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# taz.de -- Suche nach Atommüll-Endlager: Macht Corona ein Moratorium nötig?
> Umweltschützer drängen auf eine Verschiebung des Fahrplans, um die
> Beteiligung von Bürger!nnen sicherzustellen. Die Behörden sind dagegen.
Bild: Auf dem Gelände des ehemaligen AKW In Würgassen ist ein zentrales Lager…
Göttingen taz | Kommt wegen der Corona-Krise der Zeitplan für die Suche
nach einem Atommüll-Endlager ins Wanken? Umweltorganisationen und
Linkspartei verlangen ein Moratorium. Durch die Pandemie hätten für das
Suchverfahren wichtige rechtliche Vereinbarungen wie das
Geologiedatengesetz nicht verabschiedet werden können, erklärt der Bund für
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Auch eine breite
Öffentlichkeitsbeteiligung sei durch die Kontaktsperre zurzeit nicht
möglich.
Für das Suchverfahren seien Transparenz und wirksame Beteiligung
unumgänglich, argumentieren die Umweltschützer!nnen. Die Corona-Krise dürfe
kein Anlass sein, die notwendige Transparenz und Öffentlichkeitsbeteiligung
in der Atommülllager-Suche zu konterkarieren. Ein Moratorium sei daher
„dringend geboten“.
Die Endlagersuche war 2017 neu gestartet worden. Die damit betraute
Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hatte angekündigt, im Herbst 2020
erstmals Regionen zu benennen, die für den Bau eines Endlagers nicht
infrage kommen. Der BUND fordert, die Veröffentlichung dieses
Zwischenberichts mindestens in das Jahr 2021 zu verschieben.
## „Sorgfalt statt Eile“
Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg
appelliert an die zuständigen Stellen, die bisher gesetzten Termine für die
Endlagersuche für hochradioaktiven Atommüll auszusetzen. [1][Schon vor der
Corona-Krise habe die BI eine Entschleunigung des Verfahrens gefordert] –
geleitet von dem Grundsatz „Sorgfalt statt Eile“. „Jetzt müssen wir mit
Nachdruck darauf bestehen, dass die interessierte Öffentlichkeit im
Endlagersuchverfahren nicht einfach abgehängt wird“, sagte Ehmke der taz.
Ähnlich äußerte sich der Linken-Bundestagsabgeordnete Hubertus Zdebel.
BGE-Sprecherin Monika Hotopp sagte der taz, die Konsequenzen der
Corona-Krise für die Standortsuche ließen sich derzeit noch nicht
abschätzen: „Wir haben Auswirkungen in beide Richtungen.“ Die Kollegen, die
an der Erarbeitung des Zwischenberichts Teilgebiete arbeiteten, kämen „ganz
gut“ voran. „Denn es gibt kaum Ablenkung von außen.“ Dagegen ruhe die
Arbeit der Dienstleister bei der Digitalisierung unterirdischer Landkarten
von Bergwerken. „In die Archive der Geologischen Dienste kommen sie derzeit
Corona-bedingt nicht herein.“
Das Aufsicht führende Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung
(BASE) erklärte auf taz-Anfrage, der Behörde lägen „keine anderen
Erkenntnisse vor, dass der Bericht nicht gemäß den Anforderungen des
Gesetzes erstellt wird“. Es sei „im Interesse aller“, dass die Ergebnisse
des Berichts transparent gemacht und zur Diskussion gestellt würden.
„Selbstverständlich stellen sich alle Akteure schon jetzt darauf ein, dass
die Formen der öffentlichen Beteiligung mit den dann notwendigen
Anforderungen des Gesundheitsschutzes kompatibel sind“, so BASE-Sprecherin
Lisa Ahlers.
10 Apr 2020
## LINKS
[1] https://www.bi-luechow-dannenberg.de/themen/standortauswahlgesetz/
## AUTOREN
Reimar Paul
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