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# taz.de -- Die Wahrheit: Was liest der kleine Angsthase?
> Gute Bücher für die Quarantäne! Für Alt und Jung! Wer bereits alles
> weggesaugt hat, findet hier Tipps für den Nachschub.
Bild: Lewis Caroll-Alice im Wunderland als Miniaturbuch
Unser bildungshungriger Nachwuchs steht vor verschlossenen Schultoren und
der quälenden Frage „Welche Kinderbücher soll ich in der Quarantäne lesen?…
– Titel wie „Kalle Blomquist lebt gefährlich“ und „Der Hase mit der ro…
Nase“ liegen auf der Hand.
Andere klassische Kinderbücher sind nicht mehr zeitgemäß wie die „5
Freunde“-Bücher oder „Die Drei???“-Bände. Angesichts von Corona sollten…
Helden in der Literatur soziale Distanz wahren und als Einzelpersonen
ermitteln. Es sollten gute Quarantänevorbilder sein, die sich selbst
beschäftigen können, Vorbilder wie Pippi Langstrumpf und Robinson Crusoe.
Auch inhaltlich stellen sich viele Fragen, denn der junge Mensch muss
packend und wissenschaftlich präzise informiert werden. Genau das haben
sich die jungen wilden Schriftsteller vorgenommen, die von den
Jugendbuchverlagen darauf angesetzt wurden, ihre alten Bestseller zeitgemäß
umzuschreiben und mit aktuellem viralen Wissen anzureichern. Virologisch!
Und da machen die neuen Titel des Frühjahrs Mut: „Wo die wilden Viren
wohnen“ schildert den Alltag der kleinen Tunichtgute immer mit einem
kleinen Augenzwinkern und ohne pädagogischen Zeigefinger. „Der kleine Virus
Nimmersatt“ ist mehr für die jüngeren Leseratten gedacht, die etwas Älteren
werden eher zur „Unendlichen Ansteckungsgeschichte“ von Michael Ohneende
greifen. Überhaupt ist das Ende oft Thema in der virologischen
Jugendliteratur. „Räuber Rotzenplotz“ erlebt es leider nicht, „Tomte
Tummetot“ von Astrid Lindgren schon gar nicht und in „Schlaf gut, kleiner
Virus“ nehmen wir bewegt Abschied vom winzigen Negativhelden. Auch in „Kai
in der Kiste“ wird die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit nicht
gescheut.
## Hui Buh, das Testgespenst
Aber auch aufgearbeitete Klassiker können überzeugen, „Alice im
Mikrobenland“ beispielsweise. Dabei erleichterte der Umstand, dass bei
Alice in der Originalvorlage die Größenverhältnisse ohnehin laufend auf den
Kopf gestellt werden, die Neubearbeitung zweifellos.
Ein wichtiges aktuelles Thema ist natürlich die Hygiene, da greifen wir
gern zum „Duschgelbuch“ und zu „Hände weg von Larry“. Der unhygienische
„Kleine Eisbär“ wurde überzeugend zum „Kleinen Waschbär“, eine Bearb…
die sich „gewaschen hat“, wie der Verlag stolz mitteilt. Der kleine
Epidemiologe kommt an „Peter Pandemie“ nicht vorbei. Darin steckt der
jugendliche Überflieger sämtliche Piraten von Neverland an, denen auch die
obligate Rumkur nicht mehr helfen kann. Jim Knopf kämpft dagegen tapfer mit
13 wilden Viren und steckt dabei halb China an. Erfrischend realistisch ist
die „Post für den Tiger“, die vom Amtsarzt kommt, mehr soll hier nicht
verraten werden.
„Angesteckt in Bullerbü“ sei notorischen Impfgegnern als Pflichtlektüre i…
Impfbuch geschrieben. Poetischer ist „Der kleine Kronprinz“, in dem der
kleine Prinz mit der Krone dem altklugen Fuchs eine letale Fuchsstaupe
anhängt.
## Dr. Drosten und das liebe Vi
„Die Krankenakten von Narnia“ kommen leider etwas trocken und staubig
daher, da liest sich „Dr. Dolittle und seine Mikroben“ schon lebendiger,
und auch „Das Fliegende im Klassenzimmer“ erklärt überzeugend, warum die
Schulen eigentlich geschlossen wurden.
„O, wie schön ist Corona“ wollen wir dagegen nicht empfehlen,
schönfärberisch und süßlich verklebt es die Synapsen der aufgeweckten
jungen Leser. Das ganze Gegenteil davon ist „Das Sars – das war’s“ von …
Nachtmahr. Nichts für schwache Kindernerven!
Doch zum Ende der Quarantäne sollten die jungen Lesenden noch einmal etwas
Aufbauendes konsumieren, ehe sie wieder zur Schule gehen müssen. Wir
empfehlen „Ich mach dich gesund, sagte der Bär“. Äh, sagte natürlich der
Waschbär! Schöne Lesequarantäne wünschen wir auch weiterhin.
15 Apr 2020
## AUTOREN
Kriki
## TAGS
Kinderbücher
Kinder- und Jugendbücher
Schwerpunkt Coronavirus
Lärm
Rhetorik
Kolumne Nachsitzen
Redakteur
Tiere
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Märchen
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