# taz.de -- Bedürftige leiden unter Corona-Virus: „Arme im Hintertreffen“ | |
> Weil so viele Menschen Lebensmittel hamstern, bekommt die Berliner Tafel | |
> bekommt nur halb so viel Spenden, sagt Tafel-Gründerin Sabine Werth. | |
Bild: Ausgabestelle an Bedürftige in einer Kirchengemeinde | |
taz: Frau Werth, der Bundesverband der Tafeln hat verkündet, dass es | |
aufgrund der Hamsterkäufe immer weniger Spenden an die Lebensmitteltafeln | |
gibt. Ist die Berliner Tafel auch betroffen? | |
Sabine Werth: Bei uns kommen im Moment nur 50 Prozent der üblichen Spenden | |
an. Darauf müssen sich nicht nur unsere Ausgabestellen einstellen, sondern | |
auch die 300 sozialen Einrichtungen, die wir regelmäßig beliefern: Die | |
Bahnhofsmission, Kinderfreizeiteinrichtungen, Frauenhäuser... | |
Aber die Leute hamstern doch vor allem Konserven und andere Sachen, die | |
lange haltbar sind. | |
Offenbar nicht. Wenn Sie in [1][die Empfehlung des Bundesministeriums] | |
schauen, sind da ja auch Lebensmittel aller Art dabei, die man für zwei | |
Wochen vorrätig haben soll. | |
Da freut sich der Einzelhandel und vermeldet steigende Umsätze. | |
Noch. Das wird ganz sicher einbrechen, irgendwann müssen die Leute ihre | |
Vorräte ja auch aufessen. | |
Für die Menschen, die zu den Ausgabestellen der Tafeln kommen, gibt es | |
jetzt jedenfalls weniger Essen? | |
Niemand muss in Deutschland hungern, der sich nicht aus gesundheitlichen | |
Gründen nicht mehr um sich selbst kümmern kann. Aber es ist sicher so, dass | |
manche unserer Kunden den Gürtel noch etwas enger schnallen müssen. Wir | |
werden aber vor allem emotionale Arbeit an den Ausgabestellen leisten | |
müssen, weil sich arme Menschen auch hier im Hintertreffen fühlen. Sie | |
haben nicht nur kein Geld, um selbst Vorräte zu kaufen, sondern leiden auch | |
noch unter den Hamsterkäufen der Besserverdienenden. | |
Sehen auch Sie darin eine Ungerechtigkeit, dass sich arme Menschen nicht im | |
gleichen Maße bevorraten können? | |
Ehrlich gesagt halte ich diese ganze Hamsterei für überzogen. Kürzlich | |
meldete sich eine Frau bei uns, deren Mann gehamstert hat. Sie meinte, das | |
könnten sie niemals alles aufessen und fragte, ob sie uns einen Teil davon | |
spenden könnte. | |
Kann ich denn tatsächlich zehn Kilo Kartoffeln bei Ihnen vorbeibringen, | |
bevor Sie im Küchenregal keimen? | |
Behalten Sie, was Sie wirklich brauchen und bringen Sie den Rest gern in | |
die Ihnen am nächsten gelegene Ausgabestelle. Die freuen sich. | |
10 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Manuela Heim | |
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