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# taz.de -- Österreichs Einreisestopp wegen Corona: Grenze zu Italien dicht
> Österreich hat die Schengen-Regelung wegen Corona außer Kraft gesetzt.
> Für alle, die aus Italien einreisen wollen, ist die Grenze geschlossen.
Bild: Ärztin an der Brennerautobahn. Die Grenze zu Italien ist jetzt zu
Wien/Rom rts | Österreich hat wegen der [1][Coronavirus-Epidemie] ein
Einreiseverbot für Personen aus Italien verhängt und setzt damit die
Schengen-Regelung als erster EU-Staat in der Krise aus. „Hier ist das
oberste Ziel die Verhinderung des Austausches und somit das Einschleppen
der Erkrankung in unsere Gesellschaft“, sagte Kanzler Sebastian Kurz am
Dienstag in Wien. Italien geht unterdessen mit drastischen Maßnahmen gegen
eine weitere Ausbreitung des Virus und die wirtschaftlichen Folgen vor:
Seit Dienstag ist die [2][Bewegungsfreiheit der Bürger*innen im ganzen Land
eingeschränkt]. Reisen sind nur noch erlaubt, wenn sie beruflich,
medizinisch oder durch einen Notfall begründet sind. In Deutschland rief
das Robert-Koch-Institut die Krankenhäuser auf, sich auf eine größere Zahl
schwer erkrankter Corona-Patient*innen vorzubereiten.
Österreich will auch den Zug- und Luftverkehr mit Italien für Reisende
einstellen, sofern sie kein Attest haben. Güter sollen dagegen weiter die
Grenze passieren können. „Wir machen Grenzkontrollen an den
Grenzübergängen, eine Einreise ist nur mit gültigem Gesundheitszertifikat
aus Italien möglich“, sagte Innenminister Karl Nehammer. Eine Durchreise
durch Österreich sei aber erlaubt, solange kein Zwischenstopp im Land
eingelegt werden müsse. Ausnahmen soll es auch für Menschen geben, die 14
Tage isoliert in einer Unterkunft unterkommen. Österreich hat bisher 157
bestätigte Coronavirus-Fälle, Tote sind bislang nicht gemeldet worden.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier äußerte sich kritisch. „Die
Freizügigkeit ist ein hohes Gut“, sagte er in Berlin. Deutschland werde
alles tun, um Einschränkungen zu vermeiden. Darüber müsse aber auf
europäischer Ebene gesprochen werden. Die EU-Mitgliedstaaten können in
Notsituationen für einen bestimmten Zeitraum das Schengen-Abkommen zur
Abschaffung der Grenzkontrollen aussetzen. Sie müssen die EU-Kommission
über den Grund informieren. Die Kommission entscheidet, ob dies legal ist
oder nicht. Auch während der Flüchtlingskrise 2015/16 machten europäische
Staaten von dieser Möglichkeit Gebrauch.
## Leere U-Bahnen in Rom
In Rom waren die Straßen am Dienstag wie leergefegt, in der normalerweise
überfüllten U-Bahn blieben Sitze frei. In der Nacht hatte Ministerpräsident
Giuseppe Conte seine rund 60 Millionen Landsleute aufgerufen, wegen des
großen Anstiegs der Infektionen und der Zahl der Toten zu Hause zu bleiben.
„Unsere Gewohnheiten müssen sich ändern“, mahnte er. Zum Wohle Italiens
müsse auf bestimmte Dinge verzichtet werden. „Wir haben keine Zeit.“ Alle
öffentlichen Versammlungen würden daher verboten, Sportveranstaltungen
ausgesetzt. Die Schließung von Schulen und Universitäten werde landesweit
bis zum 3. April verlängert. Gaststätten müssen bis dahin um 18.00 Uhr
schließen.
Italien ist in Europa zum Brennpunkt der in China ausgebrochenen Epidemie
geworden. Seit am 21. Februar in der Nähe der Finanzmetropole Mailand erste
Infektionen bestätigt wurden, stieg die Zahl der Patienten auf mehr als
9.100. Über 460 Menschen starben. Das deutsche Robert-Koch-Institut stuft
inzwischen ganz Italien als Risikogebiet ein.
Das RKI erwartet auch in Deutschland eine Verschärfung der Lage und rief
die Krankenhäuser auf, sich wegen der zunehmenden Ausbreitung der Epidemie
auf eine größere Zahl schwer erkrankter Patient*innen vorzubereiten.
Hospitäler könnten nicht zwingend erforderliche Eingriffe aussetzen, sagte
RKI-Chef Lothar Wieler in Berlin. Dadurch würden mehr Betten für schwer
erkrankte Patient*innen frei. Zudem könnten weitere Betten zu
Intensivbetten aufgerüstet werden, etwa durch die Beschaffung zusätzlicher
Beatmungsgeräte. Eine weitere Möglichkeit sei, das Personal anders
aufzuteilen. Wenn sich nur bestimmte Mitarbeiter*innen mit besonderer
Schutzkleidung um Corona-Patient*innen kümmerten, sinke das
Ansteckungsrisiko für andere Ärzt*innen und Pfleger*innen.
Deutlich riet Wieler auch vom Besuch von Fußballspielen ab, um Ansteckungen
zu vermeiden und damit die Ausbreitung der Epidemie zu verlangsamen. Für
ihn wiege der Schutz älterer Menschen, die durch die Lungenkrankheit
Covid-19 besonders gefährdet sind, schwerer als das persönliche Interesse
am Besuch eines Fußballspiels. „Es gibt einfach Dinge, auf die man auch
verzichten kann. Und aus meiner Sicht kann man eben auch verzichten, zu
einem Fußballspiel zu gehen.“
In China, dem Ursprungsland der Epidemie, scheint sich die Lage unterdessen
langsam zu entspannen. Das Land meldete nur 19 neue Corona-Erkrankungen,
weniger als halb so viele wie einen Tag zuvor. Die Zahl der Todesfälle sank
von 22 auf 17. Präsident Xi Jinping besuchte die Millionenstadt Wuhan, wo
die Epidemie ausgebrochen war.
10 Mar 2020
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