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# taz.de -- Beziehungen zwischen USA und China: Corona vertieft die Krise
> China und die USA manövrieren sich immer tiefer in einen Konflikt mit
> gefährlichem Potenzial. Manche sehen schon das Ende der Ära westlicher
> Dominanz.
Bild: Wollen Beide die Nr. 1 sein: US-Präsident Donald Trump und Chinas Präsi…
Peking taz | Das Undenkbare wird wieder zur realpolitischen Option: Man
müsse sich im schlimmsten Fall auf einen „bewaffneten Konflikt“ mit den USA
einstellen, heißt es in einer geheimen Analyse, die laut Angaben der
Nachrichtenagentur Reuters der chinesischen Staatsführung inklusive
Präsident Xi Jinping vorgelegt wurde. Der aktuelle Bericht aus dem
Ministerium für Staatssicherheit warnt in Folge der Viruspandemie vor einer
zunehmenden antichinesischen Stimmung, die maßgeblich von den USA
angetrieben wird.
Wie diese im konkreten aussieht, dafür hat die Regierung unter Donald Trump
in den letzten Tagen und Wochen Dutzende Fallbeispiele geliefert: Wenn etwa
US-Außenminister Mike Pompeo von einem „bedeutsamen Maß an Beweisen“
spricht, dass das Virus [1][einem Labor in Wuhan entsprungen] sei, während
gleichzeitig fast sämtliche Wissenschaftler und westlichen Geheimdienste
dem widersprechen. Weder hat die US-Regierung bislang irgendwelche Indizien
vorgelegt, die über öffentlich verfügbare Medienberichte hinausgehen. Noch
erscheint die Labortheorie mit dem heutigen Wissensstand als annähernd
wahrscheinlich.
Nun könnte die chinesische Staatsführung die wüsten Anschuldigungen nutzen,
um als besonnen reagierende Weltmacht diplomatischen Boden gut zu machen.
Stattdessen passiert das genaue Gegenteil: Die Staatsmedien haben sich in
ihren antiamerikanischen Entgleisungen auf ein neues Hochmaß hochgejazzt.
Pompeo wird wahlweise als „Lügner“ oder „Feind der Menschheit“ bezeich…
als „blödsinnig“ oder „Superschleuder politischer Viren“.
Gleichzeitig haben die chinesischen Propagandaorgane ihre
Kommunikationsskills aufgebessert: Jüngst etwa postete die
Nachrichtenagentur Xinhua ein [2][ironisches Kurzvideo] mit animierten
Legofiguren über das katastrophale Krisenmanagement Washingtons.
Außenministeriumssprecher Zhao Lijian deutete auf Twitter immer wieder an,
dass das Virus eigentlich von der US-Armee bei einer militärischen
Sportveranstaltung nach Wuhan importiert wurde. Nach wie vor verfängt der
Gedanke bei vielen Chinesen.
## Konflikt mit gefährlichem Potenzial
In China herrscht das Gefühl vor, dass die USA eine untergehende Macht
sind, die mit letzter Kraft versucht, die Volksrepublik am Aufstieg zur
Nummer 1 zu hindern. Der US-Politologe Ian Bremmer, Gründer der in New York
ansässigen Denkfabrik Eurasia Group, konstatiert, die Beziehungen zwischen
beiden Staaten seien so schlecht wie zuletzt infolge des
Tiananmen-Massakers vom Juni 1989.
Welch gefährliches Potenzial ein solcher Konflikt hat, beweist ein Blick
auf das [3][Jahrbuch des Stockholmer internationalen
Friedensforschungsinstituts]: Demnach hat die Volksrepublik 2019 ihre
Rüstungsausgaben noch einmal um 5,1 Prozent aufgestockt – und steht damit
nach den USA an zweiter Stelle.
Zwar beträgt Chinas Militärbudget insgesamt nur ein Drittel dessen der USA,
doch die Zahlen täuschen: Wenn man die niedrigeren Löhne und die
günstigeren Preiszugänge mit einbezieht, dann erreicht China bereits fast
90 Prozent der US-Militärausgaben.
Und die Gefahr eines bewaffneten Konflikts steigt: Im März berichteten
vietnamesische Fischer von chinesischen Schiffen im südchinesischen Meer;
über das Wochenende hat die chinesische Küstenwache ein japanisches
Fischerboot nahe einer Insel verfolgt, auf die beide Staaten Anspruch
erheben. Innerhalb der Bevölkerung Chinas werden nationalistische Töne
laut, man solle die fragile Situation der Coronapandemie auszunutzen, um
Taiwan militärisch „zwangszuvereinen“.
Dass die Viruspandemie die geopolitische Weltordnung verändern wird,
scheint gewiss. Der singapurische Exdiplomat und renommierte Buchautor
Kishore Mahbubani etwa prognostiziert, dass die Ära der westlichen Dominanz
nun endet. „Die Pandemie könnte den Startpunkt für das asiatische
Jahrhundert markieren“, schreibt er im Economist.
Die neue Weltordnung könne, laut Mahbubani, paradoxerweise sogar eine
demokratischere sein: „China will sein Modell nicht exportieren. Es kann
sehr gut mit einer multipolaren Welt leben. Das anbrechende asiatische
Jahrhundert muss nicht notwendigerweise unangenehm für den Westen oder den
Rest der Welt sein.“
11 May 2020
## LINKS
[1] /Corona-Streit-zwischen-USA-und-China/!5677109
[2] https://www.youtube.com/watch?v=Q5BZ09iNdvo
[3] /Rekordplus-bei-Militaerausgaben/!5678582
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
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