus der Coronakrise: Virus frisst Ideologie
Wer die aktuellen Zumutungen nicht für Änderungen nutzt, wird umsonst
gelitten haben. Ein Rückfall wäre gefährlich.
Corona und ausbeuterische Landwirtschaft: Weg vom Fleischmarkt
Ausbeutung, Landraub und Vertreibung fördern in den Entwicklungs- und
Schwellenländern den Verzehr von Flughunden und anderem infiziertem
Wildfleisch.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.