Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Frauen machen Filme: Weiber G'schichten aus aller Welt
> Ein virtuelles Filmfestival: Die New Yorker Initiative Women Make Movies
> bietet auf ihrer Seite Filme zum Streamen an.
Bild: Szene aus „Girls’ War“ von Mylène Sauloy über die Kämpferinnen d…
Die Dienerschaft des Großgrundbesitzers ist zum Empfang angetreten. Das
Anwesen, auf dem er wohnt, lässt sich nur in einer Luftaufnahme wirklich
überblicken. Das Gespräch, das die [1][pakistanische Filmemacherin Sabiha
Sumar] mit dem Großgrundbesitzer und Abgeordneten führt, kreist um die
Frage, wie Pakistan zu dem geworden ist, was es heute ist. Doch die Frage,
die Sumar in ihrem Film „Azmaish: A Journey Through the Subcontinent“
aufwirft, ist größer und umfasst Pakistan, Indien und das Verhältnis der
beiden Länder zueinander.
Gemeinsam mit der indisch-französischen Schauspielerin Kalki Koechlin reist
Sumar durch die beiden Länder. In zahllosen Gesprächen formt sich ein
komplexes, teils widersprüchliches, aber stets aufschlussreiches Bild der
Veränderungen, die sich seit der Unabhängigkeit von Großbritannien in
beiden Ländern vollzogen haben. Sabiha Sumar ist eine Veteranin des
unabhängigen Dokumentarfilms in Pakistan. Ihr Film ist einer von einer
ganzen Reihe, die die [2][New Yorker Initiative Women Make Movies] jetzt
zum Streamen anbietet.
Das Virtual Film Festival war ursprünglich aus Anlass des Internationalen
Frauentags und des Women’s History Month geplant und wurde nun wegen des
Coronavirus bis Ende Mai verlängert. Nach einer kostenlosen Registrierung
bekommt man ein Passwort für das Festival zugeteilt. Das Angebot von
aktuell zwölf Filmen soll in den kommenden Wochen weiter wachsen.
## Women Make Movies ist eine 45 Jahre alte Institution
Women Make Movies ist eine Institution. Seit über 45 Jahren unterstützt die
New Yorker Initiative weibliche Filmemacherinnen, vertreibt deren Filme,
organisiert Retrospektiven und produziert Filme. Über 700 Filme befinden
sich im Vertrieb der Initiative. Mit Spenden kann man sowohl die Initiative
insgesamt als auch konkrete Filmprojekte oder einzelne Filmemacherinnen
unterstützen.
Die ersten zwölf Filme sind sämtlich Dokumentarfilme, inhaltlich schlagen
sie jedoch einen breiten Bogen. Zu den Filmen, die bereits online stehen,
zählt auch die Fernsehdokumentation „Girls’ War“ der französischen
Regisseurin Mylène Sauloy über die Kämpferinnen der kurdischen Meliz YPG im
Kampf gegen den „Islamischen Staat“.
Die US-Filmemacherin Ellie Lobovits folgt in ihrem halbstündigen
Dokumentarfilm „Birth on the Border“ zwei Frauen, die sich aus Ciudad
Juárez in Mexiko auf den Weg in die USA machen, um dort ihre Kinder zu
kriegen. Und die kanadische Filmemacherin Myriam Fougère erkundet in
„Feminista: A Journey to the Heart of Feminism in Europe“ feministische
Bewegungen von der Türkei bis an die Atlantikküste.
## Porträt zweier Tunesierinnen
Jessie Deeter zeigt in „A Revolution in Four Seasons“ die Zeit nach den
Aufständen in Tunesien, die den langjährigen Machthaber Zine el-Abidine Ben
Ali stürzte und den Beginn des Arabischen Frühlings markierte. Während
dieser in den meisten Ländern scheiterte, hat er sich in Tunesien als
halbwegs dauerhaft erwiesen.
Deeter porträtiert zwei Frauen von verschiedenen Polen des politischen
Spektrums in Tunesien – die Bloggerin Emna Ben Jemaa und die
Englischlehrerin und Jugendfunktionärin der islamistischen Ennadha-Partei
Jawhara Ettis. Während Emna Ben Jemaa sagt, sie habe sich immer in erster
Linie als Bürgerin gesehen und nicht als Frau, sagt Jawhara Ettis, die
Verbesserung der Rolle der Frau sei ihr ein zentrales Anliegen.
Das Virtual Film Festival von Women Make Movies fügt dem internationalen
Streamingangebot eine Vielfalt von Stimmen hinzu. Weibliche
Filmemacherinnen mit Geschichten aus aller Welt, die immer wieder aufs Neue
deutlich machen, dass die Geschichten, von denen die Filme handeln,
komplexer sind als zunächst gedacht. Auch im Falle des Streamingangebots
von Women Make Movies steht zu hoffen, dass die Ausnahmesituation in
Viruszeiten nur ein Testlauf ist. Zu wichtig sind die Filme, um auf sie in
Zukunft wieder verzichten zu müssen.
31 Mar 2020
## LINKS
[1] /Good-Morning-Karachi-im-ZDF/!5030646
[2] /Archiv-Suche/!721526&s=Women+Make+Movies&SuchRahmen=Print/
## AUTOREN
Fabian Tietke
## TAGS
Film
Künstlerinnen
Women Make Movies
Schwerpunkt Syrien
Spielfilm
Dokumentarfilm
Dokumentarfilm
Serie
Kolumne Erste Frauen
Kolonialismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Dokufilm über kurdische Polizistinnen: Märtyrerinnen für den Feminismus
Der Dokumentarfilm „The Other Side of the River“ begleitet eine kurdische
Polizistin. Sie kämpft in der Stadt Manbidsch für ein autonomes Leben.
Kinofilm „Giraffe“: Rätselhafte Figuren und viele Fragen
Eine Ethnologin dokumentiert Häuser, die verschwinden. Anna Sofie Hartmanns
Spielfilmdebüt „Giraffe“ mischt Feminismus und Zukunftsskepsis.
Streamingangebot der bpb: Jenseits der Erklärfilme
Die Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung ist informativ
unterwegs. Es finden sich aber auch Dokus und fernsehhistorische
Fundstücke.
Online-Archiv von Dokumentarfilmen: Über Algiers Dächern
Das International Documentary Film Festival Amsterdam bietet ein großes und
spannendes Online-Angebot von Dokumentarfilmen.
Serie „Unorthodox“ auf Netflix: Sechs Millionen ersetzen
Die Serie „Unorthodox“ erzählt von Esty, die aus einer chassidischen Sekte
nach Berlin flieht. Regisseurin Maria Schrader zeigt eine sehr enge Welt.
Frauen am Schläger: Queen Marys königliches Spiel
Eine leibhaftige Königin hat für den ersten Skandal im Golfsport gesorgt.
Auch sonst war das Leben der Maria Stuart nicht ganz ohne.
Polit-Kunst aus der Südsee in Hamburg: Spiel mit Exotik-Klischees
Ein Video der neuseeländischen Künstlerin Lisa Reihana im Hamburger Museum
am Rothenbaum führt bis heute bestehende kolonialistische Klischees vor.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.