# taz.de -- Rückschlag für Berliner Museen: Das Ende der Rieck-Hallen | |
> Der ausgelaufene Mietvertrag wurde nicht verlängert. Die Friedrich | |
> Christian Flick Collection verlässt Berlin. | |
Bild: Roman Signer mit „Helikopter mit Spraydose (1997)“ beim Aufbau seiner… | |
Lange schon war es Gesprächsthema: das drohende Ende der [1][Sammlung Flick | |
in Berlin.] Jetzt ist es amtlich. Am Freitag landete sie im Verteiler, die | |
Presseerklärung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), die besagte, | |
dass der Vertrag mit der Friedrich Christian Flick Collection im September | |
2021 auslaufe. Sang- und klanglos endet damit eine der umstrittensten | |
Aktionen, den Kunststandort Berlin zu stärken und im Bereich der | |
zeitgenössischen Kunst international konkurrenzfähig zu machen. | |
Als die SPK im Jahr 2003 einen siebenjährigen Leihvertrag mit Friedrich | |
Christian Flicks Kunstholding Contemporary Art Limited (CAL) abschloss, die | |
auf der als Steueroase berühmten Kanalinsel Guernsey beheimatet ist, sollte | |
seine Kunstsammlung am [2][Standort Hamburger Bahnhof] präsentiert werden. | |
Dazu wurden auf Kosten von CAL die hinter dem Museum für Gegenwart | |
gelegenen Rieck-Hallen hergerichtet. Sie standen auf einem bundeseigenen | |
Grundstück, das der Bund 2007 an eine österreichische | |
Immobiliengesellschaft verkaufte, die nun entschied, die Rieck-Hallen | |
abzureißen, um dort neu zu bauen. | |
## Umstrittene Sammlung | |
Umstritten war die Sammlung Flick, weil der Sammler mit der Leihgabe seinen | |
Familiennamen „auf eine neue und dauerhaft positive Ebene stellen“ zu | |
können glaubte und zugleich ablehnte, sich am Entschädigungsfonds für | |
Zwangsarbeiter zu beteiligen. | |
Mit Zwangsarbeit hatte der Konzern in der NS-Zeit viel Geld verdient. Diese | |
Kalkulation ging nicht auf. Friedrich Christian Flick zahlte schließlich in | |
den Fonds ein. Und er gründete die F. C. Flick Stiftung gegen | |
Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz. | |
So skeptisch man der Kunstsammlung erst einmal entgegenschaute – war doch | |
nichts über sie bekannt –, so angenehm war man von ihrer Qualität | |
überrascht, als sie in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert wurde. | |
## Grund, den Weggang zu bedauern | |
Insofern haben die Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Staatlichen | |
Museen zu Berlin allen Grund, den Weggang zu bedauern. Und sie müssen sich | |
fragen lassen, warum sie dem nicht rechtzeitig entgegensteuern konnten. | |
Dank zweier großzügiger Schenkungen von Friedrich Christian Flick bleiben | |
aber 268 wichtige Werke der zeitgenössischen Kunst in Berlin, Werke von | |
Stan Douglas, Candida Höfer, Paul McCarthy, Pipilotti Rist, Dana Thater und | |
Franz West, um nur einige zu nennen. | |
Die ein bis drei jährlichen Ausstellungen, die mit Werken aus der Friedrich | |
Christian Flick Collection erarbeitet wurden, waren qualitätvoll und | |
anregend, auch wenn Präsentation und Szenografie nicht immer begeisterten. | |
Hervorzuheben sind Ausstellungen zu Wolfgang Tillmans, Bruce Nauman, Roman | |
Singer und Martin Kippenberger. | |
## Wunsch, die Zusammenarbeit fortzuführen | |
Aufschlussreich waren auch thematische Präsentationen zur Kunst seit den | |
1960er Jahren, etwa zur Minimal Art wie die Ausstellung „Fast nichts“ oder | |
die Ausstellung „Jenseits des Kinos“ zur Videokunst und zum Film in der | |
zeitgenössischen Kunst. | |
Für den Sommer 2020 wird gerade die Sammlungspräsentation „Magical Soup“ | |
mit Arbeiten der Medienkunst vorbereitet. Sie wird, so ist zu hoffen, wenn | |
auch erschwerten Bedingungen, dennoch zugänglich sein. Michael Eissenhauer, | |
Generaldirektor der [3][Staatlichen Museen zu Berlin], betont das | |
Verhältnis zum Sammler sei weiterhin gut. Man habe vereinbart, weiterhin in | |
Kontakt zu bleiben und die erfolgreiche Zusammenarbeit in anderer Form | |
fortzuführen. | |
Vielleicht ist dieser Abschied, dessen Tragweite noch gar nicht absehbar | |
ist, der notwendige Paukenschlag, die zentrale Rolle der Sorge um die | |
Bestände der Berliner Museen anzuerkennen. | |
27 Apr 2020 | |
## LINKS | |
[1] http://www.fcflick-collection.com/ | |
[2] https://www.smb.museum/museen-und-einrichtungen/hamburger-bahnhof/home.html | |
[3] https://www.smb.museum/home.html | |
## AUTOREN | |
Brigitte Werneburg | |
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