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# taz.de -- Die Wahrheit: Von Brummbären und Knallwalen
> Der gute Brummton seit dem Urknall: In der Welt des allgegenwärtigen
> Krachs gibt es auch unerhört angenehme Geräusche.
Bild: Summend bestellt der Teddy sich ein zischendes Getränk, um das Magenknur…
„Knallt es, wenn man seine Unschuld verliert?“, fragten drei
sechzehnjährige Mädchen ohne Ortsangabe einmal Dr. Sommer in der Bravo.
Eine interessante Frage, die nur ein Dezibelologe (Lärmforscher) umfassend
beantworten kann.
Die Lärmforschung untersucht Unerhörtes aus der Welt der Geräusche und des
Kraches. So fanden Lärmforscher heraus, dass das menschliche
Sich-verknallen meist völlig geräuschlos vonstatten geht. Der sonst so
stille Magen kann aber dagegen vernehmlich knurren, wenn er nicht
regelmäßig gefüttert wird. Das befremdliche Geräusch nennt der
Gastrodezibelologe dann lautmalerisch „Borborygmus“ und bestellt rasch eine
Pizza.
Knall- und Knurrgeräusche sind meist nur von kurzer Dauer und gelten als
wenig nachhallig. Deshalb sind sie bei vielen ernsthaften Lautforschern
wenig beliebt, die unvermeidlichen Knalltraumata in der Lärmforschung taten
oft ein übriges. Lieber beschäftigen sich die verschrobenen Lautdoktoren
mit den angenehmeren tieferen Brummtönen. Denn wir leben alle in einem
brummenden Universum, kurz gesagt dem Brummiversum, wie schon der alte
Brummvater Brehm befand.
Alles fing mit dem eher unangenehm lauten Urknall an, dem glücklicherweise
anschließend auf unserem Planeten ein beruhigendes Grundbrummen folgte. So
wurde die Evolution der Lebewesen von einem vertrauten Geräusch grundiert.
Auf der Erde brummte es fortan allenthalben: Brummer brummten, Hummeln
summten, Brombeeren bromten!
## Brummis imitierende Elefanten
Die Elefanten gelten als große Tieftöner und verständigen sich über
Kilometer weit durch Brummen, ohne dass wir Menschen es hören können. Ein
Elefant, der in Mombasa in der Nähe der Autobahn in einem Gehege gehalten
wurde, lernte es sogar, hörbar zu brummen wie die Lastwagen, die wir ja
auch passenderweise gern Brummis nennen.
Brummende Dinge liebt der Mensch ohnehin, erst spielt er mit seinem
Brummbären, dem Teddy mit Brummton, und der spätere Erwachsene wird
womöglich selbst liebevoll „Bär“ genannt. Brummkreisel haben zwar
ausgekreiselt, dafür brummen heutzutage die Windräder und die Wirtschaft
dank erneuerbarer Energien. Doch das Brummen der Windräder muss man mögen,
hören kann man es nicht. So ein Brummton grummelt unhörbar unter 16 Hertz,
nur der Windradanrainer hört ihn trotzdem. Aus reiner Grundgenervtheit.
Wenn er wüsste, dass das Menschenohr nicht nur Geräusche aufnimmt, sondern
auch welche abgibt, wäre er sicherlich überrascht, aber nicht weniger
genervt. Was er nicht weiß, ist, dass diese „otoakustischen Emissionen“
durch die Haarzellen im Innenohr entstehen. Selten gehört, stets auf
Sendung.
Nilpferde und Wale brummen auch, aber das überhört der Mensch großzügig.
Doch was er nicht überhören kann, ist das Knallen der Wale. So ein großer
Knall entsteht leider nicht bei der Paarung der Meeresriesen, sondern ist
der lautstarke Schlussakkord nach dem Stranden und Vergehen. Die
Fäulnisgase explodieren, und der Wal schwingt anschließend wieder friedlich
mit im großen Brummton des Universums. Er nennt es Walhalla.
15 Jul 2020
## AUTOREN
Kriki
## TAGS
Lärm
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